Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
Schlachtflotten sich ein wenig zurück, lösten sich ein Stück voneinander. Es war nicht gerade eine Pause, denn die Waffen feuerten noch, aber die nie da gewesene, unerträgliche Intensität des Nahkampfs ließ ein wenig nach. Li Han hatte das Bewusstsein inzwischen zurückgewonnen und wandte sich mit aschfahlem Gesicht von der Sichtluke des Kutters ab, als die aufeinander einhämmernden Schiffe so etwas wie eine Atempause bekamen. Die Republik brauchte diese Pause. Dutzende Kampfjets wurden an Bord der überlebenden Träger von Jason Windrider und Magda Petrowna neu mit Munition versorgt, während Han an Bord der SABURO YATO aus ihrem Kutter stieg und zum Schiffsgleiter rannte. Der Kummer über Tsings Tod kämpfte mit so etwas wie entsetztem Stolz über die Art und Weise seines Sterbens, aber daran durfte sie jetzt nicht denken. Noch nicht. Sie hatte zu tun, musste eine Schlacht gewinnen. Für Kummer und Stolz war später Zeit. Später, wenn sie so trauern konnte, wie Chang das verdiente.
Sie betrat die Flaggbrücke der YATO , und Admiral Stephen Butesky sprang auf, um ihr seinen Kommandosessel anzubieten. Sie nickte kurz und ließ sich hineinfallen, während Tomanaga wortlos und immer noch benommen an die Stelle von Buteskys Stabschef trat.
»Statusbericht!«, bellte sie. Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Sie wollte ihre entsetzlichen Verluste nicht erfahren, ja nicht einmal die ihrer Feinde. Aber sie hatte einen Job zu erledigen. Dem Himmel sei Dank für diese kurze Atempause! Vielleicht konnte sie …
»Admiral Li!« Ein ihr unbekannter KomSergeant sah sie mit leicht verwirrtem Blick an, und Han unterdrückte ein Schluchzen über die Menschen an Bord der ARARAT .
»Ja?« Ihrer Stimme war nichts von ihrem Gemütszustand anzumerken.
»Ich habe gerade ein Signal empfangen – von Vice Admiral Sonja Desai. Sie möchte verhandeln.«
Hans Augen weiteten sich kurz. Gleich darauf hatte sie ihre Züge wieder unter Kontrolle und machte eine zustimmende Handbewegung. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Wer zum Teufel war Vice Admiral Desai? Es war unerhört! Ein Offizier schickte nicht einfach ein Signal an den Gegner, während noch Projektile und Strahlen hin und hergingen! Warum …
Sie kannte die dunkelhäutige Frau mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen nicht, die jetzt auf dem Bildschirm erschien. Ihr Vakuumanzug war mit Blut durchtränkt – offensichtlich nicht ihrem eigenen, denn sie saß aufrecht auf einem Kommandosessel und hatte sich offenbar ganz im Griff.
»Wo ist Admiral Trevayne?«, fragte Han ohne Vorrede.
»Admiral Trevayne befindet sich auf der Krankenstation. Ich habe das Kommando übernommen.« Desais gewohnt ausdruckslose Miene änderte sich nicht, und sie fuhr nach einer kaum wahrnehmbaren Pause fort: »Die Lage ist folgendermaßen, Admiral Li: Wir können diese Schlacht fortsetzen und bis zum Ende weiter kämpfen, und ich glaube, dass ich gewinnen kann. Wahrscheinlich werden Sie da anderer Meinung sein. Aber wer auch immer von uns recht hat, ›gewinnen‹ bedeutet in dieser Situation mit den letzten ein oder zwei Schiffen ›siegen‹, die dann noch bleiben, oder zumindest mit überlebenden Streitkräften, die zu schwach sind, um Nutzen aus diesem ›Sieg‹ zu ziehen. Als Alternative zu diesem sinnlosen Gemetzel schlage ich eine Feuerpause von unbestimmter Dauer vor, damit wir unsere jeweiligen Regierungen über die Lage informieren können.« Das unbewegliche Gesicht ließ jetzt einen leicht bedauernden Ausdruck erkennen. »Wir müssen Sie vielleicht bitten, unseren Boten zu den Innenwelten zu befördern, aber wir haben einen hochrangigen Amtsträger der Föderation bei uns, der dem Premierminister unsere Situation darlegen kann.«
Hans Gesicht war maskenhaft starr, und sie überlegte fieberhaft. Würde sie gewinnen können, wenn die Schlacht fortgesetzt wurde? Ja. Wenn ihre Kampfjets neu mit Munition versorgt waren und die Distanz zwischen den kämpfenden Flotten zu gering war, dass die HBMs der Randwelten einen entscheidenden Vorteil bieten konnten … ja, sie konnte gewinnen. Sie war sich dessen sicher – und vermutlich wusste das auch Desai. Doch Desai hatte ebenfalls recht. Ihre eigenen Verbände hatten schwere Verluste erlitten, die unbarmherzigen Angriffe der Begleitschiffe des Randes hatten Magda Petrowna wesentlich stärker zugesetzt, als sie angenommen hatten, und Jason Windriders Verband war praktisch erledigt. Und wozu diese riesigen Supermonitore des Feindes
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