Starke Frauen
Amerika, dreht mit ihm sieben weitere Filme.
GARY COOPER: Filmpartner in ihrem ersten Hollywood-Film Marokko (1930), für den sie ihre einzige Oscar-Nominierung erhält. »Cooper war weder intelligent noch kultiviert«, erzählt sie.
MERCEDES DE ACOSTA: »Du bist der erste Mensch hier, zu dem ich mich hingezogen fühle. Ich möchte dich fragen, ob ich für dich kochen darf«, schreibt sie 1933 der Drehbuchautorin, die noch mit Marlenes Rivalin Greta Garbo liiert ist. Die beiden zeigen ihre Beziehung offen – im Amerika der 30er-Jahre ein Skandal.
DOUGLAS FAIRBANKS JR.: Erschließt ihr seit 1936 den Zugangzu den britischen Royals. Sie genießt es. Er: »Ich war völlig vernarrt in Marlene.«
ERNEST HEMINGWAY: Sie nennt ihn seit 1934 »Papa«, er gibt zu: »Ich weiß jedenfalls, dass ich sie noch nie sehen konnte, ohne dass sie mir zu Herzen ging und mich glücklich machte.« Sie korrespondieren 25 Jahre lang.
ERICH MARIA REMARQUE: Ebenso berühmt und wohlhabend wie sie, schildert ihre Affäre in seinem Roman Triumphbogen . Sie unterschreibt ihre Briefe an ihn mit »Dein zerfetzter Puma«.
JOHN WAYNE: Es war eine der intensivsten Affären in beider Leben, denn sie »brachte ihn dazu, dass er sich wieder wie ein Mann fühlte« (behauptet immerhin Waynes Ehefrau Pilar).
JEAN GABIN: Wohnt seit 1941 in ihrem Bungalow im Beverly Hills. »Hilflos klammerte Gabin sich an mich wie ein Waisenkind an seine Pflegemutter, und ich liebte es, ihn Tag und Nacht zu bemuttern.« Und wie bei allen ihren Affären verwandelt sich ihre Beziehung nach der intensiven Erotikphase in langjährige, von Eifersucht unbelastete Freundschaft.
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»Es ist die Aufgabe einer Frau, die Begierden eines Mannes zu spüren und zu befriedigen, ohne dabei gleich so viel von sich selbst herzugeben, dass er von ihr gelangweilt wird«
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So lebhaft Marlenes Liebesleben auch war, ihre Arbeit hat darunter nie gelitten: »Bei der Arbeit war sie wie ein Soldat. Hervorragend diszipliniert und hilfsbereit allen gegenüber« (Billy Wilder). Dennoch gibt es von Juni 1937 bis September 1939 nach mehreren Flops keine Rollenangebote mehr. Ihre Erotik, die zur Schau gestellte träge Gleichgültigkeit, die provokante Lässigkeit sind nicht mehr gefragt, die bis dato bestbezahlte Frau der Welt wird zum »Kassengift« abgestempelt.
Trotzdem lehnt Marlene ein astronomisches Angebot von Reichspropagandachef Joseph Goebbels ab und beschließt, sich mehr um ihr Privatleben zu kümmern: »Ich bin zwar ein Glamour-Star geworden, aber in einer Glamour-Welt lebte ich nicht.« In Luxus schon.
Am 1. September 1939, als mit Deutschlands Überfall auf Polen in Europa der Zweite Weltkrieg beginnt, starten die Dreharbeiten zu Der große Bluff . Miss Dietrich wälzt sich in einer wilden Prügelei auf dem Boden, wirft Stühle, singt zweideutige Lieder. Kurz: Sie gibt das sexyste Mannweib ihrer Karriere und feiert einen ihrer größten Erfolge. Umso entschlossener kümmert sie sich um deutsche Emigranten und organisiert Hilfe für Freunde und Kollegen, die in Europa bleiben mussten. Am 31. Dezember1943 lässt sie fast ihren ganzen Besitz versteigern: »Ich brauchte Geld, damit meine Familie während meiner Abwesenheit etwas zum Leben hatte.« Sie wird amerikanische Staatsbürgerin: »Ich bin Deutsche. Aber ich konnte dem Weg, den meine Heimat damals ging, nicht folgen.«
Sie verkauft ihre Kriegsanleihen und stellt sie für die Truppenbetreuung zur Verfügung: Am 2. April 1943 steigt sie im Rang eines Majors in ein Flugzeug mit dem Ziel Casablanca – zum ersten von rund 500 Auftritten, die sie bis Kriegsende vor insgesamt einer halben Million Soldaten absolvieren wird. Sie erzählt Witze, gestattet manchem jungen GI ein Tänzchen, flirtet mit den Männern, tröstet Verletzte im Lazarett. Und sie singt »Sag mir, wo die Blumen sind« oder, meistens auf Deutsch, »Lili Marleen«. Später wird sie sagen: Die Truppenbetreuung »war das einzig Wichtige, was ich jemals gemacht habe«.
Als sie mit der Armeevorhut die Stadt Aachen, die in Trümmern liegt, erreicht, sagt sie einem Reporter: »Ich hasse es, all diese Ruinen zu sehen, aber ich glaube, Deutschland hat alles verdient, was jetzt passiert.« Ein Satz, den sie für den Rest ihres Lebens büßen muss. Aber vielleicht noch wichtiger als diese »Ehre« ist Marlenes Erkenntnis, dass sie es auch live, nicht nur auf der Leinwand, in einer »One-Woman-Show« schafft, zu verzaubern.
Am Ende des Krieges ist sie Mitte 40. Ihre
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