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Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
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einigermaßen standesgemäßes Leben kann also nur einer garantieren: ein Ehemann. Und wenn dies einer weiß, dann »Babuschka«. Die Oma beschließt, zu handeln.
    14. Juli 1792. Europas Hochadel ist in sechsspännigen Staatskarossen in Frankfurt angerollt, um an der Krönung von Kaiser Franz II. teilzunehmen. Und ausgerechnet Luise – diese gertenschlanke No-Name-Prinzessin – eröffnet den Festball mit dem 19-jährigen Grafen von Metternich, dem künftigen Staatskanzler Österreichs.
    Der findet das Adelskind vom Lande zwar fad, aber als braver Sohn erfüllt er den Wunsch seiner Mutter – die wiederum ihrer guten Freundin, Luises Großmutter, eine Bitte erfüllt. »Babuschka« ahnt, dass keiner der Herren ihre »Husch« auch nur wahrnehmen, geschweige denn zum Tanz auffordern würde. Luise tanzt und strahlt im Glanz Tausender Kerzen.
    Unter den Monarchen, die sie mit ihrer Ungezwungenheit und Schönheit entzückt, ist auch Friedrich Wilhelm II., einer der größten Casanovas Europas und vor allem: der König von Preußen. Er beschließt, dass das »gute Kind aus Darmstadt« seinen Ältesten heiraten wird.
    Luise und der Kronprinz Friedrich Wilhelm verloben sich am 19. März 1793. Sie mögen sich. Aber Liebe, Leidenschaft? Sie schreibt ihm: »Leben Sie wohl, mein Engel, haben Sie mich immer lieb wie sonst, und glauben Sie, ich bin Ihre treue Freundin.« Einmal erzählt er ihr, dass er als Kind Kirschen liebte, aber nie welche bekam, weil der Vater für die Versorgung seiner Sprösslinge eine feste Summe zahlte, die für das teure Obst nicht reichte. Luise schickt ihm einen Korb Kirschen.
    Er ist menschenscheu, sie bringt ihn zum Lachen: »Ich werde Ihnen zum Willkommen singen: Unsere Katz hat Junge, sieben an der Zahl.
    Sechs davon sind Hunde. Das ist ein Skandal. Und der Kater spricht: Die ernähr ich nicht.« Kurz vor der Hochzeit klagt sie, als ahnte sie bereits, was auf sie zukommt: »Ade unschuldiges Vergnügen, ade Jugendzeit, ade Fröhlichkeit ... Es ist eine schrecklich Sache, das Heiraten.« Aber sie fügt sich – in ihren Kreisen heiratet man schließlich nicht, um glücklich zu sein, sondern um dynastische Interessen zu bedienen.
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    »Möge Gott mich davor bewahren, meinen Geist zu pflegen und mein Herz zu vernachlässigen«
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    Viel gemein hat das junge Paar nicht. Der Thronfolger hat eine lieblose Kindheit hinter sich, sucht Nestwärme bei der Truppe. Ist geradlinig. Sie voll sorglosen Übermuts. Er ist überpünktlich, sie immer zu spät. Er ist Frühaufsteher, sie bleibt bis mittags im Bett. Er liebt Ordnung, sie stiftet Chaos. Er ist pragmatisch, sie romantisch. Vor allem: Er ist launenhaft, depressiv und ist auch sonst nicht der Mann, zu dem sie aufschauen könnte. Sie wird immer diejenige sein, die ihn aufmuntert, stärkt, tröstet. Am Vorabend der Hochzeit besteht Luise darauf, beim Hofball den neuen Tanz zu tanzen, der an den Höfen Europas als unanständig gilt: Walzer. Ihre künftige Schwiegermutter dreht den Tanzenden entsetzt den Rücken zu.
    Am Heiligabend 1793 wird das Paar getraut. Vor der Zeremonie kommt es zu einem Eklat: Ein kleines Mädchen reicht der Braut einen Blumenstrauß, die Prinzessin bückt sich und küsst es. Die Menschen jubeln ihr zu wie einem Vorboten einer neuen, bürgerlichen (ja demokratischen!)Einfachheit. Der Hof erstarrt. Sie fragt: »Darf ich das nun nicht mehr?« Sie ist 17. 17 Jahre hat sie noch. Knapp vier Jahre später weckt ihre um 47 Jahre ältere Oberhofmeisterin sie mit den Worten »Ihre Majestät ...«, Luise zuckt zusammen. Nun ist es so weit: Der Vater ihres Mannes ist gestorben, Friedrich Wilhelm III. ist sein Nachfolger, sie wird Königin von Preußen.
    Ein Tag im Leben der Königin:
    Gegen 9 Uhr wird sie wach, die Kammerfrau stellt den Frühstückstisch über das Bett, es gibt einige Tassen Schokolade mit viel Sahne, Zwieback.
    Sie stimmt den Küchenzettel ab.
    Jetzt dürfen die jüngsten Kinder zu ihr, Luise liebkost sie, sucht die Kleider für den Tag aus.
    Gegen 11 Uhr empfängt sie im Morgenmantel die älteren Kinder, danach den Arzt, Englischlehrer, Musiklehrer, isst etwas Gerstenbrei.
    Um 12 Uhr holt der König sie ab für eine Spazierfahrt oder einen Spaziergang.
    Um 14 Uhr: Mittagessen mit diversen Gästen.
    Danach Mittagsschlaf, oder sie liest, am liebsten Memoiren.
    Um 16 Uhr: Teestunde.
    Die Abende verbringt man mit Gesellschaftsspielen oder Hoffestivitäten (sie organisiert z. B. Aufführungen in der Oper Unter den

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