Stardoc 01 - Die Seuche
Einen Moment später, mit mehr Überzeugungskraft. Komm zurück zu mir.
Du wirst mich wohl nie in Ruhe lassen, oder? , dachte ich, voller Selbstmitleid. Ich werde dich nicht los. Nicht mal, um zu sterben. Du bist immer in meinem Kopf.
Reever gab einen rauen Laut von sich, der keinen Sinn ergab. Du kannst nicht so sterben , sagte er. Er kam jetzt zu mir, zwängte sich tiefer in meine Gedanken.
Oh doch, das kann ich. Ich zog mich zurück.
Er hielt an. Ich werde dich nicht alleine gehen lassen.
Ich lasse nicht zu, dass du mit mir kommst , sagte ich müde. Ich will nicht, dass du stirbst, Duncan.
Dann komm zu mir, Cherijo. Komm einfach zu mir.
Ich vertraute ihm nicht, mochte ihn nicht einmal. Er erinnerte mich an das, was ich verloren hatte und was ich niemals haben würde. Und trotzdem ging ich zu ihm und verlor mich in diesem seltsamen, weißen Licht.
Als ich schließlich meine Augen öffnete, fühlten sie sich wie zusammengeklebt an, und ich lag auf dem Rücken in der Koje der Intensivstation. Mein Körper war mit jedem Gerät verbunden, das die jorenianischen Heiler kannten.
Tonetka schaute erfreut auf mich herunter.
»Willkommen unter den Lebenden.«
»Tonetka …« Ich schluckte einmal, um den Frosch im Hals loszuwerden, und versuchte es noch einmal. »Gib mir meine Krankenakte.«
Die jorenianische Frau schüttelte den Kopf. »Wenn du erst mal damit aufhörst zu versuchen, mir eine solche Angst einzujagen, dass ich keine weitere Reise mehr überstehe, lasse ich dich vielleicht einen Blick darauf werfen.« Sie bewegte ihre Hände über meinen Kopf und meine Brust, scannte mich. Ich versuchte mich aufzurichten und den Schaden selbst einzuschätzen. Ich brachte nur ein schwaches Zucken zustande. »Ruhig liegen bleiben.«
»Was ist passiert?«
Die Oberste Heilerin murmelte vor sich hin. »Kein bleibender Hirnschaden und, dank sei der Mutter, nur minimaler Schaden an der Mitralklappe.«
»Will ich überhaupt wissen , was passiert ist?«
»Vermutlich nicht, aber ich schätze, du wirst mir keine Ruhe lassen, bis ich es dir sage. Du bist mir zweimal auf dem Tisch weggestorben, Heilerin Torin.« Tonetka ließ es klingen, als hätte ich sie damit persönlich beleidigt. »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das nicht ein drittes Mal versuchen würdest.«
»Ursache?«
»Ein Vorfall im Gehirn, den ich noch nicht ergründen kann und der während des Sprungs begann. Ich habe dich gerade noch aus dem Geschirr bekommen, bevor du in einen Schockzustand gefallen bist. Nachdem ich dich stabilisiert hatte – nachdem ich dachte, ich hätte dich stabilisiert, sollte ich wohl sagen –, hast du einen massiven Herzstillstand erlitten. Zweimal. Jeder Gott des Glückes muss danach auf dich herabgelächelt haben.«
»Es gibt kein Glück«, konnte ich noch sagen, bevor ich in einen heilsamen Schlaf fiel. Als ich wieder in die Dunkelheit sank, glaubte ich, die sanfte Berührung einer Hand und die kühlen Tropfen von Tränen auf meinem Gesicht zu spüren.
19 Ein neuer Anfang
Kao hatte mir niemals erzählt, dass die Jorenianer einen übermäßigen Beschützerinstinkt hatten; das musste ich auf die harte Tour herausfinden.
Eine Woche lag ich flach. Als ich versuchte aufzustehen, drohte Tonetka mir. Einige Male fing sie tatsächlich an, mich festzuschnallen.
»Wenn du die Sterne umarmst, während ich dich behandele, stopft mich der HausClan wahrscheinlich in deinen Sarg«, sagte die Oberste Heilerin. »Jetzt ruh dich aus.«
»Gib mir mein Krankenblatt; dann lese ich das, während ich mich ausruhe.« Die besagte Akte wurde weit außerhalb meiner Reichweite aufbewahrt.
»Heiler sind die schlimmsten Patienten«, sagte sie und umging damit meine Forderung. Mal wieder.
In der Zwischenzeit führte Tonetka jeden erdenklichen Test mit mir durch. Ich glaube, sie erfand auch noch ein paar neue. Ich wurde bis zur Raserei gestochen und geschabt und gescannt.
»Das reicht!«, sagte ich nach einer Woche mit immer der gleichen Routine. »Ich werde bald kein Blut mehr übrig haben.«
Die Oberste Heilerin gab einen eigentümlichen Laut von sich, der die am wenigsten musikalische jorenianische Äußerung darstellte. Ich musste gegen meinen Willen lachen.
»Wer betreut deinen Fall, Cherijo?« Sie schaute auf den Scanner, mit dem sie mich untersucht hatte, nickte und schaute mich dann mit gefurchter Stirn an. »Streite nicht mit mir, Heilerin.«
»Wenn du mich nicht bald hier rauslässt, mache ich vielleicht noch ganz andere
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