Starke Frau, was nun?
gehalten hat, bis sie nicht mehr droht, zu Boden zu gehen, tritt Chris einen Schritt zurück und wartet, bis sie die Lider aufreißt.
Seine Miene ist dem Wetter angepasst eisig. »So viel dazu«, meint er schlicht, macht kehrt, geht zu seinem verdammten Wagen, und sie fragt sich bekümmert, woher sie jetzt am besten eine Schusswaffe bekommt.
Schnell!
Und wenn‘s geht, nicht registriert.
* * *
Englisch-Deutsch
Calm down - beruhige dich!
´cause, you`re doing your fucking Job? - weil du deinen verdammten Job machst?
14. Die Yuppiebude
Was immer Lisa fürchtet, die Realität offenbart sich als weitaus grausamer.
Kaum geht die Kampagne los, steht das Telefon nicht mehr still. Der Terror hält sich nur deshalb in Grenzen, weil sie kein eigenes Handy besitzt. Aber wo immer man sie erfolgreich stalken kann, nutzt man die Gelegenheit – gnadenlos.
Allen voran, mit einer halben Länge Vorsprung, rangieren die Suffragetten. Wenn man all die hysterischen, strengen, mahnenden und tobsüchtigen Sequenzen außen vor lässt, bleibt ein Bestandteil eines jeden der zahlreichen Telefonate gleich: »Lisa! Wir müssen reden!«
Ihre Antwort ist ebenfalls immer identisch. »Beim nächsten Treffen. Wenn ich Zeit habe.«
»Du hast Zeit!«
Was folgt, kehrt auch in schöner Regelmäßigkeit wieder. Egal, wer sie gerade fernmündlich bedroht – bevor sie etwas erwidern kann, ist das Gespräch beendet.
Robert findet die Geschichte mit den Plakaten eher witzig, was Lisa wiederum überhaupt nicht lustig findet.
»Du hast keine Ahnung!«, faucht sie ihren armen Verlobten an, sobald der auf die Idee kommt, so etwas wie ein Schmunzeln zu diesem Thema blicken zu lassen. »Das ist widerlich; die Plakatierung einer frauenfeindlichen Sendung, bei der ich auch noch den unterlegenen Part mimen muss! Mittlere Steinzeit, eine schallende Ohrfeige für die Bewegung! Da hätte ich auch in einem Porno mitspielen können!«
Lisas Eltern hingegen sind hellauf begeistert. »Du wirst ein Star«, grinst Hans und seine Tochter nickt trocken. »Sicher.«
Doch mit Abstand am grausamsten sind die Mails der Hörer. Die strotzen nicht so sehr mit Bemerkungen über Lisa, worüber die ja nicht mal sauer ist. Nein, Chris erfreut sich derzeit einer stetig wachsenden Fangemeinde.
»Oh, wie süß!« Besonders, wenn dieser Idiot das Gesäusel vorliest (er macht Lisa öfter mal die Freude), fragt sie sich würgend, was an diesem Kerl ›süß‹ sein soll? Oder sexy? Männlich? Hübsch?
Attraktiv?
Manchmal hat sie den Eindruck, diese dämlichen Frauen vergewaltigen vor Absenden ihrer verseuchten Mail den Thesaurus, um sicherzugehen, auch ja alle nicht zutreffenden Adjektive einmal genannt zu haben.
Apropos Vergewaltigung: Nach dem jüngsten sexuellen Übergriff am Ku-Damm herrscht wenigstens hinsichtlich dieses Themas zwischen ihnen Schweigen, was Lisa durchaus positiv bewertet. Der arrogante Heini beobachtet sie argwöhnisch, aber sie ignoriert ihn weitestgehend. Ehrlich, derzeit wälzt sie ganz andere Probleme, als sich über seine Blicke zu ärgern. Wenigstens diesbezüglich hat sich ihre Perspektive zu der ante-Chris-Zeit dramatisch verändert.
Die Sendung läuft mehr oder weniger mies; der Ami spart nicht mit seinen dämlichen Provokationen, Lisa tappt sehenden Auges in seine zahlreichen Fallen und steigt bissig darauf ein. Sie weiß selbst, dass es ein Fehler ist, aber sie kann nicht anders! Außerdem steigert ihre ewige Streiterei ja so göttlich die Quoten!
Die Fahrt durch die Stadt – egal wo – mutiert bei Tageslicht zu einem Spießrutenlauf. Denn erste Wiedererkennungseffekte machen sich bemerkbar. Zu Lisas Leidwesen bleibt es inzwischen wieder länger hell und so zieht sie die Mütze neuerdings ganz besonders tief ins Gesicht. Zuzüglich Atemschutzmaske und Schal erkennt sie derart getarnt glücklicherweise kein Schwein – oder Hörer.
Währenddessen hat sie übrigens mit der Jobsuche begonnen – die einzige Möglichkeit, langfristig das Überleben des Amis zu sichern. Doch bald muss sie erkennen, dass sie trotz der wunderbaren Werbekampagne, oder vielleicht gerade deshalb, chancenlos ist. Obwohl sie sich mittlerweile durchaus einen Namen gemacht hat, funktioniert der blöderweise nur in Verbindung mit Chris Scout.
Und das ist, um es mal auf gut Deutsch auszudrücken ... »Scheiße!«, knurrt sie düster und versteckt ihr Gesicht im Schal, als sie an einer der vermaledeiten Plakatwände vorbeifährt. Auf der schmollt sie diesen selten
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