Starke Frau, was nun?
mir die neuesten vegetarischen Rezepte in praktischer Form nahebringen zu lassen. Hey! Vielleicht sitzen wir ja nachher alle gemeinsam hier und STRICKEN!« Es kommt kein bisschen höhnisch.
»Genau das ist dein Problem!«, faucht sie zurück. »Du hast uns nie ernst genommen und jetzt wird dir eben an diesem eher unschönen Beispiel demonstriert, dass wir sehr wohl durchgreifen können!«
»Ich denke, du hast dich von ihnen losgesagt?«
»Losgesagt?« Lisa schnaubt. »Sie haben mich gefeuert, was aber nichts an meiner politischen Überzeugung ändert! Mein Rausschmiss ist nebenbei bemerkt nur deine Schuld, so wie du für alles, was derzeit schiefläuft, die Verantwortung trägst.«
»Sure.« Er nickt, die Lippen mal wieder schmal. »Also, wie lautet nun dein verdammter Vorschlag? Und ja, die Weiber nerven mich sogar akut; ich will, dass sie augenblicklich verschwinden!«
Ehrlich, Lisa will etwas wirklich Mieses erwidern, beherrscht sich jedoch. Schon, weil die Sprechchöre dort unten immer lauter werden. Inzwischen ist man bei:
»Nieder mit der antifeministischen und frauenfeindlichen Berichterstattung in den Medien! Frauen an die Spitze aller Redaktionen der Welt!«
... angelangt.
»Augenblicklich ist nicht; ich habe eine Idee, aber die kann ich erst umsetzen, wenn die Sendung läuft. Hältst du es so lange noch aus oder soll ich dein feuchtes Händchen halten?«
Auch Chris will ihr wohl sehr gern das ein oder andere sagen, schließt jedoch brav den Mund, bevor er loslegen kann. Dann tritt er ans Fenster und schaut flüchtig hinaus. »Wie lautet denn dein Masterplan?«
»Lass mich nur machen!«
Argwöhnisch betrachtet er sie. »Du meinst, dann bekommen wir die Geschichte ohne irgendwelches Aufsehen beendet und deine Hühner gehen nach Hause zu den üblichen Handarbeiten?«
Sie wird ihn töten. Das Rückflugticket kann er getrost einem Bedürftigen spenden, der schon immer mal nach Florida wollte, denn Chris Scout wird es nicht benötigen, so viel steht fest. Doch mit einiger Mühe gelingt es Lisa, die Exekution zunächst auszusetzen und sie nickt knapp. Obwohl ihr Plan keineswegs ausgereift ist. Eher handelt es sich derzeit um einige Gedankenblitze, die vereint funktionieren könnten – aber noch lange nicht müssen.
Mittlerweile muss er ziemlich laut sprechen; trotz geschlossener Fenster hallen die Rufe der Frauen zu ihnen herein.
»Nieder mit der männlichen Vormachtstellung, nieder mit dem männlichen Diktat. Gleiches Recht für alle!«
»In zwanzig Minuten geht es los«, verspricht er ihr soeben grollend. »Du hast eine Stunde, um deine Freundinnen gesittet nach Hause zu schicken. Danach hole ich die Cops.«
»Na ja, da müssen wir uns ja keine Sorgen machen; die werden eine Weile brauchen, bevor sie hier eintreffen. Der Weg ist ziemlich weit.«
Als er sie nur ratlos ansieht, stöhnt sie. »Eine Stunde, wunderbar ...«
Dem hat ihr sonst so redseliger Kollege nichts hinzuzufügen.
Zwanzig Minuten später ...
»Einen wundervollen, atomfreien, guten Abend, meine Lieben. Wir haben den Tag trotz des Smogs erfolgreich überstanden und freuen uns, die nächsten vier Stunden gemeinsam mit euch zu verbringen. Am Mikrofon, Lisa Radtke und ...«
»... Chris Scout. Hey, Guys!«
»Eigentlich hatte Chris sich in seiner unendlichen Fantasie ein fantastisches Topfthema für den heutigen Tag ausgedacht. Und ich glaube, damit hat er sich mal wieder selbst übertroffen. Ich bin unendlich traurig, das verschieben zu müssen; aus gegebenem Anlass ändern wir nämlich kurzfristig unser Programm. Wir sehen uns derzeit einem gravierenden Problem gegenüber: Der Sender wird angegriffen ...«
Sie schaut auf, genau in das entsetzte Gesicht des Großmauls. Are you crazy? , formt er mit den Lippen. »Angegriffen ist so ein mieses Wort und trifft wohl auch nicht ganz die Realität«, korrigiert er eilig. »Also, wir leben und sind gesund. Niemand wurde verletzt ...«
» Noch nicht«, erwidert Lisa kühl. »Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor die ersten Opfer zu verzeichnen sein werden. So gestaltet sich die derzeitige Lage: Ungefähr einhundert wütende Frauen haben sich vor dem Sendegebäude versammelt und demonstrieren gegen unseren Countdown . Sie fordern die sofortige Einstellung der Sendung und drohen mit Blockade ...«
»Yeah ...« Chris hüstelt. »Das klingt jetzt bedrohlicher, als es ist, Leute. Macht euch keine Sorgen, diese seltsamen Gestalten ...«
»Das sind keine seltsamen Gestalten!«, zischt Lisa.
Weitere Kostenlose Bücher