Star Wars™ Die Geißel (German Edition)
durchzusetzen, suchte immer nach einer Schwachstelle. Für einen Jedi war die Fähigkeit, in einem Plan oder bei einem Gegner eine Schwachstelle zu entdecken, natürlich unbezahlbar, doch Toro stürmte immer gleich sofort auf diese Schwachstelle los, häufig zulasten der Vorsicht.
War es das gewesen, das seinen ehemaligen Schüler dazu verleitet hatte, sich auf Tempest einzulassen? Vielleicht suchte er nach etwas, das sich noch schwieriger meistern ließ als die Philosophien seines Lehrers. Er wollte beweisen, dass er besser war. Er wollte anderen gegenüber noch einen weiteren Vorteil. Diesen Pfad zur Zerstörung hatten schon viele beschritten, und Mander hatte im Archiv genug Berichte darüber gelesen, um zu wissen, dass das eine höchst verlockende Falle war.
Mander stellte die letzten Peripheriemelder auf und musterte den Himmel, eine staubige Glocke, die von der Dämmerung nur matt erhellt wurde. In der Richtung, in der Tel Bollin lag, verdunkelten Schadstoffe in der Luft die rotbraune Färbung des Firmaments. Die Wolkendecke würde sie zwar vor den meisten Beobachtern von außerhalb der Atmosphäre abschirmen, doch ein gründlicher Scan würde die Wolken durchdringen und ihr Schiff ohne große Mühe aufspüren. Er nahm an, dass die eigentliche Frage war, wie entschlossen sie nach ihnen suchen würden. Der Lieutenant Commander war eigensinnig genug, um ihre Verfolgung aufzunehmen, selbst wenn das bedeutete, gegen einige Vorschriften der KSV zu verstoßen – gegen Vorschriften, auf die Mander bei seinen Nachforschungen gestoßen war. Und obgleich ihre offenkundige Intelligenz in Mander den Eindruck erweckte, dass die Kommandantin mit diesen Vorschriften sehr wohl vertraut war, hoffte er, dass ihr Pflichtbewusstsein sie daran hindern würde, sie allzu ungeniert zu missachten.
Während er in Gedanken versunken war, kam Reen mit einem Bündel Kleidung zu ihm herüber. »Hier«, sagte sie. »Zieht das an.«
Mander faltete einen ponchoartigen Umhang auseinander. »Das ist ein Zerape«, erklärte sie. »Hier draußen auf den Welten des Äußeren Rands allgegenwärtig. Auch, wenn Krin selbst zu beschäftigt ist, um nach uns zu suchen, hat sie ihren Leuten vermutlich gesagt, wonach sie die Augen offen halten sollen.«
»Wir sind ein Jedi, ein Bothaner und eine Pantoranerin«, sagte Mander. »Ich glaube nicht, dass es uns gelingen wird, uns sonderlich effektiv unter die hiesige Bevölkerung zu mischen.« Trotzdem nahm er das Kleidungsstück und breitete es über sein Gewand. Im Grunde war das Zerape kaum mehr als eine Decke mit einem Halsloch darin, aber es passte recht gut und ließ die Arme frei.
»Ich weiß nicht recht … Irgendwie seid Ihr anders, als ich es von einem Jedi erwarten würde«, sagte Reen.
Mander war überrascht. Ihre Worte spiegelten seine eigenen düsteren Gedanken wider. »Sind Sie schon anderen Jedi begegnet?«, fragte er. »Abgesehen von Ihrem Bruder, meine ich.«
»Nein«, sagte Reen. »Und Toro habe ich auch nicht mehr gesehen, seit er loszog, um sich dem Orden anzuschließen. Aber da sind die Holofilme. Die alten Epen und die Berichte aus dem Krieg. Die Jedi waren stets in der Offensive, griffen ständig an, gingen in einem fort Risiken ein – heldenhaft. Sie hingegen wirken eher …«
»Unzulänglich?«, schlug Mander vor, und unwillkürlich kam ihm sein Traum in den Sinn.
»Gewöhnlich«, entgegnete Reen, doch das Wort schenkte Mander nur wenig Trost. »Normal. Als wir uns das erste Mal begegnet sind, wart Ihr eher gewillt zu reden, als zu kämpfen. Ihr wart Popara und seinen Leuten gegenüber ausgemacht höflich. Und Ihr habt der KSV die Medikamente überlassen.«
»Weil sie sie einfach besser unter die Bedürftigen bringen können, als uns das möglich wäre«, merkte Mander an.
»Schön. Aber ich hatte trotzdem erwartet, dass Ihr Euer Lichtschwert schwingt oder jemanden mit der Macht durch den Raum schleudert oder Eure Gedankenkontrollkräfte einsetzt, um sie tanzen zu lassen«, meinte Reen.
»Warum denken Sie, dass ich nichts davon tun könnte, wenn ich wollte?«, fragte Mander lächelnd – und in der Hoffnung, dass sich mit dem Lächeln weitere Fragen abwenden ließen.
Doch das war nicht der Fall. »Was tut Ihr denn so als Jedi?«, fragte sie.
»Unterschiedliche Jedi haben unterschiedliche Aufgaben«, erklärte Mander.
»Und welche ist Eure?«, hakte Reen nach.
»Ich war Toros Meister«, sagte Mander. »Ich habe ihn in den Wegen der Macht unterwiesen.«
»Ja, ich
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