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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Liebe? Ehrlich, sie hat nicht die geringste Ahnung.
    Sie versucht es mit verschiedenen Tricks, stellt sich beispielsweise vor, ihn nie wieder zu sehen und macht wieder dieses grauenvolle Grummeln im Bauch aus.
    Chris tot – das Grummeln wird unerträglich. Chris, der nicht mit ihr spricht? Schlagartig ist ihr übel, Wut macht sich auch bemerkbar und sie genehmigt sich eilig einen großen Schluck von ihrem Blubberwasser.
    In Ordnung – das ist wohl eindeutig. Aber könnten sie jemals miteinander zurechtkommen? Sie sind doch so grundverschieden, und Sex ist nicht alles!
    * * *
    Okay, es war auch nicht alles, resümiert Lisa, nachdem das vierte Glas Sekt vernichtet ist. Aber genügt das, was zwischen ihnen ist? Kann sie über all seine grauenvollen Angewohnheiten hinwegsehen; kann sie damit leben, alles zu verraten, was sie ausmacht?
    Lisa würde sich in ihren Kreisen nicht mehr blicken lassen können, würde als Verräterin gelten – würde eine sein, verdammt! Nun ja, das ist sie jetzt auch schon, wenn sie es genau betrachtet.
    Mit geschlossenen Augen ext sie den Inhalt ihres nächsten Glases, träumt sich zu Chris und überprüft dabei argwöhnisch, woran sie denkt.
    Lächelnde Lippen, funkelnde Pupillen, streichelnde Finger, kämpfende Zungen, verschwitzte Körper, ein dunkles, tiefes Stöhnen ...
    Und es ist der Sex!
    Verflucht, als Erstes denkt sie immer an irgendwelche Episoden in seinem Bett!
    Hat sie es doch geahnt!
    Stirnrunzelnd nimmt sie das nächste Glas in Angriff. Nein, das stimmt nicht. Sie sieht ihn auch bei dieser Demo – er hat sich schließlich für sie geschlagen, und ja, es gefiel ihr.
    Na und? Hört ja niemand. So!
    Und es hat ihm etwas ausgemacht, als sie ihm gestern von der Hochzeit erzählte – und ihr, weil es ihn nicht unberührt ließ. Sie wollte von ihm angebrüllt werden, aufgehalten – ja, verdammt! Mechthild hat recht! Glücklicherweise hört sie wirklich niemand – das ist ja so demütigend.
    Und hätte er das getan, wäre sie jetzt Frau Radtke-Zahn; ihr bald kahler Gatte würde mit ihr tanzen und nicht mit einem Storch ohne Federn.
    Sie denkt an ihren letzten Kuss – inzwischen ahnt sie, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits von ihren Hochzeitsplänen wusste. Was wollte er damit bezwecken?
    Sehnsüchtig seufzt sie auf, ohne davon zu wissen ... Er war so anders, so zärtlich und weich und gleichzeitig so fordernd und überwältigend - als sollte er niemals enden. Warum hat er das getan? Um ihr etwas zu zeigen?
    Und wenn ... WAS DENN?
    »Mist ...«, wispert Lisa und erst dann fliegen ihre Lider auf. »Zahlen!«
    * * *
    Wenig später stürzt sie durch die dunklen Straßen Berlins und kämpft sich unter einigen Anstrengungen zu Marlene durch.
    Es herrscht definitiv Erdbebengefahr; die ersten Vorläufer sind bereits eingetroffen, denn der Boden bietet nicht die übliche unerschütterliche Sicherheit. Einfacher wird es auch nicht, als sie endlich auf dem Drahtesel sitzt – da schwanken nämlich die Häuser und Straßen in erhöhter Geschwindigkeit.
    Für das relativ kurze Stück benötigt Lisa eine Stunde, und dann hat sie enorme Schwierigkeiten, in das Haus zu gelangen. Sie will nicht bei Chris klingeln, aus Angst, er verweigert ihr bereits den Zutritt zum Hausflur. Wenn sie direkt vor ihm steht, kann sie vielleicht schnell einen Fuß in die Tür schieben oder so. Genau hat sie noch nicht darüber nachgedacht.
    Dummerweise erklärt sich kein anderer Mieter bereit, sie einzulassen.
    »Gestörte, konservative Idioten!«, knurrt sie düster – aber wenigstens das Schwanken und die Übelkeit haben ein wenig nachgelassen. Als Lisa gerade überlegt, ob sie sich vielleicht einen Dietrich besorgen soll, obwohl sie keinen Schimmer hat, wie man damit ein Türschloss knackt, hält ein Taxi direkt vor der Haustür und spuckt einen Mann mit zwei Trolleys aus.
    Und sie hat Glück! Der Typ will ins Haus. »Könnten Sie mich hereinlassen?«, fragt sie eilig. »Ich will einen Freund überraschen.«
    Der Mann – er muss um die fünfzig sein und ist ausnehmend braun gebrannt und blond – mustert sie argwöhnisch. Möglicherweise wundert er sich auch ein bisschen über ihre Aufmachung. Doch dann verzieht sich sein Gesicht zu einem Grinsen. »Sicher!«
    Und schon ist sie drin!
    HA!
    Nachdem ihr Komplize im Fahrstuhl verschwunden ist, macht Lisa sich an den manuellen Aufstieg. Chris hat sie dabei immer begleitet, wenn sie bei ihm war. Selbst, als er Dollys Leiche trug.
    Sie lächelt ein wenig, hört,

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