Stardoc 01 - Die Seuche
stellte seltsame Dinge mit meinem Herzschlag an. »Würdest du mich bei einem Spaziergang im Freien begleiten? Die Monde nehmen heute eine besonders interessante Formation ein.«
Ich fragte mich kurz, ob das das fremdweltlerische Äquivalent einer Anmache war. Ich hätte nichts gegen einen kleinen Spaziergang mit ihm, wenn es ihm nur darum ging. Wenn es aber mehr werden sollte … nun, dann würde ich darüber nachdenken müssen. »Sicher.«
Die Abende von Kevarzangia Zwei waren auf irgendeine Weise immer spektakulär. Vor dem Komplex schaute ich nach oben und sah den Satellitenring in einer gekrümmten diagonalen Reihe am Nachthimmel stehen. Dies rief einen weiteren blendenden Effekt hervor: Gewölbte Lichtbänder gingen von ihnen aus wie hunderte schimmernde Mondbögen.
»Ich vergesse immer, nach oben zu schauen«, sagte ich bedauernd. »Ich muss öfter daran denken. Das ist fantastisch.«
Seine Finger berührten kurz den Ärmel meines Kittels, als er mich um eine Gruppe herumführte, die den Komplex verließ. Nette Masche. Meine Reaktion auf diese kurze Berührung überraschte mich.
»Ich stimme dir zu«, sagte er, schaute dabei aber nicht die Monde an, sondern mich.
Wir gingen lange Zeit schweigend nebeneinander her. Es störte mich nicht. Je länger ich mit Kao Torin zusammen war, umso lockerer wurde ich. Er wies auf ein entferntes, kleines Licht knapp über dem Horizont und nannte es Heimat.
»Ich muss bald zurückkehren«, sagte er. »Ich bin verpflichtet, mir eine Gefährtin für den Bund zu erwählen.«
Ich hatte mich über die Kultur seiner Heimatwelt informiert – aus rein wissenschaftlichem Interesse natürlich. Den spärlichen Aussagen der Datenbank zufolge hatten die Jorenianer vollkommene Freiheit. Sie konnten überall hingehen, alles tun, sich so richtig amüsieren. Aber nur, bis sie emotional und physisch erwachsen geworden waren. Dieser Moment wurde nicht durch das Alter, sondern durch eine nicht spezifizierte biologische Uhr festgelegt.
Nach dem zu schließen, was ich in Erfahrung gebracht hatte, mussten alle Jorenianer auf ihre Heimatwelt zurückkehren, sobald dieser Wecker klingelte, und dort in einer nicht näher beschriebenen Zeremonie einen Gefährten wählen. Die HausClans seiner Welt erlaubten auch niemandem, auf den Schlummerknopf zu drücken.
»Wartet jemand dort auf dich?«, fragte ich mit einem Kloß im Hals. Es schien mir sehr wichtig, dass er mir diese Frage jetzt beantwortete.
»Nein.« Er blieb stehen, und seine Hand schloss sich um meinen Arm. Sie war so groß, dass sein Daumen dabei bis über seine Knöchel reichte. »Ich habe noch nicht gewählt.«
Ich starrte zu ihm hinauf. Er dachte doch sicher nicht … »Ich kenne dich kaum, Kao Torin.«
»Ich dich auch nicht, Heilerin Grey Veil.« Er klang nicht sonderlich besorgt darüber. »Ich wollte dich von dem Moment an kennen lernen, seit ich dich die Farben meines Haus-Clans tragen sah.«
Ich verzog das Gesicht und schaute an meinem Arztkittel hinab. »Das war nur ein Zufall. Jeder Doktor trägt diese Farben.«
Er neigte den Kopf. »Dennoch: ein glücklicher Zufall für mich.«
»Kao.« Es fiel schwer, seinem Charme zu widerstehen. »Ich bin Terranerin.«
»Ja.« Er wartete.
»Eine Ärztin.« Ich klang wir eine Vollidiotin. »Ich habe einen Vertrag mit der Öffentlichen Klinik für einen Standardumlauf.«
»Ich weiß.«
Es gab so viel anderes, was ich ihm nicht sagen konnte.
»Cherijo?« Seine Augen leuchteten wie die Monde über uns, und dann berührte seine Hand mein Gesicht. »Komm mit mir.«
7 Stürze und Verbindungen
Eine Woche nach meinem ersten Whump-Ball-Spiel traf ich in der Öffentlichen Klinik meinen ersten Trytinorn. Ich hatte natürlich schon welche von Ferne gesehen, man konnte sie gar nicht übersehen. Die Trytinorns lebten am äußeren Rand der Kolonie und verirrten sich nur selten aus ihren verstärkten Unterkünften hierher. Das lag nicht etwa daran, dass sie scheu wären. Trytinorns stellten die größte Spezies dar, denen laut der K-2 Besiedlungsrichtlinien die Einreise gestattet wurde. Die riesigen Wesen ließen einen Hsktskt geradezu mickrig erscheinen.
Man musste ein Außenwandpaneel entfernen, um den verletzten männlichen Trytinorn überhaupt in die Klinik zu bekommen, und da er nicht in einen der normalen Untersuchungsräume passte, improvisierten wir einen in einem Lagerraum.
Jetzt weiß ich, wie sich der schneckengroße Kolonist gefühlt haben musste, dachte ich. Ich reichte
Weitere Kostenlose Bücher