Stark gegen Stress
Jonas wären:
▪ Welche Auswirkungen hätte das auf Ihr Wertesystem?
▪ Würden Sie sich künftig anders verhalten?
▪ Würden Sie Ihre Werte herunternivellieren oder gar zulassen, dass sie auf der Strecke bleiben?
Werte und das Gefühl der Ohnmacht in einer globalisierten Welt
Der Alltag ist nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch auf höheren Ebenen komplizierter geworden. Die globalisierten Wirtschaftsund Finanzsysteme sind heute so komplex vernetzt, dass auch die besten Experten und Expertinnen nicht genau abschätzen können, was passiert, wenn es irgendwo in diesem austarierten Gefüge zu einer Veränderung kommt – und sei sie noch so klein. Die Folge davon ist eine globale Unberechenbarkeit, ein Kontrollverlust, der sich sowohl auf unternehmerischer Ebene wie auch auf der Ebene des Einzelnen auswirkt.
Man könnte sich nun leicht dazu verleiten lassen, zu denken, dass man keine wichtige Rolle auf der Bretterbühne der Wirtschaft spielt. Von da ist es nur ein kleiner Schritt, auch die eigenen Werte über Bord zu werfen. Vielleicht ertappen auch Sie sich hin und wieder bei dem Gedanken, dassja ohnehin irrelevant ist, was der Einzelne tut, dass Sie keine Macht haben, keinen Einfluss gegenüber dem Moloch der globalisierten Welt, der jedem seine eigenen Werte aufoktroyiert (siehe dazu auch das Thema Kontrollüberzeugung, Seite 95).
Werte zu haben, bedeutet weniger Stress
So verständlich ein solcher Anflug von Resignation ist: Es gilt, sich vor Augen zu halten, dass die globalisierte Welt kein abstraktes Gebilde ist, sondern dass auch hinter diesem Moloch, hinter der Finanzwelt, der Wirtschaft, dem Dienstleistungssektor, dem Bildungssystem, der Politik weiterhin einzelne Menschen stehen. Jeder Einzelne von uns ist es, welcher mit seinen Werten für einen Teil der Gesellschaft in all ihren Ausprägungen steht. Wir können und dürfen uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Wie gering unser Einfluss auch sein mag, in der Interaktion mit Mitmenschen, Freunden, Geschäftskollegen, Familienmitgliedern, Nachbarn, Kindern usw. können wir Modell sein, können wir kleine Pflöcke einschlagen, Werte leben und vermitteln. Und das sind die Keimzellen der Gesellschaft, von hier aus geschehen Veränderungen. Nicht in Brüssel, Bern oder Bologna werden Werte definiert, sondern jeder Einzelne muss seine Werte jeden Tag, in jeder Interaktion neu unter Beweis stellen.
HINWEIS Werte zu haben und zu leben, gibt Halt in Zeiten von Stress und verhindert Orientierungslosigkeit. Eigene Werte zu verletzen oder aber gar keine zu haben, bedeutet Stress.
Engagement in Paarbeziehung und Familie
Sich zu seinem Partner zu bekennen, auch wenn die Schmetterlinge im Bauch davongeflattert sind und längst der Alltag mit seinen Anforderungen und Widrigkeiten, seiner Monotonie und Abnützung eingekehrt ist: Das heisst in der psychologischen Fachsprache Commitment und lässt sich am ehesten mit «Verbindlichkeit» oder «Engagement» übersetzen. Es ist die Haltung, dass man nicht gleich das Handtuch wirft, wenn es mal weniger schön oder gar anstrengend ist und die Beziehung mehr von einem fordert, als sie einem gibt. Commitment bedeutet, sich füreinander zu engagieren und schwierige Zeiten ebenso wie Durchhänger gemeinsamdurchzustehen. Das tönt nicht trendig oder cool, sondern anstrengend, unspektakulär und spiessig – und genau so ist es bisweilen. Den Gewinn aus dieser Haltung, der in Vertrauen und Verlässlichkeit besteht, verliert man dabei leicht aus den Augen.
Dabei sehnen wir uns alle nach dem Commitment des anderen. Wir wünschen uns, dass der andere sich für uns engagiert, dass unser Wohl ihm wichtig ist, dass man exklusiv und damit liebeswert für ihn ist. Das gilt für Kleinkinder, wie in Kapitel 4 (Seite 89) beschrieben – und es bleibt ein Leben lang so, wir sehnen uns stets nach Geborgenheit, Sicherheit, Verlässlichkeit. Ohne dieses Gefühl gibt es keine intime Beziehung. Allerdings fordern wir häufig mehr vom anderen, als wir selber zu geben bereit sind. Was für den anderen gilt, gilt nicht zwangsläufig auch für uns. Vom Partner erwarten wir ein Commitment, doch sind wir selber ausreichend engagiert?
TIPP Unglücklich zu sein, betrogen oder unterdrückt zu werden in der Ehe, das war früher häufig ein Schicksal, das einfach ausgehalten werden musste. Mit gesellschaftlichen Sanktionen im Falle einer Scheidung musste gerechnet werden. Heute sind Trennungen nichts Besonderes mehr, ob sie nun
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