Starke Frau, was nun?
blöden Macho derart dämlich an, dass wirklich nur noch die Klamotten fallen müssen, um den Porno perfekt zu machen.
Mit hoch erhobenem Haupt übersteht sie allabendlich die Sendungen, sitzt tagsüber meist mit dem Vergewaltiger im Konferenzraum und sucht neue Topfthemen. Okay, das übernimmt vorrangig er; Lisa sorgt derweil dafür, dass zwischen ihnen mehr oder weniger anhaltendes Schweigen herrscht.
Und als wäre das alles noch nicht genug, gerät das nächste Treffen der Suffragetten zum totalen Desaster.
»Wir werden das aufhalten!« Es ist keine Drohung, sondern eine Kriegserklärung, die von Peggy stammt, während die anderen ihr mit übelsten Mienen und verschränkten Armen lauschen.
»Das könnt ihr nicht!«, seufzt Lisa. »Es ist mein Job!«
Fassungslos schüttelt Klara den Kopf. »So eine verdammte sexistische Sendung! Ich habe sie mir angehört. Dass du dich für eine derartige Schweinerei überhaupt hergibst!«
»Es ist mein Job!«, beharrt Lisa und fühlt sich zunehmend wie in einer Endlosschleife gefangen.
»Kündige!« Der Befehl stammt von Gertrud.
»Das kann ich nicht, verdammt!«, zischt sie, denn so langsam vergeht ihr die gute Laune.
»Du machst dich zu seiner Hure!«, knurrt Rita.
»Was?« Lisa spürt, wie das Blut ihr Gesicht verlässt.
Rita hebt die Schultern. »Du spielst bei dieser abscheulichen Darbietung mit; für den schnöden Mammon verkaufst du deine Ideale, lässt dich ködern, um gegen uns zu agieren. Das ist niederträchtig!«
»Aber ich gehe doch dagegen an!«, knurrt Lisa. »Habt ihr eine Ahnung, wie schwer das ist? Er ist ...«
»Kündige!«, ordnet diesmal Klara an.
»Das kann ich nicht!«, wiederholt Lisa zum unzähligen Mal. »Dann stehe ich auf der Straße!«
»Na ja, ich würde zur Not lieber Kohlen schaufeln, bevor ich mich von einem dieser Kerle täglich derart ficken lasse.« Mit erhobenen Brauen begutachtet Gertrud ihre sorgfältig manikürten Fingernägel.
»Ihr seid unfair!« Inzwischen fleht Lisa und sie hasst sich dafür. Verflucht! »Das ist mein Job und ich liebe ihn!«
Das bringt ihr etliche Blicke aus schmalen Augen ein. Peggy fasst die allgemeine Stimmung schließlich in Worte: »Du musst wissen, was du tust.« Heute hat sie ihrer undisziplinierten Schwester nicht mal einen Kamillentee angeboten, und genau das lässt das Fass schließlich überlaufen. Lisa springt auf. »Ihr spinnt doch!«, schnaubt sie. »Ich mache nur meine Arbeit, so wie ihr anderen auch! Mir daraus einen Strick zu drehen, ist mies! Aber wenn ihr schon dabei seid, liefere ich euch doch glatt das erforderliche Material.« Unmerklich hebt sich ihr Kinn. »Ich heirate.«
»HAHA!«, brüllt Karla wie auf Bestellung. »Habe ich es euch nicht gesagt? Sie steht nicht mehr hinter unserer Sache.«
»Wie bitte?«, erkundigt sich Lisa fassungslos. »Seit wann darf ich denn nicht heiraten? Er ist Physiker, ein echt anständiger Kerl, und er steht hundertprozentig hinter uns. Er hat mich gefragt und ich habe Ja gesagt. Was ist dabei?«
»Na ja, ich finde nicht, dass du solo bleiben musst«, meint die unscheinbare Katrin, die bestimmt an diesem Zustand bei sich selbst auch gern etwas ändern würde.
Doch bei den anderen Frauen beißt Lisa auf Granit. Und je länger sie in die anklagenden Gesichter blickt, desto hilfloser ist sie. Verdammt noch mal!
Am Ende bleibt ihr nichts anderes als die Flucht. Und das, ohne einen Kamillentee bekommen zu haben.
Nicht grundlos nutzt sie die heutige Sendung dafür, um Chris einen ausschweifenden Vortrag über die verschiedenen Formen der Prostitution zu halten, in die Frauen von Männern gezwungen werden, und hofft dabei inständig auf Wogenglättung bei den Schwestern. Schon, weil sie sich für ihre feurigen feministischen Referate von ihrem freundlichen Kollegen in aller Form auf den Arm nehmen lassen darf.
Als sie mitten in der Nacht nach Hause kommt, ist Robert hellwach und empfängt sie mit einem riesigen Schreibblock. Vielleicht hätte der Mann Hochzeitsplaner werden sollen, denn offenbar hat er seinen Beruf verfehlt. Auf jeden Fall ist er beinahe irre vor lauter Freude. Nachdem er eine halbe Stunde gequasselt hat, streicht Lisa gedanklich das beinahe .
»Meine Eltern kommen extra aus Hamburg; ich habe ein paar Freunde eingeladen – nichts Weltbewegendes. Du müsstest natürlich noch sagen, wer von deiner Seite neben deinen Eltern teilnehmen soll. Sie kommen doch, oder? Wir feiern übrigens bei ›Luigi‹. Der hat so eine geile Terrasse
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