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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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Linden).
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    »Ich lebe zum Vergnügen meines Mannes«
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    1797 hat Luise bereits drei Kinder zur Welt gebracht, zehn werden es insgesamt. Ein Sohn wird Deutschlands erster Kaiser, ein anderer König von Preußen, die älteste Tochter russische Zarin. Ihr erstes Kind allerdings kommt am 7. Oktober 1794 tot zur Welt. Gibt es Schlimmeres für eine Frau? Und doch schluckt sie ihre Tränen, »um nicht meinen lieben und ausgezeichneten Mann unglücklich zu machen«. Diese Frau, die auf allen Porträts etwas Mädchenhaftes, Verschmitztes ausstrahlt, hat sich stets im Griff. Auch als ihr »ausgezeichneter Mann« sich in eine russische Großfürstin verliebt oder als erauf ihrem Landsitz in Paretz mit seiner Familie Blindekuh spielt, während in Frankreich die Revolution ausbricht und das Volk sein Königspaar guillotiniert.
    In Paretz herrscht das einfache Leben. Hier kann der König Mensch sein. Er befiehlt zwar seinem Adjutanten, ihm mindestens dreimal in der Woche die Wahrheit über die politischen Ereignisse zu sagen, aber zum Mittelpunkt seines Lebens wird Luise, während Napoleon, der ehrgeizige General aus Korsika, sich rüstet, Europa zu erobern.
    Preußen hält sich für unbesiegbar, der König delegiert Kompetenzen. Luise fleht ihren Mann an: »Gott stärke dich ... ich darf dich noch einmal bitten, nehme mehr Zutrauen zu dir und führe das Ganze!« 14. Oktober 1806: Bei der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt werden die Preußen vernichtend geschlagen. Das Königspaar flieht nach Königsberg, Napoleon zieht in Berlin ein, quartiert sich ausgerechnet in Luises Schlafgemächern ein (wo der Korse leidenschaftliche Briefe findet, die der russische Zar Alexander I. der Königin schickte).
    Napoleon, der Kaiser aller Franzosen, und Alexander I., Zar und Herrscher aller Russen, beraten in Tilsit über die »Beute« und beschließen, dass Preußen mehr als die Hälfte seiner Territorien an die Sieger abtreten muss. Friedrich Wilhelm beschwert sich bei seiner Frau über die Manieren des »Teufels, der sich aus dem Kot herausgeschwungen hat«. Und dann – es ist unfassbar! – bittet er sie, Napoleon um Gnade zu bitten. Luise (wieder mal schwanger) steht zu ihrer Pflicht: »Ich komme, wenn du es wünschst.«
    Ihre Begegnung mit Napoleon stiftet ihre Unsterblichkeit. Tilsit, 7. Juli 1807, 16 Uhr nachmittags. Luise trägt ein weißes Kleid aus silberbesticktem Crêpe. Napoleon stolpert leicht auf der schmalen Holztreppe. Beide sind voneinander überrascht. Er erwartete eine dumme Matrone, sie »einen Teufel«.
    Um seine Verlegenheit zu überwinden, meint der Kaiser: »Sie tragen da ein schönes Kleid. Wo ist es gearbeitet?« Luise antwortet in selbstverständlich perfektem Französisch: »Sollen wir über Putz reden in diesem Augenblicke?« Sie bleibt schlagfertig und charmant, appelliert an seinen Großmut, er fragt, wieso sich Preußen so schlecht vorbereitet überhaupt auf einen Krieg mit ihm einlassen konnte. Da gibt sie die berühmte Antwort:»Sire, der Ruhm Friedrichs des Großen hat uns über unsere Mittel getäuscht.«
    Napoleon ist beeindruckt, bewegt, fast bereit, ihr nachzugeben. Da geht die Tür auf und Luises Ehemann betritt den Raum. Das ist ein fataler Fehlauftritt, von denen es in der Geschichte nur wenige gibt. Denn, so Napoleon am selben Tag zu Alexander: »Er erschien zur rechten Zeit. Eine Viertelstunde später – und ich würde der Königin alles versprochen haben.«
    Das Königspaar muss ins Exil nach Königsberg, muss sparen: Luise bittet eine ihrer Schwestern um ein paar warme Röcke und ihren Lieblingsbruder Georg um »zwei recht hübsche Nachtmützen«.
    Friedrich Wilhelm, schwerst depressiv, will abtreten und Napoleon bitten, ihn als Privatmann in Berlin leben zu lassen. Luise gelingt es, ihn von dieser Idee abzubringen. Am 23. Dezember (einst tanzte sie in dieser Nacht Walzer!) 1809 kehrt das Paar auf Wunsch des französischen Kaisers zurück nach Berlin. Luise ist erschöpft und schon wieder schwanger, möchte sich bei ihrem Vater erholen. Und ihr Gatte »hat eben in diesem Augenblick die Erlaubnis gegeben, zu Ihnen zu kommen«, schreibt sie ihrem »besten Päp«.
    Die Reise auf das väterliche Schloss Hohenzieritz in Mecklenburg strengt sie mehr an, als sie bereit ist zuzugeben. Aus einer Erkältung wird Lungenentzündung. Man schickt nach dem König. Als Friedrich Wilhelm III. an Luises Bett weint, tröstet ihn die Königin zum letzten Mal: »Fürchte dich nicht, ich sterbe nicht.«

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