Stardoc 03 - Die Flucht
bekommen. Die Szene mit Reever kam mir wieder ins Gedächtnis, und ich versteifte mich. »Nein. Warte. Ich kann das nicht tun.«
Er setzte mich wieder ab. »Ein andermal.«
Ich war nicht in der Verfassung, um über diesen Punkt zu streiten. »Sicher. Klar. Ein andermal.« In eintausend Jahren vielleicht.
Er huschte aus meiner Kammer, während ich mich geschwächt auf meine Pritsche setzte und versuchte, nicht zu hyperventilieren.
Das war eine Überreaktion, dachte ich. Ich hatte Reever zurückgewiesen, und Noarr hatte mich einfach für einen Moment an Kao erinnert. Das war alles. Hoffte ich.
Die Durchführung von Noarrs raffiniertem Plan gab mir zu denken. Was wir einmal geschafft hatten, könnte noch einmal funktionieren. Zum ersten Mal, seit ich auf Catopsa gelandet war, erlaubte ich mir zu hoffen.
Ich beschloss, Zella und Ahrom nicht einzuweihen. Sie hatten meine Entschuldigung dafür angenommen, dass ich sie vertrieben hatte. Aber natürlich nicht so ohne weiteres. Der Saksonaner machte sich Sorgen, meine Einstellung könnte dafür sorgen, dass man uns an die Händler verkauft. Die Schwester war nur verärgert darüber, dass ich sie angeschrien hatte.
»Wie aus dem Lehrbuch, dieser Verband war«, sagte sie und stellte ein Instrumententablett unnötig vehement ab.
»Du hast Recht, das war er.« Ich überprüfte den schrumpfenden Vorrat an Synthplasma und schrieb die Anweisung, mehr davon herzustellen, obwohl ich hoffte, es nicht zu brauchen. »Tut mir Leid, dass ich meine schlechte Laune an dir ausgelassen habe.«
Zellas misstrauischer Blick veränderte sich. »Jedes Recht dazu, du hattest, ich vermute.«
»Ui, danke.« Ich entdeckte einige Lok-Teel, die über die belegten Betten krochen, und seufzte. »Tu mir einen Gefallen, Zel. Nimm diese Klumpen von den Patienten, bevor wieder jemand anfängt zu schreien.«
FurreVa kam für die erste geplante Gesichtsoperation auf die Station. Nachdem ich die Prozedur ein letztes Mal mit ihr besprochen hatte, ließ ich sie von Zella für die erste OP vorbereiten. Ahrom bot an, mir bei der diagnostischen OP und den neurologischen Reparaturen zu assistieren.
»Was hat das Trauma hervorgerufen?«, fragte der Saksonaner, während ich vorsichtig die beschädigten Muskeln von der darunter liegenden Schädelstruktur löste.
»Wie es scheint eine große Hiebwaffe.«
Ich scannte das Hirngewebe und fragte mich erneut, warum die große Frau sich geweigert hatte, mir zu erzählen, wie sie diese Wunde erlitten hatte. Was auch immer sie getroffen hatte, es hätte sie beinahe getötet.
»Wir kümmern uns erst um den Hirnschaden – er ist minimal –, dann schauen wir, ob wir die Verformung des Schädels richten können.«
Es dauerte nur ein paar Minuten, den Druck zu lösen, den das Narbengewebe auf das Hirn ausgeübt hatte. Den Schädel zu reparieren, stellte die wirkliche Herausforderung dar.
Dadurch, dass die ursprüngliche Verletzung schief zusammengewachsen war, musste ich alle betroffenen Knochen neu ausrichten und zusammenfügen, von oberhalb der orbitalen Kante über den Nasenbogen bis zur Mandibula. So eine umfangreiche Rekonstruktion hatte ich bisher noch nie durchgeführt – aber ich hatte auch noch nie einen Patienten getroffen, der so eine Verletzung überlebt hatte.
Ich wies Ahrom an, eine der vorgeformten Rekonstruktionsplatten anzubringen, und erklärte ihm, wie sie die erneut gebrochenen Knochen zusammenhalten würden, wenn die transplantierten Knochenzellen sich ansiedelten.
Ich schloss den Schnitt und legte den großen Kopf der Hsktskt in eine Stützhalterung. »Sobald die Schädelschiene die Bruchstellen stabilisiert hat, werde ich mit den Nerven- und Gewebereparaturen beginnen.«
Ahrom war ausgesprochen fasziniert von der anstehenden Arbeit und fragte mich, ob er mir bei allen Rekonstruktionen assistieren dürfte. »Ich habe heute mehr dabei gelernt, Ihnen beim Schneiden zuzusehen, als in meinen ersten zwei Jahren an der MedTech.«
»Sicher.« Ich zog die Handschuhe aus und nahm die Maske ab, damit er mein Grinsen sehen konnte. »Aber das nächste Mal werden Sie selbst ein wenig schneiden müssen.«
Ich traf Wonlee einige Tage nach der Sklavenauktion, und er bestätigte mir, dass die Akselianerinnen erfolgreich vom Asteroiden geschmuggelt worden waren. Da die Hsktskt nicht zählten, wie viele Körper tatsächlich in den großen Abfallbehältern landeten, so erzählte er mir, würde niemand den Betrug bemerken.
»Dann können wir das noch mal
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