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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Minuten verspätet. Aber das ist ihr so ziemlich egal, denn ihrer Ansicht nach kann der Idiot froh sein, dass sie hier überhaupt aufkreuzt.
    Mit ausgewählter Sorgfalt stellt sie Dolores ab, selbstverständlich weit von diesem verbrecherischen BMW entfernt. Und als es sich schließlich nicht mehr vermeiden lässt, geht sie hinein.
    Chris kommt ihr entgegen und er wirkt alles andere als begeistert. »Kannst du denn nie pünktlich sein? Alles wartet nur auf dich!«
    »Was willst du von mir? Allein den Mist zu finden, war schon eine Glanzleistung!«, zischt sie, doch es klingt nicht halb so provozierend wie beabsichtigt, denn sie entdeckt soeben seltsame Männer, Scheinwerfer, ein sehr verdächtiges, mit blauen Tüchern behangenes Podium, das perfekt ausgeleuchtet ist, und kann es mal wieder nicht fassen. »WAS IST DAS HIER FÜR EIN SCHEISS?«
    »Calm down!«, knurrt er.
    Ha! Weiser Rat. Denn endlich hat sie auch die Kameras ausgemacht. Das fehlende Detail, um ihre grässliche Ahnung endgültig zu bestätigen.
    »CHRIS!«, kreischt sie auf; die übrigen Anwesenden sind ihr scheißegal.
    Doch der hebt nur die Schultern. »Wir machen eine Werbekampagne. Einer meiner genialeren Einfälle, wie ich trotz aller Selbstkritik einräumen muss.« Er legt einen Arm um ihre Schultern und zieht sie mit sich. Das Ganze macht mit Sicherheit einen leicht dämlichen Eindruck, weil Lisa alles will, nur nicht mitgehen. Mit aller Macht stemmt sie sich gegen ihn, doch Chris entgeht scheinbar auch dieses Indiz. Na ja, wenigstens das verwundert sie weniger; der Typ nimmt sich ja immer, was er will, ob Frau den Wunsch nun erwidert oder nicht.
    »Wiedererkennungswert, you know?«, plaudert er dabei. »Die Leute werden total aus dem Häuschen sein, wenn wir sie von jeder zweiten Werbetafel angrinsen.«
    »WAS?« Endlich windet sie sich erfolgreich aus seinem Arm und bleibt stehen. »Bist du noch ganz dicht?«
    Nein, das ist er nicht, aber das änderte nichts an dem weiteren Ablauf.
    Denn als Lisa den lautstarken und hysterischen Aufstand proben will, nimmt der Ami sie beiseite und knurrt. »Jetzt benimm dich einmal in deinem Leben professionell und reiß dich zusammen! Der Shit kostet ein halbes Vermögen! Je früher wir fertig sind, umso besser!«
    Lisa muss einsehen, dass ihr genau zwei Optionen bleiben: Entweder sofort kündigen oder mitspielen – obwohl sie nicht sicher ist, dass der Arsch eine Kündigung akzeptierten würde. Möglicherweise hat er Handschellen und Fußfesseln vorrätig, denn sein Grinsen ist dreckig und verdammt wissend, während sie überlegt, was sie tun soll. Schließlich gibt sie unter wütenden Protesten nach. Und als sie geschminkt und gepudert wird, kasteit Lisa sich fortwährend, weil sich nicht erst den Waffenhändler aufgesucht hat, wie ursprünglich geplant. Dies wäre jetzt nämlich der exakt richtige Zeitpunkt, um Chris endlich ins Jenseits zu befördern.
    Als das Mädchen, das ziemlich ruppig mit ihr umspringt – muss ja mal gesagt werden –, endlich fertig ist, sieht sie wie jede x-beliebige Frau aus, nur nicht mehr wie Lisa Radtke.
    Verdammt!
    Doch damit geht die Folter ja erst los, denn jetzt werden tatsächlich Fotos geschossen:
    Lisa Radtke und Chris Scout.
    Der Ami trägt übrigens einen Anzug – Lisa, wie bestellt, ihr übliches Strickoutfit und sie fabrizieren hier soeben die Hochglanzausgabe vom Ami und der Berliner Göre. Und wenn es nicht seit Tagen bereits der Fall gewesen wäre, jetzt fühlt Lisa sich sogar verdammt vergewaltigt.
    Die beiden sollen sich angrinsen, dann werden sie nebeneinander abgelichtet. Beide mit erhobenen Daumen und einem »CHEESE!«
    Lisa sagt: »Leck mich!«, aber das interessiert niemanden.
    Als Nächstes soll sie schmollen. Für diesen Beitrag bedenkt sie den verdammten Fotografen, der das »YEAH!«, das »GREAT!« und das »BABY!« gepachtet hat – möglicherweise ist er Chris` Blutsbruder –, mit einem tödlichen Blick. Leider weigert der sich konstant, endlich umzufallen. »Wann ist der Scheiß endlich vorbei?«, zischt sie aus dem Mundwinkel in Chris` Richtung.
    »Wenn du mal mitarbeiten würdest, dann wären wir bereits fertig!«, knurrt der zurück, ohne wirklich die Lippen zu bewegen.
    Sie reißt die Augen auf, weil er sie mal wieder mit diesem lächerlichen Machodrohblick anglotzt.
    »YEAH!«, grölt der alternative Fotograf. »That‘s GREAT!«
    »Und wann kommt der Nonsens an deine verdammten Plakatwände?«, stöhnt sie.
    »In einer Woche«, grinst Chris.

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