Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
habe ich nicht gerechnet.« Rasch betätigte er die Kontrollen des
Injektors. »Nun, vielleicht sind dreißig weitere
Kubikzentimeter angebracht.«
Er hob das verdammte Gerät und preßte es an Nalecs
Hals. Sitruua vernahm ein leises Zischen, und
unmittelbar darauf wandte sich der Doktor von dem Ryol ab. Er hatte es so eilig, wieder immateriell zu werden, daß er halb durch die Wand des Laboratoriums stürzte –
nur seine Beine blieben auf dieser Seite sichtbar.
Die Ryol-Frau hörte, wie der Injektor auf den Boden fiel.
Nalec schrie wütend, aber die zweite Dosis war zuviel für ihn. Seine Lider sanken nach unten, die Züge
glätteten sich, und die Arme erschlafften. Sitruua trat fort von den leeren Betten, und ihre Hand schloß sich fester um den Phaser.
»Was haben Sie getan?« rief sie zornig.
»Das sollte eigentlich offensichtlich sein«, erwiderte der Doktor. Sein Kopf ragte durch die Wand, als er
aufstand. Wenige Sekunden später befand er sich
wieder ganz in der Krankenstation. »Bitte sagen Sie mir: Weisen alle Angehörigen Ihres Volkes eine so hohe
Widerstandskraft Betäubungsmitteln gegenüber auf,
oder handelt es sich dabei nur um eine besondere
Eigenschaft Ihres Freunds?«
»Sie sind Nahrung«, knurrte Sitruua. »Das ist die
einzige Bedeutung, die Sie alle für uns haben.« Ganz deutlich spürte sie das kalte Metall des Phasers an ihren Fingern. Steckte in dem kleinen Objekt genug
Vernichtungskraft, um diesen Gegner zu eliminieren?
Unsicher hob sie die Waffe – sie hatte noch nie zuvor einen Phaser benutzt – und richtete sie auf den Doktor.
Er wölbte eine Braue und schien sich ganz und gar nicht bedroht zu fühlen. »Wissen Sie, wie man damit
umgeht?« fragte er. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben
darf: Legen Sie das Ding beiseite, bevor Sie sich
verletzen.«
»Tote Nahrung«, zischte Sitruua. »Lebloses Fleisch für Aasfresser.« Sie betätigte den Auslöser und
beobachtete zufrieden, wie ein blauer Strahl durch die Krankenstation zuckte und den Doktor am Hals traf,
dicht unter dem unverschämten Mund. Ja! dachte sie begeistert. Stirb!
»Arrrgh!« rief der Doktor und verzerrte das Gesicht. Mit beiden Händen griff er sich den Hals und schwankte
unsicher. »Der Schmerz! Die Agonie! Ich kann nichts
mehr sehen… Alles wird schwarz! O mein Gott, jetzt
erwartet mich der holographische Himmel!«
Einen Augenblick, dachte Sitruua und runzelte die Stirn.
Irgend etwas stimmte nicht.
Der Doktor straffte die Gestalt, und die Pein verschwand aus seinen Zügen. »Im Ernst«, sagte er ruhig. »Ich bin Arzt, kein Opfer. Ich fürchte, Sie müssen sich etwas Besseres einfallen lassen.«
Sitruua feuerte erneut und wählte dabei die maximale Emissionsstufe des Phasers. Der Strahl verursachte ein sonderbares Wabern dort, wo er auf den immateriellen Körpers des Doktors traf, aber er schien ihm nichts
anhaben zu können. Eine deutliche Wirkung zeigte sich hingegen an der Wand weiter hinten. Sie glühte rot, und innerhalb weniger Sekunden brannte die Phaserenergie ein Loch ins Metall, durch das man ins Laboratorium
sehen konnte. Ein akustischer Alarm ertönte, ausgelöst vermutlich von dem angerichteten Schaden.
Das Heulen der Sirene schmerzte in Sitruuas Ohren.
Sie deaktivierte den Phaser, doch die Sirene blieb auch weiterhin aktiv.
»Ich glaube, das genügt jetzt«, sagte der Doktor streng.
Er schritt durch die Krankenstation und griff unters Kopfkissen der nächsten Behandlungsliege. »In diesem Quadranten fällt es schwer genug, Nachschub an Medo-Material zu bekommen. Es ist alles andere als hilfreich, wenn Sie die hiesigen Einrichtungen mit einem Phaser beschädigen.«
Er holte ein Objekt hervor, das Sitruua vertraut erschien
– ein Strahler.
»Ich muß gestehen, daß ich Injektoren solchen Waffen vorziehe«, meinte der Mensch. »Aber ich bin durchaus imstande, Gebrauch davon zu machen, falls es
notwendig werden sollte. Ich schlage vor, daß Sie sich jetzt ergeben.«
Ein Ryol soll sich einem Neffaler ergeben? Sitruua heulte wütend. Dies war die letzte und größte Demütigung –
mehr konnte sie einfach nicht ertragen. Mit voll
ausgefahrenen Krallen griff sie an, um den Fremden zu zerfetzen, ihn in blutige Streifen zu reißen. Wenn er genug Substanz hat, um eine Waffe zu halten, so hat er vielleicht auch genug Substanz, um zu sterben. Das Gesicht des Menschen blieb unbewegt, doch Sitruua
war entschlossen, einen entsetzten Schrei aus ihm
herauszuholen. Es werden nur
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