Stardoc 01 - Die Seuche
ich morgen gewaltsam von diesem Planeten entfernt.«
»Deportiert? Aus welchem Grund?«
In diesem Moment kam einer der Ermittler der Liga in den Raum.
»Die Vereinte Liga der Welten möchte eine Notfallpetition einreichen«, sagte er und ging auf Douglas zu. Hinter ihm verteilte sich ein Kontingent bewaffneter Wachen um Doktor Mayer und mich. »Gefangennahme und Deportation eines nicht vernunftbegabten Wesens zurück zu seinem Eigentümer und Ursprungsplaneten.«
Herrje, von wem sprach er da bloß?
»Ich nehme an, Sie beziehen sich auf Doktor Grey Veil?«, fragte Douglas und nahm die Disc mit der zweiten Petition entgegen.
»Die Petition bezieht sich auf das nicht vernunftbegabte Wesen mit dieser Bezeichnung, ja.«
»Entschuldigen Sie mich.« Douglas und die anderen Ratsmitglieder schauten mich mit wenig Interesse an. Hatte ich bereits den Respekt anderer Vernunftbegabter verloren? »Wir waren zuerst hier.«
»Meine Petition hebt die von Doktor William Mayer eingereichte auf«, sagte der Ermittler der Liga selbstzufrieden, für ihn war die Sache bereits entschieden.
Douglas war vielleicht der Ratschef, aber er war trotz allem Terraner. Ich war die Verkörperung all dessen, was jedes menschliche Wesen fürchtete: Ein Mutantenexperiment, künstlich befruchtet, wissenschaftlich verbessert. Ich war überrascht, dass der Mann der Petition des Repräsentanten der Liga nicht sofort stattgab.
In dem Moment öffneten sich die Kammertüren erneut, und ein großer Teil des Krankenhauspersonals drängte herein. Ich sah Ecla, Doktor Dloh, Doktor mu Cheft, T'Nliqinara und sogar Doktor Crhm aus der Pathologie. Schwestern und Pfleger, die während der Epidemie mit mir zusammengearbeitet hatten. Ehemalige Patienten. Sicherheitsleute, die an dem Transport der Patienten in die Wälder beteiligt gewesen waren. Schließlich war in der Kammer kein Platz mehr, und die Menge sammelte sich vor der Tür.
Ich lächelte den Liga-Repräsentanten an. Sehen Sie? Sogar nicht vernunftbegabtes Eigentum hat Freunde. Viele Freunde.
Schwester Ecla trat vor und machte eine besonders schneidende Geste. Ich hatte nicht gewusst, dass sie so einen Ton anschlagen konnte. »Wir sind hier, um für Doktor Grey Veil auszusagen.«
Doktor Dloh schaffte es, bis auf einen halben Meter an Doktor Mayer und mich heranzukommen, und beugte sich vor, um mich auf sich aufmerksam zu machen. »Doktor Grey Veil, ich muzz Zie warnen. Doktor Rogan hat darauf beztanden, herzukommen. Er izt hier.«
Ich rollte mit den Augen, zwinkerte dem großen Arachniden aber zu. »Keine Sorge, Doktor. Ich schätze, wir sind den bösen Buben zahlenmäßig überlegen.«
»Meine Drüzen sind voll«, sagte er mit einem summenden Kichern. »Genug, um den ganzen Rat einzuspinnen, wenn ez zein muzz.«
Der Rat beriet sich rasch und zog in einen größeren Hörsaal um, wo alle Platz hatten. Mit anderen Worten: Sie gerieten in Panik und schickten uns in einen größeren Raum, damit sie sich schleunigst aus dem Staub machen konnten, wenn es nötig werden sollte. Der Repräsentant der Liga sah verwirrt aus, ich war unruhig, aber der Chef lächelte tatsächlich.
»Worüber freuen Sie sich so?«, wollte ich wissen.
Mayer nickte in Richtung Douglas. »Er schindet Zeit.« Als ich zum Ratsvorsitzenden hinübersah, glaubte ich Mitgefühl in seinen Augen zu erkennen. Trotz allem doch ein Freund?
Wir wurden von bewaffneten Wachen in den anderen Raum gebracht. Es kamen immer noch mehr medizinische Mitarbeiter, ehemalige Patienten und andere Kolonisten. Als sie den Hörsaal ebenfalls gefüllt hatten, und immer noch mehr herbeiströmten, sagte ein Ratsmitglied schließlich: »Es kann doch nicht die gesamte Kolonie für Doktor Grey Veil aussagen.«
»Warum nicht?«, rief jemand. »Sie hat uns immerhin das Leben gerettet.«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Hörsaal. Der Ermittler der Liga sah nicht mehr verwirrt aus – jetzt wirkte er besorgt.
Sehr besorgt.
Nachdem der Hörsaal bis zum Rand gefüllt war, verkündete der Rat, dass alle, die noch aussagen wollten, später gehört würden, und dass man sich jetzt nacheinander um die beiden Petitionen kümmern wolle.
»In der Reihenfolge des Eingangs?«, fragte Doktor Mayer, und der Ratsvorsitzende Douglas willigte ein.
Das hieß, dass die Petition, aufgrund derer ich deportiert werden sollte, erst gehört werden konnte, wenn die Frage meiner Vernunftbegabung geklärt war.
Bravo, Ratsvorsitzender Douglas. Aber noch war ich nicht aus dem
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