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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Jetset-Leben wird mit Raubbau am Körper erkauft.
    Stalins Tod, der Volksaufstand am 17. Juni in Berlin, Kriege in Korea und Algerien, das allgemeine Wettrüsten »zogen wie im Film an mir vorbei«. Die neuen Frauenidole wie Marilyn Monroe & Co. hingegen nimmt sie genau wahr: »Sie waren anders als wir, weniger elegant, dafür offensiver erotisch. Langsam, zunächst kaum merklich, rückte der Glamour der Haute Couture aus dem Mittelpunkt.« Angesagt sind Jeans und einfache Kleider, es regiert ein immer penetranterer Jugendwahn.
    Susanne gönnt sich eine zweijährige Ehe mit einem jüngeren Bulgaren (von Beruf Chemiker, vom Wesen Gigolo), bevor sie sich 1966 von New York verabschiedet – um in Deutschland eine Geschäftsidee zu testen: »Unsere Backfische kleideten sich damals immer noch vor allem praktisch. Und wenn es Jugendmodelle gab, dann waren sie nichts anderes als eine kindlich verkleinerte Spielart der ›großen‹ Mode, etwas altbacken, unangemessen und steif.« Die »Susanne Erichsen Teenagermodelle GmbH« schlägt ein wie eine Bombe. Aus dem Backfisch wird ab sofort der Teenager, und der trägt Suses Petticoats, Pullover und Caprihosen.
    Vom Modeln hat sie mittlerweile genug. Und als der Boom der Teenager-Mode nachlässt, gründet sie in Berlin eine Mannequin- und Modeschule, die sie 22 Jahre lang leitet. Erichsen ist 52, als sie den Mann ihres Lebens trifft: den Drehbuchautor Heinz Oskar Wuttig. Auch er war Kriegsgefangener in Russland, auch für ihn ist es die Liebe auf den ersten Blick. Sie kaufen ein Boot, sie reisen zusammen, obwohl er verheiratet ist. Wuttig lässt sich aus Rücksicht auf seine Frau nicht scheiden. Und Susanne wird mit dem Altwerden konfrontiert.
    Wie altert eine Frau, für die das »Spieglein, Spieglein an der Wand« zum Gradmesser ihres weiblichen Wohlgefühls wurde? Die merkt, dass graues Haar und schlaffer Po eine Frau unsichtbar machen für Männer? Solange Wuttig lebt, meistert Suse ihre Furcht vor Falten. Als er nach 2435 gemeinsamen Tagen stirbt, erkennt sie, dass nicht »die Falten und zunehmenden Zipperlein das größte Problem« sind, vielmehr der Mangel an einer sinnvollen Aufgabe: »Was mir manchmal fehlte, war der Trubel, der in meiner aktiven Zeit mein Leben geprägt hat. Auf einmal hatte ich genug Zeit, ganze Tage und Wochen. Nur mühsamlernte ich, eine eigene, selbstbestimmte Lebensroutine zu entfalten und mich nicht einfach treiben zu lassen.«
    Seit 1984 lebt sie zunehmend zurückgezogen in ihrer Villa im Grunewald, geht gelegentlich zu Abendgesellschaften und Premieren. Aber »ich werde zu häufig übersehen. Das macht mich richtig traurig.« Erst zum 50. Jubiläum ihrer Wahl zur Miss Germany erinnert man sich an die Frau, die Deutschland in der Welt wieder ein menschliches Antlitz verliehen hat. Es hagelt Interviewanfragen. Und sie soll noch einmal auf den Laufsteg, exquisite Abendmode präsentieren. Sie zögert. »Aber dann packte mich doch der Ehrgeiz, es – wie so oft – allen zu zeigen. Ich wollte wieder ins Rampenlicht. Noch einmal habe ich beweisen dürfen, wie Schönheit und Mode begeistern können – selbst wenn man darüber alt geworden ist.«
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    Über ihr Leben: »Es war hart. Aber es war toll«
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    Ihre Botschaft an die Mädchen, die in Casting-Shows ihren Träumen von einer Weltkarriere hinterherstöckeln? »Schönheit allein reicht nicht aus, um im Leben Erfolg zu haben.« Schönheit ist nur das Grundkapital, weit mehr als »eine Sache der Haut und des glatten Profils. Schönheit kommt von innen, ist Ausstrahlung.«
    Nach einem Schlaganfall zieht sie in ein Heim um. Liften ließ sie sich nie.

Spätestens 1924 – Anna ist 28 – gibt Freud zu: »Das Kind macht mir Sorge genug; wie sie das einsame Leben vertragen wird und ob ich ihre Libido aus dem Schlupfwinkel, wohin sie sich verkrochen, heraustreiben kann.« Tatsache ist, dass ausgerechnet die Tochter jenes Mannes, der die Sexualität zum Small Talk macht, ihre eigene Sexualität wohl nie ausgelebt hat. Jedenfalls nicht mit einem Mann.
    Anna kommt ungewollt zur Welt, ihre Mutter Martha ist bereits 34 und mit ihren ersten fünf Kindern ausgelastet. Weder sie noch ihre jüngere Schwester Minna, die mit der Familie wohnt, kümmern sich um »Annerl«. Man stellt für sie eine »dritte Mutter« an, ein katholisches Kindermädchen. Die Kleine fühlt sich »von den Großen ausgeschlossen ..., ihnen nur zur Last zu fallen, gelangweilt und verlassen«, schreibt sie später und wird aus dieser

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