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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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offensiver aus. »Robert!«
    »Nicht anwesend.« Er macht nicht einmal die Lider auf.
    »Vielleicht solltest du mit ihr sprechen?«, wispert der Zugvogel.
    Lisa hat nur eine kalte Miene für ihre Kollegin übrig, während ihr Ex-Fast-Mann den Kopf schüttelt. »Keine Lust.«
    »Robert!« Lisa sagt es laut und vernehmlich. Schon drohen die Gespräche abermals zu verstummen, doch der nächste Drohrundblick hält wenigstens diese desaströse Entwicklung auf. »Lass uns das bitte zu einem Abschluss bringen.«
    Die gefurchte – verdammt hohe – Stirn legt sich in unzählige Falten und dann öffnet er ein halbes Auge. »Du willst jetzt deine Klamotten holen?«
    »WATT?« Ach so, ausziehen müsste sie bei ihm ja auch noch. »Nein, ich wollte das mit dir klären. Schließlich ...«
    »Du hast doch alles gesagt ...« Das Lid ist bereits wieder vollständig geschlossen. »›Nein‹ lässt sich nicht fehlinterpretieren.«
    Lisa seufzt. »Es tut mir leid.«
    Er überlegt und nickt. »Sagtest du auch bereits. Was noch?«
    Sie weiß es nicht; in Wahrheit wäre Lisa nicht einmal hier, hätte ihr Vater sie nicht gezwungen. Da sieht man es mal wieder, sie wusste doch gleich, dass dieser Ausflug total sinnlos ist! Doch als sie gehen will, taucht die manische Therapeutin wie von Zauberhand auf.
    Oh Frau!
    »Ich denke, dies ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Robert grunzt zufrieden und Rebekka gleicht inzwischen einer Tomate.
    Mechthild führt ihre Tochter in eine Ecke zu einem runden, unbesetzten Tisch. Wenn Lisa auf Vorwürfe gewartet hat, lag sie falsch – ihre Mutter wirkt äußerst beherrscht. »Was hast du jetzt vor?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Natürlich weißt du das!«
    Ahhh, Hans ist eingetroffen. Mist!
    »Sie geht zu demjenigen, wegen dem sie die Vorstellung platzen ließ«, verkündet er seiner Frau.
    »Ich sage dir noch einmal, er wird ...«
    Ihr Vater ist unerbittlich. »Das kannst du nicht wissen, solange du nicht bei ihm warst. Und ich denke, du bist es ihm schuldig!«
    »Watt?« Lisa wird immer wütender. »Er hat mich nicht aufgehalten oder so! Es interessiert ihn gar nicht!«
    Frau Radtkes Lachen ist glockenhell. »Kind, er hätte dich doch überhaupt nicht aufhalten können! Wenn du dir etwas anderes einredest, dann belügst du dich selbst!«
    Verdattert mustert Lisa ihre Mama, dann stöhnt sie. »Du hast dir den Scheiß doch nicht auch angehört!«
    Sie kichert sogar noch lauter. »Doch, mit wachsender Begeisterung. Und ich finde, ihr seid so süß zusammen.«
    Lisa sieht von einem zum anderen. »Habt ihr den Verstand verloren?«
    Hans steht bereits wieder und zieht sie aus ihrem Stuhl hoch. »Nein!«
    Und schon wird sie von der Terrasse geschoben – mitten durch die aufgesetzten Gespräche, die keine sind, weil alles mit Dumbo-Ohren der Eltern-Tochter-Auseinandersetzung lauscht.
    Kurz darauf stehen die Drei auf der Straße.
    »Sei einfach du selbst«, haucht Mechthild. Erst jetzt erkennt Lisa, dass ihre Mutter auch nicht unbedingt nüchtern ist. »Er wird dich schon nicht davonjagen.« Sie sieht ihren Vater an und der nickt – mal wieder grimmig.
    »Ich kümmere mich mal wieder um die Gäste ...« Damit verschwindet Lisas Mutter leicht schwankend wieder auf der Terrasse.
    »... und um den Schaumwein«, fügt Lisa düster hinzu, bevor sie sich an ihren Vater wendet. »Du bleibst wohl besser bei ihr. Ich werde das allein regeln.«
    »Vergiss es! Du türmst bei der erstbesten Gelegenheit!«
    »Weißt du, ich hätte ein bisschen mehr Vertrauen in deine Tochter erwartet!«
    »Früher hatte ich das auch.«
    »Aha, sehr nett.« Lisa findet langsam zu ihrer alten Selbstsicherheit zurück. »Ich werde allein gehen. Es ist meine Angelegenheit, was ich tue und was nicht!«
    Sein Blick wirkt mal wieder aggressiv, doch offenbar sieht Hans ein, dass sie recht hat. Denn er sagt nichts mehr, und die verunglückte Braut macht sich aus dem Staub, bevor er es sich noch anders überlegen kann.
    * * *
    Selbstverständlich geht sie nicht zu Chris, sondern sucht sich stattdessen eine lauschige Bar, die bereits am Nachmittag geöffnet hat und wo sie niemand kennt – hofft sie zumindest. Dort macht sie sich an die Vernichtung ihres eigenen Sekts, schließlich ist heute ihr Hochzeitstag!
    Welche Äußerungen auch immer ihr Vater ihr entlockt hat, im Grunde weiß sie nicht, was sie für Chris empfindet. Lisa hatte bisher nämlich noch keine Gelegenheit, intensiv darüber nachzudenken. Ist das wirklich

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