Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
in ihrem derzeitigen Zustand noch fähig waren, war ihr ein Rätsel – drei davon waren zerstört, andere schwer beschädigt. Einer hatte seit Minuten das Feuer eingestellt. Möglicherweise war er nur noch eine ausgebrannte Hulk? Sie wusste , dass sie sie bezwingen und den Makel auf der Ehre der Flotte tilgen konnte, den die Zweite Schlacht von Zephrain darstellte … und dennoch … und dennoch war da ein Hauch von Unsicherheit. Hinzu kam, dass sie nicht wusste, wie weit die Zangenbewegung des Rumpfes gediehen war. Und dann war da noch die schreckliche Erkenntnis, dass sie selbst nach einem Sieg auf den Knien liegen und nicht stark genug sein würde, um weiter in Richtung Zephrain vorzurücken …
Dennoch …
Verdammt, wo war Trevayne? War er wirklich tot? Das würde die Gegenseite kaum zugeben … und, fragte eine innere Stimme, was interessierte sie das eigentlich? Sie versuchte Zeit zu gewinnen. »Eine solche Übereinkunft könnte meine Befugnisse übersteigen. Und Sie verlangen damit zumindest von mir, dass ich schwere Verantwortung auf mich nehme.«
»Nicht schwerer als die, die ich selbst auf mich nehme.«
»Im Gegenteil, Sie halten vier Planetensysteme der Terranischen Republik besetzt, und ich habe Anweisung, diese zurückzuerobern …«
»Und ich habe Anweisung, den Kontakt zwischen den Innenwelten und der Rand-Föde… den loyal gebliebenen Systemen des Randes wiederherzustellen.« Desais starre Haltung lockerte sich kaum merklich. »Und da wir jetzt unsere jeweiligen Positionspapiere vorgetragen haben, schlage ich vor, dass wir uns der Realität zuwenden. Sie und ich haben das Kommando auf dem Schlachtfeld. Wir wissen beide, dass unsere Befehle nicht ausgeführt werden können – nicht ohne ein Gemetzel von einem Ausmaß, das alle Grenzen von Vernunft und Humanität übersteigt. Wollen wir unsere Regierungen mit dieser Realität vertraut machen? Oder sollen wir fortfahren, weiterhin unsere Befehle auszuführen?« Ihre Augen bohrten sich in die Hans. »Am Ende, denke ich, läuft es auf die Frage hinaus, wo unsere Pflicht wirklich liegt. Eine Frage, mit der sich in den letzten paar Jahren viele von uns auseinandersetzen mussten, nicht wahr?«
Zwei dunkle Augenpaare bohrten sich ineinander. Ich kann gewinnen, sagte sich Han. Ich kann die größte Weltraumschlacht in der Geschichte gewinnen! Oder glaube ich das nur, weil ich mich so nach dem Sieg sehne? Und wenn das so ist, warum will ich das? Geht es um Pflicht … oder ist es Hass? Scham, weil mich ein Mann einmal geschlagen hat, der dort drüben vielleicht nicht einmal mehr am Leben ist? Oder geht es mir um den Ruhm? Und welcher »Ruhm« liegt darin, die Frau zu sein, die für ein solches Gemetzel verantwortlich ist?
Und könnte ich sie alle töten? Könnte ich sie auslöschen – denn darauf läuft es ja hinaus! Wenn ich den Vorschlag dieser Desai ablehne, wird sie ebenso wenig kapitulieren, wie ich das würde. Selbst nach allem, was bereits geschehen ist, selbst wenn ich über die Fähigkeit verfügen würde, sie so zu behandeln wie Arthur Ruyard, wäre ich dazu imstande? Nachdem Ian Trevayne das mir nicht angetan hat? Und dann, fast ehe ihr bewusst wurde, dass sie sprach, kamen die ruhigen Worte.
»Also gut, Admiral Desai. Ich bin einverstanden.«
Vice Admiral Li Han stand in einer fremden Kabine, die Hände an den Seiten. Ihre Augen waren trocken, aber ihr Gesicht war gezeichnet. Sie sank in einen Sessel, ihre Lippen zitterten kurz in einem müden Lächeln. Dreimal nacheinander hatte sie ihr Quartier verloren. Wieder war alles, was ihr geblieben war, ein einziger Vakuumanzug, den sie aus der Schlacht mitgenommen hatte … ihre so mühsam aufs Neue zusammengetragenen Besitztümer trieben als Atome durchs All.
Ihre Gesichtszüge entgleisten, als sie die ganze Erkenntnis traf. Die ARARAT war dahin. All die Menschen. Zweitausendfünfhundert Freunde. Chang.
Sie vergrub das Gesicht in den Händen, spürte, wie ihre Nägel sich in ihre Schläfen bohrten, als sie gegen die Tränen kämpfte. Sie würde nicht weinen. Das würde sie nicht! Chang hatte sich selbst dafür entschieden, wie er sterben würde …
Aber er war gestorben, machte sie sich bedrückt klar. Unter ihrem Kommando gestorben – mit Tausenden anderer an Bord der Schiffe, die sie befehligt hatte. Und sie hatte nicht einmal gesiegt! Sie hatte auf den Sieg verzichtet, hatte in Namen der »Menschheit« innegehalten. Aber was war mit ihrer Schuld gegenüber jenen, die gestorben waren,
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