Star Wars - Episode III - Die Rache der Sith
kristallisierte die Welt um sie herum und wurde zu einem Edelstein der Realität, durchsetzt von Rissen und Verwerfungslinien der Möglichkeit. Dies war Mace Windus besondere Gabe: zu sehen, wie Personen und Situationen in der Macht zueinander passen, die Linien zu erkennen, an denen nützliche Brüche stattfinden können, und intuitiv die beste Art von Schlag zu bestimmen, die zum Bruch führt. Zwar konnte er nicht die Bedeutung der wahrgenommenen Strukturen erkennen – die dunkler werdende Wolke über der Macht, die sich mit der Rückkehr der Sith gebildet hatte, machte das mit jedem verstreichenden Tag schwerer –, aber die Präsenz von Bruchlinien war immer klar.
Mace hatte die Ausbildung von Anakin Skywalker befürwortet, obgleich das den Jahrtausenden der Jedi-Tradition zuwiderlief, denn die Struktur der Verwerfungslinien in der Macht um ihn herum hatte auf die Wahrheit von Qui-Gon Jinns Ahnung hingedeutet: dass der Sklavenjunge von Tatooine tatsächlich der prophezeite Auserwählte war, dazu bestimmt, die Macht ins Gleichgewicht zu bringen. Er hatte sich dafür eingesetzt, Obi-Wan Kenobi den Status des Meisters zu geben und die Ausbildung des Auserwählten in die Hände dieses neuen, noch nicht auf die Probe gestellten Meisters zu legen. Weil ihm seine einzigartige Wahrnehmung mächtige Schicksalslinien gezeigt hatte, die beide Leben miteinander verbanden, zum Guten oder zum Schlechten. An dem Tag, als Palpatine zum Kanzler gewählt worden war, hatte er ihn als Bruchpunkt von unermesslicher Bedeutung gesehen: ein Mann, von dem vielleicht das Schicksal der Republik abhing.
Jetzt sah er die drei Männer zusammen, und das komplexe Netzwerk aus Bruchlinien und Spannungsrissen, das sie miteinander verband, war so enorm mächtig, dass sich seine Struktur allen Berechnungen entzog.
Anakin war irgendwie der Angelpunkt, der Drehpunkt eines Hebels mit Obi-Wan auf der einen Seite, Palpatine auf der anderen und der Galaxis in der Schwebe. Doch die dunkle Wolke über der Macht hinderte Mace Windus Wahrnehmung daran, die Zukunft zu erkunden und dort einen Hinweis darauf zu finden, wohin dies alles führen mochte. Das Gleichgewicht war so labil, dass er nicht erahnen konnte, welche Folgen die kleinste Berührung nach sich ziehen würde. Ein geringer Stoß an der einen oder anderen Seite musste zu chaotischen Oszillationen führen. Alles konnte geschehen.
Alles.
Und das Netz aus Verwerfungslinien, das alle drei miteinander verband, stank nach der dunklen Seite.
Mace hob den Kopf, sah zum Himmel hoch und beobachtete einen Jedi-Shuttle, der durch die Abenddämmerung flog und sich der Plattform näherte.
»Ich fürchte, der Frieden kommt nicht infrage, solange Grievous frei ist«, sagte der Kanzler traurig. »Allein Dooku hat Grievous’ monströse Lust nach Gemetzel Grenzen gesetzt. Jetzt, nach dem Tod des Grafen, wird sich der General in der ganzen Galaxis austoben. Ich fürchte, der Krieg ist nicht etwa vorbei, sondern wird noch viel schlimmer.«
»Und was ist mit den Sith?«, fragte Obi-Wan. »Dookus Tod hätte zumindest eine Schwächung der dunklen Seite zur Folge haben sollen, aber stattdessen fühlt sie sich so stark an wie vorher. Meister Yoda scheint mit seiner Intuition Recht zu haben. Vielleicht war Dooku wirklich nur der Schüler des Sith-Lords und nicht der Meister.«
Mace ging in Richtung des Landeplatzes für kleine Schiffe, wo der Shuttle ankommen würde, und die anderen schlossen sich ihm an.
»Wenn ein Sith-Lord existiert, so wird er sich früher oder später zeigen. Das machen sie immer.« Er hoffte, dass Obi-Wan den Hinweis verstand und dieses Thema fallen ließ. In Anwesenheit des Obersten Kanzlers wollte Mace nicht über ihre Nachforschungen sprechen.
Je weniger Palpatine wusste, desto besser.
»Grievous ist ein interessanteres Rätsel«, sagte er. »Ihr seid seiner Gnade ausgeliefert gewesen, Kanzler, und Gnade zählt nicht gerade zu seinen Tugenden. Zwar freue ich mich, dass er Euch am Leben gelassen hat, aber ich frage mich auch nach dem Grund dafür.«
Palpatine breitete die Arme aus. »Ich kann nur vermuten, dass die Separatisten mich als Geisel wollten und nicht als Märtyrer. Schwer zu sagen. Vielleicht war es auch einfach nur eine Laune des Generals. Er ist sehr wechselhaft.«
»Möglicherweise sind die Separatisten bereit, ihm Einhalt zu gebieten, als Gegenleistung für gewisse…« Mace ließ seinen Blick zu einer Stelle über dem Kopf des Kanzlers gleiten. »…
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