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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erklärte. «Ich bin sicher, ich kenne Miss Royall.» Adam runzelte die Stirn. «Aber ich kann sie beim besten Willen nicht unterbringen!» Er ärgerte sich über sich selbst.
    «Jeder Mann, der eine Schönheit wie Miss Royall nicht unterbringen kann, muss vollkommen gefühllos sein», sagte Julia, und dann lachte sie über Adams Verwirrung. «Mein lieber Adam, ich weiß, dass du nicht gefühllos bist. Erzähl mir von deinem Freund Starbuck. Er wirkt interessant.»
    «Interessant genug, um unsere Gebete notwendig zu haben», sagte Adam und erklärte, so gut es ging, dass Starbuck studiert hatte, um Geistlicher zu werden, dann aber von einem anderen Leben verlockt worden war. Welcher Natur diese Verlockung war, beschrieb Adam nicht, und Julia war zu klug, um nachzufragen. «Er hat hier im Süden Zuflucht gefunden», erklärte Adam, «und ich fürchte, dass sich nicht nur in politischer Hinsicht sein Standpunkt geändert hat.»
    «Du meinst, er ist vom Glauben abgefallen?», fragte Julia ernst.
    «Ich fürchte es.»
    «Dann sollten wir ganz sicher für ihn beten», sagte Julia. «Hat er sich so weit vom Glauben entfernt, dass wir ihn besser nicht zum Tee einladen sollten?»
    «Ich hoffe nicht», sagte Adam stirnrunzelnd.
    «Sollen wir ihn also einladen oder nicht?»
    Adam war nicht sicher, dann fiel ihm ein, dass sein Freund Gebetstreffen in Leesburg besucht hatte, und er kam zu dem Schluss, dass Starbuck noch genügend Respektabilität besaß, um von der Missionarsfamilie eingeladen zu werden. «Ich glaube, du kannst es machen», sagte Adam gemessen.
    «Dann schreib du ihm und lade sie beide für diesen Freitag ein. Ich habe das Gefühl, dass Miss Royall eine Freundin braucht. Und? Bleibst du zum Mittagessen? Ich fürchte, es gibt nur eine dünne Suppe, aber du bist willkommen. Vater gefällt es bestimmt, wenn du bleibst.»
    «Ich habe zu tun. Aber danke.»
    Adam ging in die Stadt zurück. Immer noch nagte die Frage nach Miss Royalls Identität an seinen Gedanken, doch je länger er überlegte, in desto weitere Ferne schien die Antwort zu rücken. Als er die Treppen zum Kriegsministerium hinaufschritt, gelang es ihm schließlich, das Rätsel aus seinem Kopf zu verbannen.
    Seine Pflichten hatten zur Folge, dass Adam wöchentlich einen oder zwei Tage in Richmond verbrachte, von wo aus er General Johnston über die politische Stimmung und den Tratsch in der Abteilung auf dem Laufenden hielt. Außerdem fungierte er als Johnstons Verbindungsoffizier zum Hauptquartier der Konföderierten Verpflegungsabteilung, die Nachschub bestellte und angab, wohin er geschickt werden sollte.
    Es war dieser Teil seiner Pflichten, der Adam eine intime Kenntnis darüber verschaffte, wo die Brigaden und Bataillone der Armee stationiert waren, und er hatte sein Wissen an Timothy Webster weitergeleitet. Adam vermutete, dass seine beiden letzten Schreiben schon längst an McClellans Hauptquartier gesandt worden waren, und er fragte sich häufig, weshalb sich die Nordstaatentruppen so lange Zeit damit ließen, den Vorteil auszunutzen, den ihnen die schwache Verteidigung der Halbinsel bot. Der Norden pumpte Fort Monroe mit Männern voll, denen nur eine Handvoll Rebellen gegenüberstanden, und dennoch unternahm der Norden nichts, um diese Handvoll auszuschalten. Manchmal überlegte Adam, ob Webster seine Schreiben überhaupt weitergegeben hatte, dann wieder erlitt er einen Panikanfall bei dem Gedanken, dass Webster vielleicht heimlich verhaftet worden war, und Adam gewann seine Ruhe nur zurück, indem er sich sagte, dass Webster die Identität seines geheimnisvollen Briefpartners weder kannte noch hätte entdecken können.
    Nun setzte sich Adam in sein Büro und schrieb seinen täglichen Bericht an Johnston. Es war ein langweiliges Dokument, das auflistete, wie viele Männer aus den Fieberstationen des Krankenhauses in Richmond entlassen worden waren und welcher Nachschub neu in den Waffenkammern und Lagerhäusern der Hauptstadt erhältlich war. Er schloss mit einer Zusammenfassung der letzten Geheimdienstinformationen, die berichteten, dass sich Major General McClellan immer noch in Alexandria aufhielt und die Truppen in Fort Monroe keinerlei Angriffslust zeigten, dann bündelte er die neuesten Zeitungen und band alles zu einem großen Paket zusammen, das ein Depeschenreiter nach Culpeper Court House bringen würde. Adam ließ das Paket nach unten bringen, und anschließend öffnete er den Brief seines Vaters, der auf seinem Schreibtisch gelegen

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