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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Familie benachrichtigen, dass ihr Sprössling reuig, gedemütigt und auf Nächstenliebe angewiesen ist, und sie so dazu bringen, ihm ein Zeichen ihrer Vergebung zu schicken?»
    Adam hatte ohnehin nach Boston fahren wollen. Er wusste, dass die Stadt im Norden höchst einflussreich war, ein Ort der Bildung und der Frömmigkeit, wo er Männer zu finden hoffte, die sich um eine friedliche Lösung bemühten. Und er hatte auch gehofft, eine Lösung für Nate Starbuck zu finden, weshalb er Reverend Elial Starbucks Haus aufgesucht hatte. Doch nachdem Elial erfahren hatte, worum es ging, weigerte sich der Reverend, Adam zu empfangen. Nachdem Adam nun die Predigt gehört hatte, glaubte er, dass es für Amerika ebenso wenig Hoffnung gab wie für Nate. Als sich die Gehässigkeiten von der Kanzel herab ergossen, hatte Adam begriffen, dass es keine Einigung geben konnte, solange ein solcher Hass ungestillt blieb. Die Christian Peace Commission war bedeutungslos geworden, denn die Kirchen von Amerika konnten ebenso wenig Frieden bringen, wie eine Kerzenflamme den winterlichen Lake Wenham auftauen konnte. Amerika, Adams gelobtes Land, würde sich in einen Krieg stürzen. Für Adam ergab das keinen Sinn, denn er verstand nicht, wie anständige Menschen jemals glauben konnten, dass ein Krieg mehr zur Klärung beitragen könnte als Vernunft und guter Wille. Doch langsam und widerwillig musste Adam einsehen, dass nicht guter Wille und Vernunft die Triebfedern der Menschheit waren, sondern vielmehr blinde Leidenschaft, Liebe und Hass die Geschichte vorantrieben.
    Adam ging durch die wohlhabenden Straßen Bostons, unter dem frischen Grün der Bäume hindurch, vorbei an den hohen Häusern, an denen so fröhlich patriotische Flaggen und Wimpel flatterten. Sogar an den Kutschen der Gottesdienstbesucher hingen amerikanische Flaggen. Adam liebte diese Flagge, und seine Augen wurden feucht, wenn er an all das dachte, wofür sie stand, doch nun sah er in ihren leuchtenden Sternen und den breiten Streifen nur noch ein Stammeszeichen, das aus Hass zur Schau gestellt wurde. Er wusste, dass alles, wofür er gearbeitet hatte, in dieser Feuerprobe untergehen würde. Es würde Krieg geben.

    Thomas Truslow war ein kleiner dunkelhaariger, kräftiger Mann. Eine wettergegerbte Erscheinung mit schmutzigem Gesicht und verdreckter Kleidung. Sein schwarzes Haar war lang und hing ihm wirr um den Kopf, sein dichter Bart schien angriffslustig von seiner tiefgebräunten Haut abzustehen. Seine Stiefel waren dicksohlige Rindsleder-Brogans, er trug einen breitkrempigen Hut, schmuddelige Kentucky-Jeans und ein Hemd aus handgewebtem Baumwollstoff, dessen Ärmel herausgerissen waren, sodass man die kräftigen Muskelstränge seiner Oberarme sah. Auf seinen rechten Unterarm war ein Herz tätowiert, unter dem das seltsame Wort Emly stand. Starbuck brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass es vermutlich eine falsche Schreibung des Namens Emily war.
    «Hast du dich verirrt, Junge?» Der unansehnliche Kerl trat vor. Truslow hatte eine altertümliche Steinschloss-Muskete gehoben, deren deprimierend rußgeschwärzte Mündung unbeweglich auf Starbucks Kopf gerichtet war.
    «Ich suche Mister Thomas Truslow», sagte Starbuck.
    «Ich bin Truslow.» Die Mündung bewegte sich nicht, ebenso wenig wie die merkwürdig hellen Augen. Im Grunde, dachte Starbuck, waren es diese Augen, die ihm die größte Angst einjagten. Man könnte dieses Scheusal waschen, seinen Bart stutzen, ihm das Gesicht abschrubben und es in einen Sonntagsanzug stecken, und immer noch würden diese wilden Augen die abschreckende Botschaft verbreiten, dass Thomas Truslow nichts zu verlieren hatte.
    «Ich bringe Ihnen einen Brief von Washington Faulconer.»
    «Faulconer!» Der Name rief ein freudloses Lachen hervor. «Will, dass ich bei ihm Soldat werde, was?»
    «In der Tat, Mister Truslow, so ist es.» Starbuck bemühte sich um einen gleichmäßigen Klang seiner Stimme, um nicht die Angst zu verraten, die ihm diese Augen und die von ihnen ausgehende Drohung einflößten. Es kam ihm vor, als könnte ein sensibler Mechanismus in dem finsteren Gehirn hinter diesen hellen Augen jeden Moment einen zerstörerischen Gewaltausbruch auslösen. Diese Gefährlichkeit Truslows schien schrecklich dicht an Wahnsinn zu grenzen und war der vernunftgesteuerten Welt in Yale, Boston und Washington Faulconers elegantem Haus unglaublich fern.
    «Hat sich ganz schön Zeit gelassen, um jemanden zu mir zu schicken, oder?», sagte

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