Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
»Sind Sie vielleicht für einige
Sekunden eingeschlafen?«
Ein Alptraum? wiederholte Kes in Gedanken. Nun, auszuschließen war es nicht. Sie hatte es als sehr
entspannend empfunden, sich vom Wasser tragen zu
lassen. »Aber als ich die Augen öffnete…«, erinnerte sie sich laut. »Finsternis umgab mich. Und ich hörte
Schreie, bis Neelix mich wachrüttelte.« Sie löste den Kopf von der Brust des Talaxianers und sah zum
Strand, wo sich ihr eine friedliche Szene darbot. »Das alles kann ich doch nicht nur geträumt haben, oder?«
Der Rettungsschwimmer blieb skeptisch. »Manche
Leute behaupten, im Rauschen der Wellen Stimmen zu
hören, aber bestimmt bilden sie es sich nur ein. Wie dem auch sei: Ich glaube, für heute sind Sie genug
geschwommen. Vielleicht fühlen Sie sich an Bord Ihres Schiffes besser.« Er streckte den Arm aus, um sie zum Ufer zu führen.
Neelix trat zwischen Kes und den Ryol, so als fürchtete er, daß der Rettungsschwimmer eine Mund-zu-Mund-Beatmung versuchen könnte. Kes wäre amüsiert
gewesen, wenn sie nicht noch immer an den
Nachwirkungen des… Etwas gelitten hätte. Worum handelte es sich? Um einen Traum? Um
Halluzinationen? Vergeblich suchte sie nach einer
Erklärung für das, was sie erlebt hatte.
»Keine schlechte Idee«, sagte Neelix. »Was hältst du davon, Schatz? Sollen wir zur Voyager zurückkehren?«
Kes nickte geistesabwesend. Die Erinnerung an den
angeblichen Alptraum ließ sich schwerer vertreiben als die Dunkelheit. Spielte ihr die Phantasie einen Streich, oder hörte sie noch immer Echos des gräßlichen
Schreis, in fernen Winkeln ihres Selbst? Vielleicht
konnte ihr der Doktor helfen, oder Tuvok.
Trotz des warmen Sonnenscheins fröstelte Kes
plötzlich. So wundervoll Ryolanow sein mochte –
plötzlich sehnte sie sich nach dem Raumschiff zurück.
Ich habe etwas gehört , dachte sie und fand neue Kraft durch den Glauben an sich selbst. Da bin ich ganz sicher.
Zusammen mit Neelix und dem Ryol watete Kes zum
Strand zurück. Während der Talaxianer ihre
Insignienkommunikatoren und Handtücher von einer
sonnigen Stelle des Ufers holte, blickte Kes noch einmal übers Meer. Goldene Wellen rollten an den Strand und formten ein idyllisches Panorama. Alles war schön und friedlich; nichts wies auf die unermeßliche Qual hin, die Kes irgendwo in der Tiefe dieser Realität gespürt hatte.
Sie war sicher, daß sie schon bald an diesen Ort
zurückkehren würde.
V.
Draußen war es warm, und drinnen herrschte eine noch höhere Temperatur. Duftender Rauch stieg aus
Räucherbüchsen auf den Tischen, und laute Musik
erklang: Sie bestand zum größten Teil aus
Trommelschlägen und machte eine Unterhaltung
unmöglich, wenn die Sprechenden mehr als zehn
Zentimeter voneinander entfernt waren. Die niedrigen Tische waren von Sitzkissen umgeben und standen am
Rand einer Tanzfläche, auf der sowohl Ryol als auch
Besucher von der Voyager herumsprangen. Zumindest für diesen Abend trat die Erste Direktive zugunsten
einer noch wichtigeren Regel in den Hintergrund. Sie lautete: Es wird bis zum Umfallen gefeiert.
Tom Paris nickte anerkennend.
»Nicht schlecht«, sagte er und schätzte die Situation ein. »Auf der offiziellen Tom-Paris-Skala für vorzügliche Nachtklubs hat dieses Lokal eine Sieben plus verdient.«
»Und welches Etablissement bekommt die Zehn?«
fragte Harry Kim. »Etwa die komische französische
Spelunke, die Sie auf dem Holodeck installiert haben?«
Zusammen mit Paris und B’Elanna Torres saß Kim an
einem Tisch in unmittelbarer Nähe der Tanzfläche.
Seine Stimme war heiser, weil er seit fünfzehn Minuten versuchte, sich trotz der lauten Musik verständlich zu machen. Zum Glück sorgte ein Neffaler für ständigen
Nachschub an Getränken. Paris fand großen Gefallen
am Ryol-Wein.
»Nein«, erwiderte Tom nachdenklich. »Jener Kneipe
wird ein Punkt abgezogen, weil es sich bei ihr nur um eine holographische Simulation handelt. Das echte
Chez Sandrine auf der Erde hat eine Zehn verdient.« Er trank einen Schluck und sah sich um. »Glücksspiele
oder etwas in der Art scheint es hier nicht zu geben.
Aber abgesehen davon… Laute Musik, gute Getränke,
freundliche Einheimische. Was brauchen wir sonst
noch?«
»Dilithium«, brummte Torres und bedachte Harry Kim
mit einem durchdringenden Blick. »Ich weiß nicht,
warum ich zugelassen habe, daß Sie mich zu diesem
Blödsinn überredeten, Starfleet. Ich möchte
herausfinden, ob es auf
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