Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
Kissen. »Glauben Sie, ich würde mir das nur einbilden? Es tut höllisch weh.«
»So habe ich das nicht gemeint«, erwiderte der Arzt in einem Tonfall, der Pennington beruhigen sollte. »Ihre neuronalen Funktionen müssen sich erst an den Verlust gewöhnen. Sie versuchen sich neu auszurichten – das zu umgehen, was sie nicht länger kontrollieren können. Wir könnten es mit einigen Sitzungen in einem Neuronalneutralisierer versuchen. Oder ich gehe mit einem Kortikalstimulator da rein und desensitiviere eine Region in Ihrem Thalamus. Aber ich möchte diese Optionen erst nutzen, wenn Sie entschieden haben, ob Sie eine Biosynthese wünschen. Sie würden sich vielleicht besser fühlen, aber Sie brauchen so viele synaptische Aktivitäten, wie Sie kriegen können, damit der neue Arm funktioniert.«
Trotz einer Welle der Enttäuschung, die über ihn hereinbrach, akzeptierte Pennington die Erklärung. »Okay, alles klar.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Mit einem Arm kann ich ja nicht einmal tippen, was?«
Fisher kicherte. »Sie tippen Ihre Geschichten noch per Hand?«
»Manchmal«, gestand Pennington und zuckte erneut mit den Achseln. »Wenn ich in der richtigen Stimmung bin oder es nicht eilig habe.«
»Dann sollten Sie es jetzt auch nicht so eilig haben«, meinte Fisher. »Es wird eine Weile dauern, aber nicht so lange, wie Sie vielleicht denken. Wir können mit den Scanprozessen beginnen, sobald Sie sich gut genug fühlen, und wenn Sie mehr schlafen möchten, kann ich dafür sorgen.«
Erneut sah Pennington zu seinem Arm oder vielmehr zu der Stelle, an der er sein sollte. War es seltsam, dass er nicht wütend darüber war, die Gliedmaße verloren zu haben, sei es nun aufgrund der Schießerei oder weil Fisher die erlittenen Verletzungen nicht besser behandeln konnte? Ein Teil von ihm fand, er müsste wütend sein oder auf etwas oder jemanden einschlagen wollen, aber so schnell, wie diese Gedanken kamen, schienen sie auch wieder zu verschwinden. Verleugnete er, was ihm zugestoßen war, oder hatte er bereits begonnen, es zu akzeptieren, ohne zu protestieren oder eine Szene zu machen, weil die ganze Sache so unfair war?
Besser, als tot zu sein, schätze ich
, fand er.
Wenigstens kann mich der Doc jetzt wieder zusammenflicken. Den größten Teil von mir zumindest
.
»Könnte ich vielleicht was zu essen bekommen?«, fragte er, ohne groß nachzudenken, weil er seinen Magen knurren hörte. Wie lange war es her, seit er die letzte feste Mahlzeit zu sich genommen hatte?
»Kommt sofort«, sagte Fisher. »Wie sieht es aus, möchten Sie Besuch empfangen? Das ist ganz allein Ihre Entscheidung.«
Die Frage überraschte Pennington sichtlich. »Wirklich? Es ist jemand hier, um mich zu sehen?«
»Ihr Besuch wartet schon eine ganze Weile«, berichtete der Arzt. »Augenblick, ich bin gleich wieder da.« Er verließ das Zimmer, und Pennington fragte sich, wer ihn wohl besuchen wollte. Admiral Nogura? Der kommandierende Offizier von Vanguard war vermutlich viel zu beschäftigt. Vielleicht empfand T’Prynn – ganz gegen ihre vulkanische Logik – Mitleid mit ihm und wollte mal nach ihm sehen? Oder Allie aus Tom Walkers Bar? Er überlegte auch, ob es nicht doch Lieutenant Ginther von der Stationssicherheit sein könnte.
Und nicht zuletzt
…
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als die Zimmertür erneut aufging und eine raue Stimme ertönte.
»Äh, hallo, Tim.«
»Ich werd nicht mehr«, murmelte Pennington mit einem Gefühl der Zufriedenheit, als er Cervantes Quinn in der Tür stehen sah. Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »
Tim
? Nichts als ein lausiges Tim? Ich muss doch schlimmer aussehen, als ich dachte.« Er sah zu, wie der zerzaust wirkende Händler eintrat, ohne wirklich dazu aufgefordert worden zu sein, und eher schlurfend als gehend an das Biobett trat. Für Penningtons verschlafenen, von Medikamenten umwölkten Blick sah Quinn noch immer ungekämmt und mitgenommen aus, und er schien alle möglichen inneren Dämonen niederzuringen, während er versuchte, sich ungezwungen zu geben.
»Ich hab gehört, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast«, sagte Quinn mit leiser Stimme, die so müde und ausgelaugt klang, wie der Mann auch aussah.
Pennington nickte. »Ich vermute, du kannst mir
ansehen
, dass ich eine schwere Zeit hatte. Also kann ich auch ruhig darüber reden.«
»Okay«, erwiderte Quinn und schien sich ein wenig zu entspannen. »Wie fühlst du dich?«
»Wie ein Idiot«, erwiderte Pennington.
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