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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Das Nichts-mehr-Haben empfindet sie nicht als Verlust, sondern als Bereicherung. Und sie betet viel, vor allem nachts, wenn Ludwig schläft, als wäre sie bemüht, es beiden recht zu machen: ihrem irdischen Ehemann und dem himmlischen »Bräutigam«. Die junge Landesfürstin ist also weder blass noch niedlich, vielmehr ein kühner, junger Mensch, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt.
    1227 stirbt der 27-jährige Landgraf Ludwig von Thüringen während eines Kreuzzugs an Fieber. Die 21-jährige Elisabeth ist verzweifelt. Andererseits: Als Witwe erreicht sie das Höchstmaß an Freiheit, das im Mittelalter einer Frau zusteht: Jetzt kann sie sich es leisten, Barbarossas Enkel Friedrich II., den Kaiser, abzuweisen: Ihre weiblichen Pflichten sind erledigt (sie ist dreifache Mutter), und ihr Überleben ist qua Ehevertrag garantiert.
    Ludwigs Bruder Heinrich Raspe, der als Vormund von Elisabeths Sohn Hermann Thüringen regiert, weigert sich jedoch, seiner Schwägerin die Witwengüter auszuhändigen. So verlässt sie die Burg. Manche Quellen sagen: Es war Flucht. Den Winter 1227/28 verlebt die Ex-Landesmutter jedenfalls in Eisenach, mittellos, inmitten von Menschen, die sie vor Kurzem noch beschenkte und pflegte.
    Jetzt aber findet sich keiner, der ihr Obdach bietet. Sie muss in einem feuchten Schweinestall schlafen. Elisabeth ist weder ein Narr noch versinkt sie in Selbstmitleid. Ganz im Gegenteil: Sie bittet die Franziskaner, denen sie in Eisenach eine Kirche überließ, für sie ein »Te Deum« (»Dich, Gott, loben wir«-Hymnus) anzustimmen: Danken will sie dem Herrn für die Geburtsstunde ihrer Unabhängigkeit. Sie ist arm – also am Ziel. »Aller Welt Törin«, spottet Schwager Raspe.
    Unterstützung und Halt glaubt sie beim Magister Konrad von Marburg zu finden: Auf einem Esel reitend, reist er durchs Land und predigt Askese. Konrad ist jedoch ein düsterer Fanatiker, der die reiche Witwe zum Werkzeug seiner Ambitionen machen will. Als päpstlicher Inquisitor jagt er Ketzer, lässt Hunderte ohne Gerichtsverfahren verbrennen. Sie muss ihn bald durchschaut haben – bereitsim März 1228 kommt es zur ersten Machtprobe zwischen der Königstochter und dem päpstlichen Botschafter.
    Konrad verbietet ihr, auf ihren Besitz zu verzichten (den er zuvor bei Raspe für sie erstritten hat). Sie soll reich bleiben, damit die Kirche sie eines Tages beerben kann. Also beginnt Elisabeth, ihr Eigentum großzügig zu verschenken: »So will ich denn tun, woran Ihr mich nicht hindern könnt.« Konrad ohrfeigt und schlägt sie. »Er befahl auch, dass E. ihr Kind, das eineinhalb Jahre alt war, völlig von sich täte«, damit die Mutterliebe nicht der Gottesliebe im Weg steht, berichtet ihre Vertraute Guda später während des Heiligsprechungsverfahrens für Elisabeth.
    Sie widersetzt sich auch, als Konrad ihr untersagt, nach Marburg zu gehen. Das Städtchen an der Grenze ihres Fürstentums erhielt sie von Ludwig als Morgengabe. Hier möchte – und wird! – sie ein Spital errichten. Als Patron entscheidet sie sich für den 1226 verstorbenen Franz von Assisi.
    Sie schreckt vor keiner Arbeit zurück: näht Taufkleider und Totenhemden, badet Kranke, füttert Alte, beschenkt Arme. Konrad verbietet ihr, Bettlern mehr als einen Pfennig zu geben. Sie gehorcht, aber flüstert den Bettlern zu, später wiederzukommen. Konrad erfährt es. Und jetzt geschieht Ungeheuerliches. Der Kirchenmann befiehlt Elisabeth, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, und peitscht sie eigenhändig »mit recht groben und langen Gerten bis aufs Blut« aus, bezeugt Irmingard unter Eid. Wohlgemerkt: Irmingard ist eine mürrische Alte, die Konrad Elisabeth »zur Hand« stellte, nachdem sie – wie befohlen – auch ihre beiden Vertrauten aus Kinderzeiten wegschickte, weil er sie isolieren wollte.
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    »Wir müssen die Menschen fröhlich machen«
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    Sie reagiert mit einer fast überirdischen Gelassenheit: »Wir müssen solcherlei gern hinnehmen. Es ist mit uns wie mit dem Schilf, das im Fluss wächst. Schwillt der Fluss an, so wird es hinuntergedrückt und neigt sich. Das Wasser fließt darüber, ohne es zu knicken. Hört die Überflutung auf, so richtet sich das Schilf wieder empor und wächst in seiner Lebenskraft lieblichund schön. So müssen auch wir uns bisweilen beugen und demütigen, um uns danach wieder lieblich und schön aufzurichten.«
    Eine griesgrämige Heilige war sie eh nie: »Ich habe es euch immer gesagt: Wir müssen die Menschen fröhlich

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