Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
sich
eine Luke öffnete. Der Doktor zögerte kurz. »Captain, was ist mit… Kes und den anderen auf dem Planeten?«
Er wollte nicht direkt zugeben, welche Sorgen er sich um Kes machte. Er sah mehr in ihr als nur eine
Assistentin. Sie war die erste Person, die ihn wie eine echte, lebendige Entität behandelt hatte. Bitte kehren Sie zurück, Kes, dachte er. Ohne Sie wird meine Existenz an Bord dieses Schiffes sehr einsam sein. »Es wäre eine ziemlich große Belastung für mich, wenn ich ganz allein alle in der Krankenstation anfallenden
Arbeiten erledigen müßte.«
»Ich lasse Kes und die anderen nicht im Stich«, sagte Janeway mit einer besonderen Festigkeit in ihrer
Stimme. »Das verspreche ich Ihnen. Janeway Ende.«
Nach dem Kom-Kontakt mit der Kommandantin warf der
Doktor den beiden immer noch bewußtlosen Ryol einen
neuerlichen Blick zu, bevor er den von der Frau
erbeuteten Phaser aufhob und neben Fähnrich Kims
Klarinette auf den Tresen legte. Dann seufzte er, beugte sich über den Mann, schlang ihm die Arme um den
Oberkörper und zog ihn hoch. Er war noch schwerer, als er aussah.
»Warum hat Starfleet nicht daran gedacht, auch den
einen oder anderen holographischen Sanitäter zu
programmieren«, ächzte der Holo-Arzt, als er den Ryol zum nächsten Biobett trug.
»Tom…«, sagte Laazia und schien sich im
Kommandosessel recht wohl zu fühlen. »Wie lange
dauert es noch, bis wir auf Ryolanow landen?«
»Nicht mehr lange«, erwiderte Paris und sah zum
Hauptschirm. Der Planet – ein goldener Globus, der hier und dort purpurne und schwarze Flecken aufwies –
befand sich im Zentrum des großen Projektionsfelds.
Paris berührte Schaltflächen, verband die
Navigationsstation mit den Kontrollen der
Fernbereichsensoren. Der Planet schwoll an, was den
Eindruck erweckte, daß sich die Voyager ihm näherte.
Für mich sieht’s gut aus, dachte Paris. Aber fallen die Ryol darauf herein?
Sein Bewußtsein gehörte wieder ihm. Der Schock
angesichts von Susans Tod und Laazias Brutalität
Chakotay gegenüber hatte Paris’ Gehirn befreit – der Benommenheitsnebel löste sich auf. Er konnte jetzt
wieder klar denken. Vielleicht hat Laazia mich
unterschätzt, überlegte er. Vielleicht dachte sie, Susans gräßliches Ende hätte mich endgültig eingeschüchtert.
Das zeigt nur, wie wenig die Ryol von uns Menschen verstehen.
Aber was konnte er jetzt unternehmen, ohne sofort zu verraten, daß er wieder über einen freien Willen
verfügte? Paris sah sich verstohlen auf der Brücke um und versuchte, die Situation einzuschätzen. Er
widerstand der Versuchung, angesichts seines bizarren Dilemmas den Kopf zu schütteln. Die Brücke ist von Fremden übernommen, dachte er. Und ich bin vielleicht der einzige, der etwas dagegen unternehmen kann.
Die allgemeine Atmosphäre war spannungsgeladen.
Laazia genoß noch immer ihren neuen Thron, den
Kommandosessel, während die übrigen Ryol Chakotay
und den Rest der Brückencrew bewachten. Der von
Susan Tukwila außer Gefecht gesetzte Ryol-Mann hatte sich inzwischen erholt – eine Beule an seiner Stirn und die aufgeplatzte Lippe wiesen deutlich auf Susans
Attacke hin. Paris vermied es, in Richtung der hinteren Konsolen zu sehen, wo Tukwilas verschrumpelter
Leichnam lag. Sie war eine mutige, überaus geschickte Kämpferin gewesen, aber all ihre Fähigkeiten hatten ihr nichts genützt. Es ging so schnell, dachte Paris. Ich konnte ihr nicht helfen. Es war einfach nicht genug Zeit!
Er wies sich selbst mehrmals darauf hin, daß ihn keine Schuld traf, daß er das hilflose Opfer einer fremden Macht gewesen war, aber deshalb fühlte er sich
keineswegs besser.
Nicht weit von Tukwilas traurigen Überresten entfernt saß Chakotay hilflos auf dem Boden, die Hände mit
Klebeband auf dem Rücken zusammengebunden. Zwar
hatten die Ryol dem Ersten Offizier einen Teil seiner Lebenskraft genommen, aber offenbar wollten sie
trotzdem kein Risiko eingehen. Paris spürte Chakotays vorwurfsvollen Blick im Rücken. Geben Sie mir eine Chance, dachte er. Es ist alles ganz anders, als Sie glauben.
Zwei Junioroffiziere – die Fähnriche Krevorr und Assink
– saßen an der technischen und wissenschaftlichen
Station. Ryol-Wächter befanden sich in ihrer Nähe und vertrauten auf ihre mentale Macht, um die Geiseln unter Kontrolle zu halten. Mal sehen, dachte Paris. Mit Chakotay sind wir zu viert, und wir haben es mit fünf Ryol zu tun. Anders formuliert: Es sieht nicht besonders
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