Star Wars - Episode III - Die Rache der Sith
seiner Kehle bewegen sich wie eine Schere.
Schnipp.
Und sein ganzes Leben löst sich in nichts auf.
Mörder und Ermordeter starrten sich gegenseitig an.
Aber nur der Mörder blinzelte.
Ich habe das getan.
Der Blick des abgetrennten Kopfes galt etwas, das sich jenseits der Welt der Lebenden befand. Das auf den Lippen erstarrte Flehen verhallte. Der kopflose Rumpf kippte, mit einem letzten leisen Seufzen der offenen Luftröhre, knickte an der Hüfte ein, als wollte er sich vor der Macht verbeugen, die ihm das Leben genommen hatte.
Der Mörder blinzelte erneut.
Wer bin ich?
War er der Sklavenjunge auf einem Wüstenplaneten, den man schätzte, weil er erstaunlich gut mit Maschinen umgehen konnte? War er der legendäre Pod-Pilot, der einzige Mensch, der jemals diesen tödlichen Sport überlebt hatte? War er der ungebärdige, temperamentvolle und übermütige Schüler eines großen Jedi-Meisters? Der Starpilot? Der Held? Der Geliebte? Der Jedi?
Konnte er all das oder irgendetwas davon sein und das getan haben, was er getan hatte?
Er fand die Antwort in dem Augenblick, als ihm klar wurde, dass er die Frage stellen musste.
Weitere Erschütterungen schüttelten den Kreuzer, als ihn Torpedos und Turbolaserblitze trafen. Dookus Kopf rollte übers Deck, und Anakin erwachte.
»Was…?«
Er entsann sich an einen Traum. Er war geflogen und hatte gekämpft, immer wieder gekämpft, und in jenem Traum konnte er all das zustande bringen, was er wollte. Und ganz gleich, was er tat: In dem Traum war es immer richtig, allein deshalb, weil er es tun wollte. In dem Traum gab es keine Regeln, nur Macht.
Und die Macht gehörte ihm.
Jetzt stand er vor einer kopflosen Leiche, deren Anblick er nicht ertrug, aber er konnte den Blick auch nicht abwenden, und er wusste, dass es gar kein Traum gewesen war, er hatte dies wirklich getan, hielt die Klingen noch immer in den Händen, und er sank tiefer in das Meer des Falschen, in das er gesprungen war.
Er ertrank darin.
Das Lichtschwert des Toten rutschte ihm aus den Fingern. »Ich… ich konnte mich nicht daran hindern…«
Und noch bevor die Worte seine Lippen verließen, hörte er ihren hohlen Klang und erkannte sie als Lüge.
»Du hast das Richtige getan, Anakin.« Palpatines Stimme war wie ein warmer Arm um seine Schultern. »Er war zu gefährlich, er durfte nicht am Leben bleiben.«
Vom Kanzler klang das wahr, aber als Anakin es in seinem Kopf wiederholte, begriff er, dass es ihm nie gelingen würde, an diese Wahrheit Palpatines zu glauben. Ein Zittern, das zwischen seinen Schulterblättern begann, drohte auf den ganzen Körper überzugreifen. »Er war ein unbewaffneter Gefangener… «
Das war die Wahrheit, diese eine unleugbare Tatsache. Zwar verbrannte sie ihn wie ein Schlag mit einem Lichtschwert, aber an der Wahrheit konnte er festhalten. Und irgendwie fühlte er sich dadurch etwas besser. Etwas stärker. Er versuchte es mit einer weiteren Wahrheit: Es war falsch, zu behaupten, dass er sich nicht daran hatte hindern können…
»Ich hätte das nicht tun sollen«, sagte er, und dabei klang seine Stimme fest und endgültig. Jetzt konnte er den Blick auf die Leiche richten, und auch auf den abgetrennten Kopf.
Er konnte sie als das sehen, was sie waren.
Ein Verbrechen.
Er war zu einem Verbrecher geworden.
Die Schuld traf ihn wie eine Faust. Er fühlte es: ein Schlag ins Herz, so wuchtig, dass er ihm die Luft aus den Lungen presste und die Knie weich werden ließ. Wie ein Joch aus Kollapsium hing die Schuld an seinen Schultern: ein unsichtbares Gewicht, das über seine Kraft hinausging, das Leben aus ihm presste.
Es gab keine Worte dafür. Er konnte nur sagen: »Es war falsch.«
Das fasste es alles zusammen.
Es war falsch.
»Unsinn. Es genügte nicht, ihn zu entwaffnen. Seine Macht ging über dein Vorstellungsvermögen hinaus.«
Anakin schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Die Jedi-Prinzipien verbieten so etwas.«
»Hast du nie bemerkt, dass die Prinzipien der Jedi nicht immer richtig sind?«, fragte Palpatine, verborgen im Schatten des Generalssessels.
Anakin sah in seine Richtung. »Ihr versteht nicht. Ihr seid kein Jedi. Ihr könnt es nicht verstehen.«
»Hör mir zu, Anakin. Wie viele Leben hast du mit einem Streich deines Lichtschwerts gerettet? Kannst du sie zählen?«
»Aber…«
»Es war nicht falsch, Anakin. Es mag gegen die Prinzipien der Jedi verstoßen, aber es war richtig. Und vollkommen natürlich: Er nahm deine Hand, und du
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