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Starke Kinder

Starke Kinder

Titel: Starke Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Dyer , Regina Steil
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Sexualentwicklung belasten. Liegen sie in einem gesunden Ausmaß vor, können sie das Kind in seiner Entwicklung jedoch auch schützen. Betrachten wir die Entwicklung dieses Gefühls über die verschiedenen Altersstufen hinweg, so wird dies deutlicher. Ab dem ungefähr 18. Lebensmonat entwickelt das Kind ein Bewusstsein für sich selbst. In dieser Phase entsteht die Grundlage für Gefühle wie Stolz, Scham und Schuld. Diese Gefühle erlauben dem Menschen, seinen eigenen Wert zu erkennen sowie auch Teil einer Gemeinschaft zu werden.
    Das Gefühl „Scham“ tritt auf, wenn ein Mensch befürchtet, bloßgestellt zu werden. Er hat Angst, in der Achtung anderer Menschen zu sinken. Wenn die anderen herausfinden würden, dass …, dann könnte man sich nie wieder blicken lassen. Jedem wird der Wunsch, im Erdboden zu versinken, bekannt sein. Scham sorgt dafür, dass die Regeln der menschlichen Gemeinschaft eingehalten werden. Diese sozialen Regeln sind kulturell verschieden. So wird Nacktheit in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich bewertet. Nacktheit ist beispielsweise in vielen traditionellen Kulturen wie den australischen Aborigines, den Bewohnern Neuguineas, im zentralen und südlichen Afrika und mehreren Völkern des Amazonasgebiets selbstverständlich. Dagegen ist der Gedanke, „oben ohne“ am Strand zu liegen, in manchen Staaten der amerikanischen Gesellschaft unvorstellbar. Unterschiede finden sich auch zwischen Familien des gleichen Kulturkreises. In manchen Familien mag es üblich sein, sich gemeinsam umzuziehen und sich gegenseitig dabei nackt zu sehen, in anderen Familien nicht. Scham ist jedoch auch individuell verschieden ausgeprägt. Manche Menschen haben intensivere Schamgefühle und schützen ihre Privatsphäre stärker als andere. Auch im Laufe des Lebens kann sich die Intensität von Schamgefühlen deutlich verändern.
    Ab dem Alter von ungefähr zwei Jahren entwickeln Kinder ein erstes Gespür dafür, was von ihnen erwartet wird. Können sie diese Erwartungen nicht erfüllen, zeigen sie erste Anzeichen von Scham (rot anlaufen, aus dem Blickkontakt gehen, verstecken). Dieses erste Erwachen von Scham wird ermöglicht, da Kinder nun ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Absichten von denen der anderen Menschen unterscheiden können. Sie orientieren sich an dem Verhalten, den Gefühlen, Wünschen und Absichten der Erwachsenen. Auf diese Weise werden soziale Verhaltensregeln, Moral und Werte vermittelt. Kinder beobachten, vor allem in neuen oder unsicheren Situationen, die Reaktionen der Erwachsenen und handeln entsprechend.
    5.3    Wie sieht Sexualität im dritten Lebensjahr aus?
    Nach dem zweiten Geburtstag beginnt üblicherweise die Sauberkeits- oder Reinlichkeitserziehung. Ein Kind beginnt, sich seiner körperlichen Kräfte bewusst zu werden. Es gewinnt mehr und mehr Kontrolle über seine Schließmuskulatur. Das Kind beschäftigt sich intensiv mit den neu entdeckten Körperfunktionen. Wenn das Kind will, kann es aufs Töpfchen. Allerdings kann keiner es zwingen, sein Geschäft an dem von den Eltern vorgesehenen Platz zu erledigen. Wenn das Kind es tut, dann wird es gefeiert. Auch wenn das Kunstwerk weggespült und nicht aufgehoben wird. Wesentlich bei der Entwicklung eines gesunden Körpergefühls ist das Recht des Kindes, selbst zu bestimmen, wann es das Töpfchen oder die Toilette benutzen will. Gegen seinen Willen wird kein Kind „trocken“ oder „sauber“.
    Deutlich wird auch die Weiterentwicklung des Kindes in einem anderen Bereich: dem eigenen Willen. Ein Kind wird seinen Willen häufiger und klarer äußern. Natürlich kann und sollte es sich nicht immer durchsetzen. Schließlich kann ja auch nicht alles erlaubt werden, was ein Kind sich wünscht. Trotzdem ist es für die kindliche Entwicklung wichtig, seine Wünsche erkennen, ausdrücken und darauf bestehen zu können. Dies kann für die Erziehenden äußerst anstrengend sein. Der Wutanfall eines Dreijährigen an der Supermarktkasse ist nicht immer leicht zu ertragen.
    In diesem Alter beginnen Kinder vermehrt Fragen zu stellen – die berühmtberüchtigten „Warum-Fragen“: Warum habe ich einen Penis? Warum ist das Baby in deinem Bauch? Kinder fordern eine erste Aufklärung. Diese sollte präzise sein, einfache Antworten werden gewünscht. Werden

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