Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
nicht aus der
finsteren Leere vor ihnen.
»Eine Unterwasserklippe«, sagte Neelix.
»Die sich jetzt allerdings nicht unter Wasser befindet«, fügte Torres hinzu. »Zum Glück haben Sie den Kristall mitgebracht, Neelix. Andernfalls hätten wir einen Sturz in die Tiefe riskiert.«
»Danke«, sagte der Talaxianer und wirkte ein wenig
selbstgefällig. »Es zahlt sich immer aus, vorbereitet zu sein. Man weiß nie, wann man etwas braucht, das man
fast zurückgelassen hätte. So wie man Vater damals
sagte, kurz bevor uns die doppelt abgeschirmten
Meteoritenabsorber ausgingen…«
»Schon gut«, sagte Torres scharf und sah Kes an.
»Was jetzt?«
Die Ocampa atmete tief durch, bevor sie ganz vorsichtig ihre mentalen Schilde senkte. Fast sofort heulten die Schreie durch den psychischen Äther, noch lauter und verzweifelter als vorher. Von wem auch immer sie
stammten: Kes gewann den Eindruck, direkt über ihrem Ursprung zu stehen. Sie fühlte, wie die Vibrationen des Heulens durch ihren Körper glitten und ihre Knochen
erzittern ließen, von den Füßen bis zum Schädel. Es
war mehr, als sie ertragen konnte. Die Schreie füllten ihr ganzes Wesen und erstickten sie, hallten in ihren
Lungen wider, um dann durch den Hals zu dringen und
sich zwischen den Lippen hervorzupressen.
Etwas in Kes reagierte, und die mentalen Schilde
kamen wieder nach oben, verbannten die fremden
Schreie aus ihrer psychischen Welt. Sie schauderte
heftig und fand sich in Neelix’ Armen wieder. Mit einer Hand hielt er ihr den Mund zu.
»Pscht«, machte er, und daraufhin begriff Kes, daß sie wirklich geschrien hatte.
Sie nickte und bedeutete Neelix damit, daß sie sich
wieder unter Kontrolle hatte. Mitfühlende gelbe Augen musterten sie, suchten nach einer Bestätigung und
fanden sie. Der Talaxianer nahm die Hand fort. Kes
seufzte und lehnte sich an Neelix.
»Was ist passiert?« fragte der Talaxianer leise. »Du hast mir einen ordentlichen Schrecken eingejagt.«
»Es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte Torres.
Kes schenkte der Chefingenieurin keine Beachtung,
nahm ihre ganze Kraft zusammen und löste sich von
Neelix. Langsam trat sie an den Rand der Klippe heran und starrte in den dunklen Abgrund.
»Sie sind irgendwo dort unten«, sagte die Ocampa.
»Wer?« fragte B’Elanna.
»Sie«, erwiderte Kes »Die Opfer.«
Der Insignienkommunikator des Captains piepte und
unterbrach die Besprechung im Bereitschaftsraum. Die Kommandantin erhob sich und klopfte auf das kleine
Gerät.
»Hier Janeway. Ich höre.«
»Transporterraum Zwei, Captain. Die Tochter des
Ältesten ist für eine Besichtigungstour eingetroffen.«
Auch das noch , fuhr es Janeway durch den Sinn. Sie hatte Laazias angekündigten Besuch an Bord der
Voyager völlig vergessen. So etwas hat mir jetzt gerade noch gefehlt. »Ist sie allein?« fragte sie und befürchtete, daß Varathael beschlossen hatte, seine Tochter zu
begleiten.
»Nein«, lautete die Antwort aus dem Transporterraum
Zwei. Die Stimme gehörte Lieutenant Zon Kellar, einem erfahrenen Techniker und begeisterten
Amateurmusiker. »Sie hat sechs Begleiter mitgebracht.«
»Befindet sich der Älteste unter ihnen?«
»Nein, Captain. Die Ryol scheinen alle in Laazias Alter zu sein.«
Dem Himmel sei Dank dafür , dachte Janeway. Sie wollte Varathael erst dann wieder begegnen, wenn sie eine klare Vorstellung von den Absichten der Ryol hatte.
Doch welche Entscheidungen sollte sie in Hinsicht auf die bereits vereinbarten Besichtigungen an Bord treffen?
Sie sah sich am Tisch um. Die Gesichter von Chakotay, Tuvok und Tom Paris wiesen deutlich darauf hin, daß
sie alle Lieutenant Kellars Mitteilung gehört hatten.
Paris’ Unbehagen war offensichtlich. Unter anderen
Umständen hätte Janeway vielleicht eine gewisse
Schadenfreude angesichts der Verlegenheit des
Navigators gespürt, doch die Lage war viel zu ernst, um sich solchen Empfindungen hinzugeben.
»Irgendwelche Vorschläge?« fragte sie die
versammelten Offiziere.
»Ich rate zu Vorsicht«, sagte Tuvok. »Bis wir mehr
wissen, müssen wir davon ausgehen, daß die Ryol eine möglicherweise gefährliche Lebensform sind.«
»Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen«, sagte Chakotay.
»Obgleich ich als Grund dafür nur eine Ahnung
anführen kann. Allerdings eine ziemlich stark
ausgeprägte Ahnung.«
Jene Art von Ahnung, die Sie Ihrem Seelenfreund
verdanken , dachte Janeway. Sie wußte aus Erfahrung, daß dieser indianische Mystizismus alles andere
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