Starfire - Rebellion: Starfire1 (German Edition)
können. Außerdem – sie spürte, wie dabei ein liebevolles Lächeln um ihre Lippen spielte –, für die Leitung der Duma gab es jetzt eine bessere Wahl. Nun, vielleicht sogar zwei Personen, aber Fedor würde sich vorher lieber selbst umbringen! Nein, aus dem Tag der Unruhen war nur eine einzige Person als Piotrs wahrer Nachfolger hervorgegangen, und diese Person war Tatjana Iljuschina.
Magdas Blick wanderte zu der schlanken, jungen Frau. Tatjana war die Tochter einer der ganz wenigen wohlhabenden Familien Nowaja Rodinas, sie hatte vor der Rebellion nie die Härten des Lebens kennen gelernt. Und dann war es wie ein Erdbeben gekommen, und Tatjana hatte zu ihrer eigenen Überraschung all den Erschütterungen standgehalten. Ihr ovales Gesicht war immer noch so schön wie zuvor, sie wirkte immer noch wie ein Teenager, aber hinter diesen blauen Augen blitzte jetzt Stahl.
Als amtierende Präsidentin der Duma war Magda ein einmaliger Augenblick in der Geschichte gewährt worden, und als Ladislaus ihr jetzt kaum wahrnehmbar zunickte, trat sie an das Rednerpult. Sie atmete tief durch und schlug dann mit dem Hammer auf die Holzplatte unter dem Mikrofon. Es hallte durch das ganze Auditorium.
»Ich eröffne die erste Sitzung dieses Kongresses der Provisorischen Regierung der Grenzwelten«, sagte sie.
»Nun, Ladislaus, was denken Sie?« Magda füllte ihre Wodkagläser nach und verkniff sich ein Lächeln, als er vorsichtig nach dem seinen griff. »Wird es funktionieren?«
»Ja, ich glaube schon.« Ladislaus nippte wesentlich vorsichtiger an seinem zweiten Glas, während Magda das ihre auf die auf Nowaja Rodina übliche Art mit einem Ruck hinunterkippte. »Nicht, als ob irgendeiner von uns das Gefühl hätte, dass es ein Zurück gäbe.« Er sah sich unter den wenigen versammelten wichtigen Führungspersönlichkeiten des Kongresses um.
»Aber daraus folgt nicht notwendigerweise, dass wir gemeinsam handeln können«, meinte Tatjana. »Uns darauf einigen, die Konzernwelten zu hassen – das schon.« Sie lächelte leicht. »Aber wir sind alle so unterschiedlich! Was haben wir sonst noch gemeinsam?«
»Sie sollten nicht unterschätzen, welche Kraft von Hass ausgeht, Ms. Iljuschina.« Ladislaus lächelte düster. »Aber das ist nicht alles, was uns gemeinsam ist. Ich denke, wir haben ein besseres Verständnis davon, was die Föderation sein soll, als man das im Rumpf hat.« »Rumpf«, dieser Begriff hatte sich in den letzten Monaten für die von den Randwelten abgeschnittenen inneren Sternsysteme der Föderation eingebürgert.
»Richtig.« Das klang so kalt, dass einige Augenbrauen sich hochschoben, aber Tatjana Iljuschina zügelte ihren Zorn und lehnte sich zurück. Dann lachte sie. »Ist es sonst noch jemand in den Sinn gekommen, dass nicht wir die Radikalen sind? Wir sind die Konservativen – schließlich haben die Konzernwelten seit über hundert Jahren mit der Verfassung Schindluder getrieben!«
»Aye, Fionna hat das oft genug gesagt«, meinte Ladislaus und nickte. »Und wir haben keine Chance, etwas völlig Neues aufzubauen – nicht in der Zeit, die uns dafür zur Verfügung steht. Also müssen wir auf etwas Altem, Vorhandenem aufbauen.«
» Das ist also der Grund, dass Sie das hier mitgebracht haben«, sinnierte Li Kai-lun und tippte auf das Faksimileblatt auf dem Tisch und nickte langsam. Seine Reaktion freute Ladislaus. Der kleinwüchsige Chefdelegierte von Hangzhou war nicht nur der Präsident seines Planeten, sondern auch pensionierter Admiral. Seine Unterstützung – politisch wie militärisch – würde in den kommenden Wochen unschätzbar wichtig sein.
»Aye.« Ladislaus strich mit der Fingerspitze über die antike Schrift. »Wir brauchen ein föderales System, Mister Li. Die Zentralisierung war der entscheidende Fehler, den die Konzernwelten gemacht haben. Das gibt zwar der Regierung die größte Macht, aber es konzentriert auch zu viel Autorität an einem Ort – und trotz der Relaisstationen ist das Kommunikationssystem zu langsam und zu schwerfällig, wenn es darauf ankommt, auf Krisen zu reagieren … oder auf Menschen.«
»Da bin ich Ihrer Meinung.« Li nickte und lächelte. »Und diese Verfassung hat sich wenigstens schon bewährt. Wenn ich mich richtig an das erinnere, was ich im Geschichtsunterricht gelernt habe, ging es ja den Vereinigten Staaten von Amerika vor dem Großen Ostkrieg ganz gut.«
»… und wenn wir kämpfen müssen, dann sollten wir das unter einer gemeinsamen Fahne tun! Ich
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