Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
begriff, was es bedeutete, Marines von den Konzernwelten auf ihre Kameraden von den Außenwelten zu hetzen.
Das Flaggschiff BASILISK der Trägergruppe glitt zur Seite, und sein Antrieb begann zu stottern, als es von inneren Zuckungen erfasst wurde. Die technische Besatzung der BASILISK bestand fast ausschließlich aus Grenzweltern, und jetzt schlossen sich die Piloten den anderen Außenweltern der Besatzung an und stellten sich gegen ihre Mannschaftskameraden. Seit dem Krieg mit Theben gingen Offiziere und Unteroffiziere mit umgeschnallten Seitenwaffen an ihre Stationen; jetzt führten diese Waffe in den Gängen und Abteilen zu Chaos … und Hans Schiff war nur eines unter vielen.
»Captain?«, war Tsings normalerweise leidenschaftslose Stimme zu vernehmen, und Han spürte seinen Blick, spürte die brennenden Fragen ihrer Brückenbesatzung. Auf diesen Augenblick hatte sie sich all die Monate vorbereitet; hatte ihre Mannschaft in Vorbereitung auf diese Entscheidung ausgewählt und skrupellos Gefälligkeiten eingefordert. Jetzt ruhten die Augen ihrer handverlesenen Leute auf ihr. Angespannt wie Kampfhunde waren sie, und nur das Vertrauen zu ihr, ihrem Captain, zügelte ihre Angst und ihre Verwirrung.
Und wie stark war dieses Vertrauen? Sie waren Offiziere der Föderation und hatten einen Eid geleistet, aber sie waren auch Grenzwelter. Wie konnte sie – wie konnte irgendjemand sie in einem Augenblick wie diesem zügeln? Einen Moment lang fühlte sie sich so klein und zerbrechlich, wie ihr Aussehen vermuten ließ, aber ihr Finger tippte dabei auf einen Knopf an der Armlehne ihres Kommandosessels, und sie hörte Tsings Atem zischen, als auf dem Bildschirm ihres Koms das Gesicht von Captain Wang Chung-hui, dem Kommandeur der Marineinfanterie der LONGBOW aufleuchtete.
Sie sah, wie Wangs Gesicht unter ihrem starren Blick zu beben begann, doch ihr war keinerlei Anspannung anzusehen, dachte Tsing beinahe verstimmt. Was würde sie jetzt von ihm verlangen? Er kannte seine Pflicht … aber auch er war ein Hangzhouer.
»Major Wang.« Hans Stimme war völlig ruhig, und Wang verspürte einen Stich hysterischer Freude.
An Bord eines Kriegsschiffs konnte es nur einen »Captain« geben, aber es war typisch für Li Han, dass sie sich der Etikette bewusst war und ihm in einem Augenblick wie diesen eine Höflichkeitsbeförderung zuteil werden ließ. Sie war die kleinste Person der Besatzung der LONGBOW , doch zugleich war sie auch die größte.
»Ja, Sir?«, antwortete Wang mit heiserer Stimme und spürte, wie sein Herz tiefer sank, als ihm klar wurde, dass er und seine Männer, wenn Han Li das befahl, ihre Kampfanzüge anlegen und die ANDERSON entern und jeden niederstrahlen würden, der sich ihnen in den Weg stellte. Nicht, weil es Pflicht war und nicht wegen Admiral Singh, sondern weil Captain Li es ihnen befohlen hatte.
»Sie haben gehört, was Admiral Singh gesagt hat, Major«, sagte Han ruhig.
»Ja, Sir.«
»Begeben Sie sich in die Waffenkammer, Major.« Eisiger Schrecken erfasste Wang. »Lassen Sie Ihre Männer Kampfausrüstung fassen und stellen sie anschließend Wachen am Bootshangar und sämtlichen Hilfsluken auf. Niemand verlässt dieses Schiff. Ist das klar?«
»Sir?« Wangs Augen weiteten sich. Den Bootshangar und die Luken bewachen? Sie dicht machen? Dann würde der Captain also nicht … »Ja, Sir! «, bellte Wang; seine Ehrenbezeigung hätte dem Kommandanten des Marine Corps alle Ehre gemacht.
»Danke, Major.« Han schaltete ab, ihr Gesicht war immer noch ruhig, obwohl ihr dünne Schweißtropfen auf der Stirn standen. Ihre Brückenmannschaft ignorierte sie weiterhin, zwang sich, die Laser in den Halftern an jeder Hüfte nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie drückte einen weiteren Knopf.
»Hier spricht der Captain«, sagte sie und verzichtete auf die übliche Vorrede »Alle herhören«. Im ganzen Schiff hallte ihre Stimme aus den Lautsprechern. »Sie wissen, was gerade geschieht.« Sie atmete tief durch. »Und jetzt werde ich Ihnen sagen, was in der LONGBOW geschehen wird. Wir werden die Befehle von Admiral Singh nicht befolgen.«
Sie spürte, wie ihre Brückenbesatzung in einer fast konvulsivischen Reaktion zuckte. »Ich führe das Kommando über dieses Schiff. Als vereidigter Offizier der Navy der Föderation habe ich keine andere Wahl, als die Befehle meiner legitimen Vorgesetzten zu befolgen, ganz so, wie Sie niemand anderem als mir gehorchen müssen. Aber es gibt Befehle, die man nicht befolgen kann, und
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