Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
hoch.
«Starbuck!», rief jemand. Es war ein Major, den James als mürrischen und gewieften Anwalt aus Boston kannte, doch aus irgendeinem Grund und obwohl James den Mann jede Woche im Anwaltsclub getroffen haben musste, wollte ihm sein Name nicht einfallen. «Wo ist McDowell?», rief der Major.
«Unten an der Mautstraße.» Es gelang James, einen zusammenhängenden Satz herauszubringen.
«Er sollte hier sein!» Eine Granate schrillte über ihre Köpfe hinweg. Der Major, ein magerer grauhaariger Mann mit säuberlich gestutztem Bart, fuhr zusammen, als die Granate irgendwo hinter ihnen explodierte. «Verdammte Kerle!»
Welche verdammten Kerle?, fragte sich James, und dann wunderte er sich, dass er solch ein Fluchwort benutzt hatte, und sei es auch nur in Gedanken.
«Wir bekämpfen sie nur stückweise!» Der Bostoner Anwalt versuchte eine Erklärung für die Zwangslage der Nordstaatenarmee zu finden. «So wird das nichts!»
«Was meinen Sie damit?» James musste schreien, um sich über den unaufhörlichen Geschützlärm verständlich zu machen. Wie lautete der Name dieses Mannes? Ihm fiel wieder ein, dass sich der Anwalt wie ein Bluthund ins Kreuzverhör verbeißen konnte und einen Zeugen erst gehen ließ, wenn er den Beweis aus ihm herausgeholt hatte, und James erinnerte sich an die berühmte Episode, in der dieser Anwalt einmal gegenüber dem obersten Bundesrichter Shaw die Beherrschung verloren und ihn in öffentlicher Sitzung geistig und juristisch verbohrt genannt hatte, wofür ihn Shaw zuerst mit einem Bußgeld belegte und anschließend zum Essen einlud. Wie hieß dieser Mann nur?
«Die Angriffe sollten gleichzeitig geführt werden! Wir brauchen einen General, der die Angriffe koordiniert.» Unvermittelt unterbrach sich der Major.
James, der sich immer unbehaglich fühlte, wenn öffentliche Autoritäten kritisiert wurden, versuchte zu erklären, dass General McDowell zweifellos über die Vorgänge im Bilde sei, doch dann hörte er zu reden auf, denn der Major schwankte. James streckte die Hand aus, und der Major packte sie mit dämonischer Kraft, dann öffnete er den Mund, doch statt Worten kam nur ein riesiger Blutschwall heraus. «Oh, nein», gelang es dem Major zu sagen, dann fiel er James vor die Füße. James wurde bewusst, dass er zitterte. Das war ein Albtraum, und er hatte grauenvolle, erbärmliche und verachtenswerte Angst. «Sagen Sie meiner lieben Abigail», brachte der sterbende Major heraus und sah mitleiderregend zu James auf, und James konnte sich immer noch nicht an den Namen des Mannes erinnern.
«Was soll ich Abigail sagen?», fragte er einfältig, aber der Major war tot, und James schüttelte die Hand des Toten ab, und dann überkam ihn eine schreckliche, schreckliche Traurigkeit, weil er sterben würde, ohne je die Freuden dieser Welt kennengelernt zu haben. Er würde sterben, und niemand würde ihn wirklich vermissen, niemand würde wirklich um ihn trauern, und James starrte in den Himmel hinauf und stieß einen Schrei des Selbstmitleides aus, dann befreite er ungeschickt seinen Revolver aus dem steifen Lederholster und zielte vage in die Richtung der konföderierten Armee und zog wieder und wieder den Abzug, sodass die Kugeln im Mündungsrauch davonjagten. Jeder einzelne Schuss war ein Protest und eine Rache an seiner eigenen ängstlichen Natur.
Das Regiment aus Massachusetts rückte vor. Die Kampflinie hatte sich in kleine Gruppen von Männern aufgelöst, die sich nun zwischen den Toten und Sterbenden ihren Weg suchten. Sie unterhielten sich beim Kämpfen, feuerten sich an, verteilten Lob und machten Witze. «Hey, Rebell! Hier kommt eine Bleipille gegen deine Krankheit!», rief ein Mann, bevor er feuerte.
«Alles in Ordnung mit dir, Billy?»
«Das Gewehr ist total verstopft.» Die Minié-Geschosse dehnten sich in den Gewehrläufen aus, da ihre Hohlböden von den Pulvergasen ausgeweitet wurden, um den Drall des Geschosses in eine tödlich genau verlaufende Schussbahn zu verwandeln. Die Reibung des ausgedehnten Geschosses an der Innenwand des Laufs sollte die Verschmauchung im Gewehrlauf beseitigen, aber diese Theorie funktionierte nicht, und die hartgebrannten, hängengebliebenen Pulverrückstände machten es den erschöpften Männern sehr schwer, die Waffe nachzuladen.
«Hier, Rebell! Die ist für dich!»
«Gott, das war knapp.»
«Bringt nichts, sich zu ducken, Robby, die sind vorbei, bevor du sie gehört hast.»
«Hat jemand noch Munition? Gib mir mal einer eine
Weitere Kostenlose Bücher