Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
denke, das wäre jetzt der Abschied.«
»Ja, Sir.« Der bullige Captain saß ihr, die Mütze unter den Arm geklemmt, undurchsichtig wie stets, an ihrem Schreibtisch gegenüber. Han musterte ihn nachdenklich. Sie mochten und respektierten einander, aber ganz an ihn heranzukommen, hatte sie bisher noch nicht geschafft. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, dachte sie plötzlich mit einem Gefühl der Zuneigung. Er mochte ticken wie er wollte, jedenfalls war er der verlässlichste Untergebene, den man sich wünschen konnte.
Nein, nicht Untergebener. Assistent, besser noch Kollege.
»Chang, ich werde Sie jetzt nicht in Verlegenheit bringen und sagen, wie sehr ich Sie vermissen werde«, meinte sie langsam, »sehr wohl aber möchte ich sagen, dass die DIREHOUND keinen besseren Skipper bekommen könnte als Sie und …«, sie sah ihm in die Augen, »… dass niemand je einen besseren Stabschef hatte.«
»Danke, Sir«, sagte er. »Es war mir ein Vergnügen, Admiral, ich …«, er hielt mitten im Satz inne und zuckte leicht die Achseln.
Han nickte, weniger davon überrascht, dass er den Satz nicht zu Ende gesprochen hatte, sondern dass er überhaupt etwas gesagt hatte. Es passte zu ihm, dachte sie. Sehr gut passte es zu ihm.
»Also gut, Captain.« Sie streckte ihm die Hand hin und sprach die üblichen Worte. »Viel Glück und gute Jagd, Chang.«
»Danke, Sir«, sagte er mit belegter Stimme und drückte ihre Hand fest.
Sie drückte einmal zu und trat dann einen Schritt zurück, als Tsing sich zum Gehen wandte. An der Tür ihres Büros blieb er stehen und setzte sich bedächtig die Mütze auf. Dann wandte er sich um und legte eine Ehrenbezeigung hin, die der Akademie Ehre gemacht hätte.
Han war verblüfft. Das Protokoll der Navy erlaubte »unten« keine Kopfbedeckung, und ohne eine solche zu salutieren war nach Dienstvorschrift unmöglich. Trotzdem hob sich ihre eigene Hand zu einem ebenso zackigen Gruß, und Tsing machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
Adieu, Tsing Chang, dachte sie wehmütig. Während der Meuterei hast du nie an mir gezweifelt. Bei Cimmaron hast du mit mir gekämpft und mir das Leben gerettet. Wahrscheinlich ist das alles, was ich wirklich über dich wissen muss, nicht wahr … mein Freund?
»Nun, Admiral«, sagte Robert Tomanaga und ging durch Hans Büro, ohne dass man ihm anmerkte, dass er eine Prothese trug. »Das sind jetzt neue Leute, aber mir machen sie einen guten Eindruck.«
»Nicht ganz neu. Wir haben Sie und David vom alten Team. Eigentlich eine ganz gute Überlebensrate.«
»Ja, kann man sagen, Sir.« Er nickte, aber sein Tonfall ließ erkennen, dass er die Selbstkritik missbilligte, die man aus ihren Worten lesen konnte. Sie schüttelte innerlich den Kopf. Bob Tomanagas Stimme und Gesicht waren so kommunikativ wie eine gedruckte Nachricht. Es war ein seltsames Gefühl, dass man immer genau wusste, was er dachte. Aber im Augenblick meinte er das, was alle meinten. Niemand schien zu denken, dass die Verluste geringer hätten sein können … wenn sie nur umsichtiger gehandelt hätte.
Sie verdrängte den Gedanken, lehnte sich in ihrem Sessel zurück und ließ ihren neuen Stab in Gedanken vor sich Revue passieren. Abgesehen von Reznick, der jetzt Lieutenant Senior Grade war und den sie unbedingt hatte haben wollen, kannte sie kaum einen von ihnen. Aber Bob hatte recht, sie machten einen guten Eindruck.
Ihr neuer Einsatzoffizier, Commander Stravos Kollentai, war klein, schmächtig und arrogant – ein typischer Kampfpilot –, aber seine Beurteilungen waren ausgezeichnet, und er strahlte eine Aura geradezu beklemmender Energie und Kompetenz aus. Ihr Astrogator, Lieutenant Commander Richard Heuss, war ein eher ruhiger Typ mit blondem Haar und Augen wie grauen Läden. Er war nicht sehr gesprächig, aber seine Navigation war ein ästhetischer Genuss. Und schließlich die neue Planstelle, für die man ihr Lieutenant Irene Jorgensen zugeteilt hatte: Kampfgruppen-Nachrichtenoffizier. Die Flottenführung hatte beschlossen, die Nachrichtenfunktion der Zuständigkeit des Einsatzoffiziers zu entziehen. Das war sinnvoll, vermutete Han, wenn man bedachte, welche Art Krieg sie führten. Dennoch war es ein seltsames Gefühl, dass die Spooks im Stab jetzt eine eigene Stimme hatten. Andererseits verbarg ihr hochgewachsener, hagerer neuer Lieutenant hinter ihren schlammigbraunen Augen eine ganz besondere Art von Humor. Und irgendwo in ihrer nicht besonders attraktiven Anatomie schien sie den
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