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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Hindernisrennen ging es zu den vier Gestellen zum Gänseziehen. Die Vögel wurden kopfunter an einen hohen Querbalken gebunden, ihre Hälse eingefettet, und dann rannten die jungen Leute einer nach dem anderen unter dem Querbalken durch und sprangen hoch. Einige bekamen den Hals des Vogels überhaupt nicht zu fassen, andere scheiterten an der Butter, die den Gänsehals schlüpfrig machte, während wieder andere von dem scharfen Schnabel einer Gans getroffen wurden und Blut von ihren Fingern saugten, doch irgendwann starben die Vögel, und ihre Köpfe wurden abgerissen. Die Menge jubelte, als die blutüberströmten Gewinner mit ihren fetten Preisen abzogen.
    Der Tanz begann, als es Abend wurde. Zwei Stunden später, als es vollständig dunkel war, knatterte und funkelte das Feuerwerk über dem Anwesen Seven Springs. Starbuck hatte viel Wein getrunken und fühlte sich leicht beschwipst. Nach dem Feuerwerk setzte der Tanz mit einem Offizierskotillon wieder ein. Starbuck tanzte nicht, sondern stellte sich ins Halbdunkel unter einen hohen Baum und schaute den Tänzern zu, die sich unter den von Motten umflatterten Laternen drehten. Die Frauen trugen weiße Kleider, die zu Ehren des Unabhängigkeitstages mit blauen und roten Bändern geschmückt waren, während die Männer ihre grauen Uniformen trugen, und die Säbelscheiden schlugen ihnen an die Beine, wenn sie sich im Rhythmus der Musik bewegten.
    «Sie tanzen nicht», sagte eine leise Stimme.
    Als sich Starbuck umdrehte, hatte er Anna Faulconer vor sich. «Nein», sagte er.
    «Darf ich Sie zum Tanz führen?» Sie streckte ihm die Hand entgegen. Hinter ihr schimmerten die Fenster von Seven Springs im Licht der Kerzen, die in den Zimmern angezündet worden waren. Das Haus sah sehr schön aus, beinahe magisch. «Ich musste Mutter in ihr Schlafzimmer begleiten, weil sie sich hinlegen wollte», erklärte Anna, «daher habe ich die Aufstellung für den Kotillon verpasst.»
    «Nein, danke.» Starbuck ignorierte ihre ausgestreckte Hand, mit der sie ihn zum Kotillon einlud.
    «Wie ungalant von Ihnen!», sagte Anna verletzt und vorwurfsvoll.
    «Das ist keine mangelnde Galanterie», erklärte Starbuck, «sondern mangelndes Tanzvermögen.»
    «Sie können nicht tanzen? Tanzen die Leute in Boston denn nicht?»
    «Die Leute schon, aber nicht meine Familie.»
    Anna nickte verständnisvoll. «Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie Ihr Vater einen Tanz anführt. Adam sagt, er ist sehr unerbittlich.»
    «Ja, das ist er.»
    «Armer Nate», sagte Anna. Sie beobachtete, wie Ethan Ridley beim Tanz seine Hand um die Finger einer schlanken, gewandten Schönheit legte, und ein Ausdruck ratloser Traurigkeit zog über ihr Gesicht. «Mutter war unfreundlich zu Ihnen», sagte sie zu Starbuck, beobachtete aber weiter Ridley.
    «Das hat sie bestimmt nicht so gemeint, da bin ich sicher.»
    «Sind Sie das?», fragte Anna unverblümt, dann zuckte sie mit den Schultern. «Mutter glaubt, Sie locken Adam weg», erklärte Anna.
    «In den Krieg?»
    «Ja.» Endlich löste Anna ihren Blick von Ridley und sah zu Starbuck auf. «Sie will, dass er hierbleibt. Aber das kann er nicht, oder? Er kann nicht in Sicherheit zu Hause sitzen bleiben, während andere junge Männer dem Norden entgegentreten.»
    «Nein, das kann er nicht.»
    «Aber das sieht Mutter nicht. Sie denkt einfach, dass er unmöglich sterben kann, wenn er zu Hause bleibt. Aber ich verstehe, dass ein Mann damit nicht leben kann.» Sie sah Starbuck an, ihre Augen überglänzt vom Licht der Laternen, das seltsamerweise ihr kleines Schielen betonte. «Sie haben also noch nie getanzt?», fragte sie. «Ehrlich?»
    «Ich habe noch nie getanzt», sagte Starbuck. «Keinen einzigen Schritt.»
    «Ich könnte es Ihnen vielleicht beibringen.»
    «Das wäre sehr freundlich.»
    «Wir könnten jetzt gleich anfangen», erbot sich Anna.
    «Lieber nicht, danke.»
    Der Kotillon endete, die Offiziere verbeugten sich, die Damen knicksten, und dann verteilten sich die Paare über den Rasen. Captain Ethan Ridley bot dem schlanken Mädchen seinen Arm und begleitete sie zu den Tischen, wo er sie mit einer höflichen Verbeugung aufforderte, ihren Platz einzunehmen. Dann, nach einer kurzen Unterhaltung mit einem Mann, der wohl der Vater des Mädchens war, drehte er sich um und ließ seinen Blick über die laternenbeschienenen Rasenflächen wandern, bis er Anna entdeckte. «Ich dachte, wir könnten jetzt zu Abend essen, was meinst du?», schlug Ridley vor, als er bei Anna

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