Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
schon deine Erfahrungen gemacht hast, Adari. Dieses Meer hat dir auch jemanden genommen, nicht wahr?«
Adaris Mund klaffte auf. Woher weiß er das? Zhari war zwar dort ums Leben gekommen, aber das hätten die Neshtovar Korsin niemals erzählt. Über den Tod eines Reiters zu sprechen verstieß gegen ihr oberstes Gebot: Wenn einer von ihnen fiel, hieß das, dass die Anderwelt ihn für sich gefordert hatte. Abgesehen von Nink – und den allsehenden Himmelsgeborenen – war niemand Zeuge gewesen, als es geschah.
Entweder war Korsin ein Gedankenleser – oder er war tatsächlich der, der er zu sein vorgab. Die Worte kamen kaum über ihre Lippen. »Das … das ist nicht dasselbe. Ihr habt diesen Mann über die Klippe gestoßen . Ich hatte nicht das Geringste mit dem zu schaffen, was meinem Gatten …«
»Natürlich hattest du das nicht. Unfälle passieren. Doch es macht dir nichts aus, dass er starb«, beharrte er. »Das kann ich in dir sehen, Adari. Er war eine Gefahr für dich – für die Frau, zu der du gerade wirst.« Korsins buschige Augenbrauen glitten in die Höhe. »Du bist froh, dass er tot ist.«
Adari schloss die Augen. Korsin legte ihr einen Arm um die Schulter und drehte sie in Richtung Sonne. »Das ist schon in Ordnung, Adari. Unter den Sith braucht man sich für derlei nicht zu schämen. Unter seiner Knute wärst du niemals zu der geworden, die du heute bist. Genauso, wie du niemals zu der werden wirst, die zu sein dir bestimmt ist, solange Izri Dazh dich unter seiner Knute hat.«
Bei der Nennung dieses Namens öffnete Adari die Augen. Das Sonnenlicht blendete sie, aber Korsin ließ nicht zu, dass sie sich abwandte. »Du hattest Angst vor uns«, sagte er. »Und du hattest Angst, als du den Leichnam sahst. Du wusstest, dass wir auf dem Berg sterben würden, wenn du uns keine Hilfe brächtest. Dennoch hast du die Neshtovar zu uns geführt – weil du dachtest, dass wir dir gegen sie beistehen könnten.«
Er gab sie frei. Adari starrte noch einen weiteren Moment lang mit ausdrucksloser Miene zur Sonne empor, bevor sie den Blick abwandte. Hinter ihr sprach Korsin in dem beruhigenden Tonfall, den er benutzt hatte, als der Wind seine Stimme das erste Mal zu ihr trug.
»Indem du uns dabei unterstützt, mit den Keshiri zu verkehren, hilfst du nicht bloß uns , Adari. Du wirst Dinge über deine Welt erfahren, die du dir nie hättest träumen lassen.« Er drehte den Stein in ihrer Hand herum. »Ich weiß nicht, wie lange wir hier sein werden, aber ich verspreche dir, dass du in den nächsten paar Monaten mehr erfahren wirst als in deinem ganzen Leben davor. Mehr als je irgendein Keshiri zuvor.«
Adari erschauderte. »Was … was verlangt Ihr …«
»Eine einfache Sache: Vergiss, was du an jenem Tag gesehen hast.«
Korsin hielt sein Wort. In ihren ersten Monaten mit den Himmelsgeborenen lernte Adari tatsächlich viel über ihre Heimat. Doch sie erfuhr außerdem auch einige Dinge darüber, woher sie kamen und wer sie tatsächlich waren. Sie war eine gute Zuhörerin. Durch die einfachen Dinge lernen wir die Welt kennen.
Korsins Sith waren die Wesen von oben, die sie früher niemals anerkannt hatte, aber sie waren nicht die Götter aus der Keshiri-Legende – nicht im engeren Sinne. Sie besaßen erstaunliche Kräfte, und vielleicht lebten sie wirklich bei den Sternen. Aber sie bluteten keinen Sand, und sie waren nicht vollkommen. Sie stritten sich. Sie empfanden Neid. Sie töteten.
Bis zu einem gewissen Grad konnten die Sith tatsächlich Gedanken lesen. Korsin hatte diese Gabe genutzt, um sie um Hilfe zu ersuchen, als er sie in der Luft entdeckte. Doch sie waren nicht allwissend. Das fand sie bei einem einfachen, heimlichen Experiment mit Ravilan heraus. Sie hatte ihm vorgeschlagen, doch einmal eine Taverne im geschäftigsten Viertel von Tahv aufzusuchen. Er zog los und verirrte sich in derselben Gegend, in der sie sich ebenfalls stets verlief. Die Wahrnehmung der Sith mochte vielleicht erstaunlich sein, aber sie erforderten trotz allem das genaue Wissen anderer.
Sie bemühte sich, sie mit diesem Wissen zu versorgen, und begleitete Korsin zu vielen Arbeitsstätten, auf denen größtenteils gut gelaunte Keshiri-Arbeiter schufteten. Für die Keshiri waren die Himmelsgeborenen vollkommen genug – und für Adari galt dasselbe. Yaru Korsin war Zhari Vaal intellektuell so weit überlegen wie sie den Steinen, die sie mit solcher Hingabe studiert hatte, und solange es ihr gelang, dem Blick von Seelah auszuweichen
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