Starke Kinder
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es einen erneuten Ãbergriff gibt.
Schwere Ãbergriffe finden mit höherer Wahrscheinlichkeit im familiären Umfeld statt.
Es wird zwischen pädophilen Tätern und solchen Tätern unterschieden, die den âleichteren Zugangâ zu Kindern ausnutzen.
4    Was ist Sexualität?
4.1    Was wurde und wird unter Sexualität verstanden?
Das Verständnis davon, was Sexualität ist und wie diese gelebt werden sollte, wandelte sich im Laufe der Zeit deutlich. Im antiken Griechenland war Kinderprostitution in den Hafenstädten erlaubt und an der Tagesordnung. Eine Vergewaltigung verletzte nach dem Verständnis zur Zeit des alten Testaments nicht die Rechte eines Kindes. Vielmehr wurde ein Missbrauch bestraft, da es den Wert des Eigentums eines anderen Mannes verringerte. Wurde eine Jungfrau vergewaltigt, so reduzierte sich der Wert dieses Eigentums. Der Täter konnte seine Tat durch die Zahlung des Brautpreises und die Heirat des Mädchens sühnen. Mit den christlichen Wertvorstellungen verbreitete sich auch die Vorstellung des unschuldigen Kindes. Sexualität wurde als etwas âUnreinesâ bewertet, welches von unschuldigen Kindern ferngehalten werden muss. Erzieherische Strategien wurden entwickelt, um z. B. Selbstbefriedigung zu unterdrücken (keine enge Kleidung, kein gemeinschaftliches Baden ohne Badekleider, harte körperliche Strafen). Trotzdem wurden weiterhin viele Frauen vergewaltigt und missbraucht. Kinder wurden zur Prostitution gezwungen. Eine Schätzung im Jahr 1900 besagte, dass über die Hälfte aller nicht registrierten Prostituierten in Wien minderjährig war.
Zu jedem Zeitpunkt der Geschichte versuchten die Eltern ihre Kinder so zu erziehen, wie es zu dieser Zeit angemessen erschien. In heutiger Zeit können wir auf die Erfahrungen der Vergangenheit und auf wissenschaftliche Erkenntnisse über eine gesunde kindliche Sexualentwicklung zurückgreifen.
Sexualität
Heute verstehen wir unter Sexualität alle Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle eines Menschen bezogen auf sein Geschlecht. Zum Erleben von Sexualität ist daher kein Partner notwendig. Sexualität ist angeboren und zeigt sich, wenn auch sehr unterschiedlich, in jedem Alter.
Das Erleben und Erkunden der Sexualität gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Sexualität beruht auf zwei Motiven:
Das Bedürfnis nach Erkundung: Dieses Bedürfnis wird ausgelöst durch Neugier. Menschen haben das Verlangen, Neues zu erfahren und bisher Verborgenes kennenzulernen.
Das Bedürfnis, positive Erfahrungen zu vermehren: Jedes Lebewesen hat ein hohes Interesse daran, mehr und mehr angenehme Empfindungen, so wie körperliche Lust und Wohlsein, zu erleben. Unangenehme Empfindungen, so wie Stress und Angst, möchten Menschen vermeiden.
Wird Sexualität gelebt und positiv erlebt, so kann sie das seelische Gleichgewicht unterstützen. Sie stärkt den Selbstwert und unterstützt das Erleben von Freude, Geborgenheit und Harmonie. Wird Sexualität jedoch verboten oder verteufelt, so können die an sich gesunden sexuellen Bedürfnisse Scham, Selbstzweifel, Enttäuschung und Angst auslösen.
4.2    Gibt es Unterschiede zwischen der âkindlichenâ und der âerwachsenenâ Sexualität?
Sexuelle Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle verändern sich im Laufe eines Menschenlebens deutlich. Daher müssen wir davon ausgehen, dass es einen groÃen Unterschied zwischen der Sexualität eines Kindes und der eines Erwachsenen gibt.
Das vorrangige Interesse eines Kindes ist das Erleben und das Vermehren des Gefühls von Wohlsein und Lust. Andauernde Folgen von Handlungen sind einem Kind nicht bewusst. Ein Kind mag es, seinen Körper und damit auch seine Geschlechtsteile zu erkunden. Kinder sind Wesen, die sich in ihrer Sexualität allein auf sich selbst konzentrieren. Sie selbst sind im Zentrum ihres sexuellen Erlebens. Sie möchten sich selbst oder ihren Körper spüren. Nur zur Befriedigung
ihrer
Neugier oder
ihres
Wunsches nach Nähe beziehen sie einen anderen Menschen in ihre Sexualität ein.
Kinder erleben Sexualität über sämtliche Sinneskanäle (sehen, riechen, hören, schmecken, tasten) bezogen auf sämtliche Aspekte ihres Körpers. Im Laufe des Lebens konzentrieren sich Menschen beim Erleben ihrer Sexualität mehr und
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