Starke Frau, was nun?
Wir überlegen, demnächst mit Voodoo-Puppen zu experimentieren.«
»Hmmmm, gut«, meint er ungerührt. »Du hast das Auseinandernehmen zwar in mein Büro und Bett verlagert, aber ich glaube, du kommst ihren Forderungen sehr gut nach.«
Ihre Blicke versinken ineinander und Lisa wird an die vergangene Nacht erinnert. Ein Grund, weshalb sie heute Morgen so zerschlagen war, denn er gab gestern nicht nach, war offenbar wirklich angeturnt, und wie! Die Wohnungstür war noch nicht ganz geschlossen, da hatte er ihr bereits die Jacke UND den Pullover darunter geraubt. Lisa hat sich auf einige äußerst unerlaubte Dinge eingelassen; wenn die Suffragetten jemals davon erfahren, dann spätestens wäre Afrika zu nah. Definitiv. Sie würden sie suchen und finden und dann ...
»Was würde passieren, wenn sie davon erfahren?« Er hat sie nicht aus den Augen gelassen und ist offenbar des Gedankenlesens mächtig.
Heftig blinzelt sie, bis er wieder klar sichtbar ist. »Sie würden mich rösten, vierteilen, wieder zusammensetzen, teeren, federn und schließlich auf dem Ku-Damm steinigen.«
Für eine lange Zeit mustert er sie mit zur Seite geneigtem Kopf, dann kommt er zu sich und schiebt sich ein weiteres Stück totes Tier in den Mund. »Dann können wir ja von Glück reden, dass sie es nicht wissen, right?«
»Unter Garantie! Und dabei wird es auch bleiben!«
Grübelnd lehnt er sich zurück, seine Finger lösen das nächste Stück Fleisch vom gemarterten Skelett, doch er fixiert sie ununterbrochen. »Weißt du, was mich nachdenklich stimmt?«
»Mich stimmt bereits nachdenklich, dass es etwas gibt, was dich nachdenklich stimmt.«
Sein Grinsen überlebt nur flüchtig; heute hat er definitiv einen Viertagebart, die Augen blitzen grell und das Haar ist ziemlich unordentlich vom Wind auf dem verdammten Dampfer. »Ihre Einstellung hält dich nicht davon ab, to fuck with me. Das stimmt mich nachdenklich.«
»Warum? Stört es dich? Wir können es auch gern lassen!«
»Ich bezweifle, dass du das willst, sonst hättest du es bereits getan. Und ich wette, dass sie dich meinetwegen sogar extrem unter Druck setzen.«
»Mich kann man nicht unter Druck setzen.«
»Manchmal – öfters – habe ich den Eindruck, du wärst nicht ganz aufrichtig zu mir, Lisa Radtke«, merkt er an und legt das nächste Stück Fleisch nach. Nebenbei trinkt er von seiner Cola. »Ich war gestern dabei, nicht vergessen. Du hast dir von diesen Hexen den Mund verbieten lassen. Sie befahlen dir, zu schweigen und du warst still. Nichts für ungut, aber wenn ich will, dass du endlich mal den Mund hältst, muss ich regelmäßig zu speziellen Überredungskünsten greifen.« Er hebt die Brauen und Lisa kichert los – nur wegen seines dämlichen Gesichtsausdrucks. Natürlich!
Dann wird sie schnippisch. »Ich wollte es nicht auf eine Debatte ankommen lassen, denn es war bereits peinlich genug. Dir ist es nicht aufgefallen, den anderen auch nicht, aber ihr hattet jede Menge Publikum.«
»Das ist mir nicht entgangen und ich fand, es wäre ganz gut, wenn die live hören, wie dämlich sie sind. Und das waren sie, sorry. Ich hatte erwartet, mich in einer niveauvollen Unterhaltung wiederzufinden, in der sie mir in geballter Form ihren feministischen Bullshit ... lass mich ausreden! ... unterbreiten. So gut verpackt, dass man eine Weile benötigt, um ihn zu entlarven, wenn man nicht gerade Chris Scout heißt.« Ihr Stöhnen wird wie üblich ignoriert. »Stattdessen fand ich mich inmitten ein paar Frauen wieder, die diese Bezeichnung meiner Ansicht nach nicht verdienen und die bei den übrigen – echten – weiblichen Wesen nicht auf das geringste Verständnis stießen. Ist dir das entgangen? Keine andere, die nicht gerade zu eurer Strickgru... okay, okay, Feministinnenvereinigung gehörte, signalisierte auch nur die geringste Sympathie!«
Jetzt lehnt er sich über den Tisch; in seinen Augen funkelt der Schalk. »Du hast nicht widersprochen, weil du dich sonst auf meine Seite geschlagen hättest, Baby. Das war der echte Grund. Denn eines nehme ich dir ohne Zögern ab: Normalerweise lässt du dir von ihnen nicht den Mund verbieten. Gestern hast du so ziemlich in der Falle gesessen. Sorry deshalb.«
»Sag mal, der Typ, der dir ein paar auf den Schädel gegeben hat, wo genau hat der getroffen? Kleinhirn beeinträchtigt? Nicht, dass du dir Sorgen machst, aber ich vermute, noch mehr Schaden und es wird beängstigend. Möglicherweise sitzt du demnächst lallend und mit einem
Weitere Kostenlose Bücher