Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Galerie und dann hinunter zu seiner eigenen Familienbank, in der sein ältester Sohn James in seinem neuen, steifen blauen Uniformrock saß. «Was haben sie getan?» Mit schneidender Stimme beantwortete Reverend Elial Starbuck seine eigene Frage. «Sie haben ihre Narrheit wiederholt! ‹Denn wie ein Hund, der sein Gespei wieder frisst, so ist der Tor, der seine Narrheit wiederholt.›» Darüber hatte Reverend Elial Starbuck gepredigt, der Satz stammte aus dem Buch der Sprüche, Kapitel sechsundzwanzig, Vers elf. Bekümmert schüttelte er den Kopf, zog seine Hand zurück und wiederholte das grässliche Wort mit hoffnungsloser Stimme. «Gespei, Gespei, Gespei.»
Die Sklavenhaltergesellschaft, sagte er, sei in ihrem eigenen Gespei stecken geblieben. Sie suhle sich darin. Sie schwelge darin. Ein Christenmensch, so erklärte Reverend Elial Starbuck, habe in diesen trüben Tagen nur eine Wahl. Ein Christenmensch müsse sich mit dem Schild des Glaubens wappnen, er müsse die Waffe der Gerechtigkeit aufnehmen und er müsse nach Süden ziehen, um das Land von den Hunden des Südens zu säubern, die ihr eigenes Gespei fraßen. Und wer zu den Sklavenhaltern gehört, ist ein Hund, betonte er, und er muss geschlagen werden wie ein Hund, er muss gepeitscht werden wie ein Hund, bis er winselt wie ein Hund.
«Halleluja!», tönte es von der Galerie, und in der Familienbank der Starbucks unterhalb der Kanzel ergriff James Starbuck ein Gefühl frommer Befriedigung darüber, dass er in der Armee seines Landes Gottes Werk tun würde. Dann wurde es abgelöst von der Furcht, dass die Sklavenhalter die Peitschenhiebe nicht ganz so widerstandslos hinnehmen würden wie ein verängstigter Hund. James Elial MacPhail Starbuck war fünfundzwanzig Jahre alt, aber sein schon dünner werdendes schwarzes Haar und der Weltschmerz, der ihm immerzu ins Gesicht geschrieben stand, ließen ihn zehn Jahre älter wirken. Über seine beginnende Kahlheit konnte er sich jedoch mit seinem vollen, dichten Bart hinwegtrösten, der gut zu seiner großen, beleibten Gestalt passte. Er schien mehr nach seiner Mutter als nach seinem Vater zu kommen, auch wenn er, was den Fleiß anging, in jeder Hinsicht Elials Sohn war. Obwohl er seinen Abschluss an der Harvard’s Dane Law School erst vor vier Jahren gemacht hatte, sprach man von James schon als dem kommenden Mann im Commonwealth of Massachusetts, und dieser Ruf hatte ihm, zusammen mit der Fürsprache seines berühmten Vaters, einen Platz im Stab von General Irvin McDowell verschafft. Diese Predigt war für viele Wochen die letzte, die James von seinem Vater hören würde, denn am nächsten Morgen würde er sich auf den Weg nach Washington machen, um seine neuen Pflichten zu übernehmen.
«Der Süden muss winseln wie die Hunde, die ihr eigenes Gespei fressen!» Reverend Elial begann mit der Zusammenfassung, die zum glühenden, gefühlsgeladenen Ende der Predigt führen sollte. Doch ein Gottesdienstbesucher wartete dieses Schlussfeuerwerk nicht ab. Unter der Galerie ganz hinten in der Kirche wurde das Türchen einer Bank geöffnet, und ein junger Mann glitt heraus. Auf Zehenspitzen ging er die paar Schritte bis zum Ausgang, dann schob er sich in den Vorraum. Die wenigen Leute, die ihn hatten gehen sehen, dachten, ihm wäre unwohl, aber in Wahrheit litt Adam Faulconer nicht körperlich, sondern im Herzen. Auf der Kirchentreppe blieb er stehen und atmete tief ein, während sich hinter ihm, nun gedämpft von den Granitmauern der hohen Kirche, die Stimme des Predigers hob und senkte.
Adam sah seinem Vater erstaunlich ähnlich. Er hatte die gleichen breiten Schultern, den kräftigen Körperbau und das entschlossene Gesicht, die gleichen blonden Haare, die blauen Augen und den eckig gestutzten Vollbart. Es war ein zuverlässiges, vertrauenerweckendes, in diesem Augenblick jedoch sehr besorgtes Gesicht.
Adam war nach Boston gefahren, nachdem ihm sein Vater einen Brief geschickt hatte, der Starbucks Ankunft in Richmond beschrieb. Washington Faulconer hatte Nates Probleme skizziert und dann angefügt: «Dir zuliebe biete ich ihm Unterkunft und alle Aufmerksamkeit. Ich vermute, dass er so lange wie nötig bleiben wird, und ich vermute außerdem, das könnte für immer sein, allerdings gehe ich davon aus, dass es nur die Angst vor seiner Familie ist, die ihn in Virginia festhält. Vielleicht könntest du, sofern es deine Aufgaben zulassen», und Adam hatte den Groll aus der Wortwahl seines Vaters herausgelesen, «Nates
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