Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Zuschauer. »Seht euch nur seine Hautfarbe an!«
»Er hat sogar ein Lichtschwert!«
Begeisterter Jubel ging von der Menge aus – Jubel, der sich bald in Spott verwandelte: in Spott auf seine Kosten – und jetzt nicht mehr nur auf seine. Verwirrt schaute Edell sich um und sah noch mehr schwarz gekleidete Keshiri auf die Straßen tanzen, ihre Gesichter in einer Vielzahl nicht violetter Farbtöne bemalt.
Die Menge drehte durch. »Die Sith! Die Sith!«
Die Kostümierten strömten auf den dämmrigen Platz zu, wo eine große Bühne errichtet worden war. Edell, der von der Menge mitgetrieben wurde, hatte keine andere Wahl, als ihnen zu folgen – und wurde geblendet, als über ihnen Lichter aufflammten. Auf mächtigen Dreifüßen brannten kolossale Kugeln mit gleißender Helligkeit, in deren Innern eine leuchtende Substanz ein Dutzend Mal gespiegelt und verstärkt wurde. Schlagartig konnte man ganz Kerebba sehen, und wie es schien, waren sämtliche Einwohner unterwegs hierher.
Die Lichter , dachte Edell aufschauend. Korsin sah einen von Lichtern bedeckten Kontinent.
Als ihm mit einem Mal klar wurde, dass er von Quarra getrennt worden war, blickte er suchend von einer Seite zur anderen. Nein, da war sie. Sie drängte sich durch die Menge auf ihn zu – und lächelte süffisant. Weiter vorn erklommen Feiernde das Podium, um eine Art Theaterstück vorzubereiten.
»Deshalb haben sie mich also einen Darsteller genannt.« Edell starrte sie finster an. »Ich gehe da nicht rauf.«
»Das müsst Ihr auch gar nicht«, sagte sie mit einer Geste. Im Publikum waren noch andere »Sith«, die die Feiernden anknurrten und von aufgeregten uniformierten Kindern ausgebuht wurden. »Gebt Euch einfach so niederträchtig wie immer.«
Edell verfolgte, wie die Keshiri auf der Bühne Requisiten aufbauten – Felsen, gemalte Wellen, ein großes Segelschiff. Zwei Keshiri zwängten sich in ein Uvak-Kostüm. »Ihr dachtet, ihr werdet belagert«, sagte er, »und jetzt ignoriert ihr das einfach – für ein Theaterstück ?«
»… das hier und in jeder anderen Stadt in Alanciar aufgeführt wird. Heute ist Wachsamkeitstag. Sie hatten nicht vor, ihn wegen eurer Invasion abzusagen.« Ihre Brust schien vor Stolz anzuschwellen, während sie sprach. » Besonders nicht deswegen.«
»Was du nicht sagst«, entgegnete er. Die Keshiri zu Hause trugen in Marmorhallen aufwendige Gebärdenspiele vor, bei denen sie prächtige Gewänder trugen. An Mäzenen herrschte selten Mangel, da Theater für den einen oder anderen Sith stets ein nützliches Propagandamittel war. Die Theatertruppen in der Hauptstadt hatten ihren Standard selbst dann noch aufrechterhalten, als die Zivilisation um sie herum beinahe zusammengebrochen war, und ihre Aufführungen allein während der Aufstände ein Vierteljahrhundert zuvor kurzzeitig eingestellt. Darüber hinaus waren sie ein entscheidender Faktor gewesen, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen und die Kunde darüber zu verbreiten, was Hilts im Bergtempel entdeckt hatte. Dieses Freilufttheater wirkte allerdings amateurhaft, die Kostüme nicht im Geringsten »Tahv-tauglich«.
Er schickte sich gerade an, das zu Quarra zu sagen, als die Schiffsrequisite auf der Bühne mit einem Mal von einem vorgeblichen Sturm hin und her geschleudert wurde. Der falsche Felsen stieg empor, um dem Schiff den Weg zu versperren, und dahinter trat eine Keshiri-Frau hervor. Das Publikum applaudierte ihrem Auftritt. In eine Lederrüstung gewandet, hielt sie einen schimmernden Glasstab mit einer glühenden Kugel an der Spitze in die Höhe – eine Miniaturversion der Lichter, die den Platz erhellten. Das auf den gemalten Wellen tanzende Schiff verharrte abrupt und fiel dann flach auf die Bühne, um den Blick auf Darsteller freizugeben, die genauso gekleidet waren wie die Seeleute, die Edell gesehen hatte. Beim Anblick ihres Stabes kauerten sie nieder. Stille senkte sich über die Menge.
»Ich bin Adari Vaal – und ich bin der Fels von Kesh!«
»Adari!« Edell konnte nicht verhindern, dass der Name aus ihm herausplatzte, woraufhin sich ihm etliche Augen zuwandten. Er erstarrte. Quarra sah ihn eindringlich an. Edell schlich sich, und die Zuschauer wandten ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu. Er fragte sich, ob er richtig gehört hatte, und bekam seine Antwort von der Bühne.
»Ich bin Adari, der Fels und die Botin, Retterin und Verlorene Tochter, Verbündete des Hellen Tuash, des legendären geflügelten Gnadenbringers«, verkündete die
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