Starke Knie
damenhaft, o-beinig cowboyhaft und goldener Mittelweg: Wer die Auswahl kennt, kann sich für das Richtige entscheiden.
Knie:
Das Knie hat ein kompliziertes und geniales Innenleben. Es ist darauf angewiesen, dass die Muskulatur ihre Schutzfunktion übernehmen kann. Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination sind entscheidend. Dabei ist Koordination wohl die Wichtigste: Der Körper ist das Orchester, Sie der Dirigent.
Knie: Clever einsetzen, statt wackelig schonen
Die unterschiedlichen Rotationsrichtungen von Ober- und Unterschenkel räumen mit dem Vorurteil auf, das Knie sei ein reines Klappgelenk. Das Kniegelenk ist ein komplexes Drehscharniergelenk. Das macht es einzigartig, aber auch störungsanfällig. Präzise, bewusste Belastung und Verständnis für das Biodesign der Kniegelenke sind maßgebliche „Knieschützer“. Im Wachstumsalter sind die Beinachsen sehr variabel, sie müssen sich den veränderten biomechanischen Umständen, dem Gehenlernen und den Lebensumständen laufend anpassen. Säuglinge beispielsweise haben O-Beine, Kleinkinder X-Beine. Auch im Teenageralter sind X-Beine häufig. Das ist weitgehend normal und wächst sich mit der natürlichen Muskelentwicklung zurecht. Immer vorausgesetzt, dass Kinder und Jugendliche genügend „Bewegungsspielraum“ bekommen, um den Körper richtig einsetzen, die Muskeln frei entwickeln zu können. Das Kniegelenk passt sich diesen veränderten Bedingungen immer wieder an. Beim Jugendlichen und beim Erwachsenen nimmt das Kniegelenk schließlich seine definitive Form und Funktion an. Diese Zeit ist entscheidend. Geraten die Beinachsen durch Unwissen und Fehlbelastung aus dem Lot, helfen Beinachsentraining und muskuläre Sicherung der Drehrichtungen dem Kniegelenk wieder auf die Beine.
Anatomie
Kniegelenk:
a) Die Gelenkrollen des Oberschenkelknochens (1), das knöcherne Gelenkplateau (2) als oberer Abschluss des Schienbeins (3), der innere (4) und äußere (5) Meniskus (blau). b) Das vordere (6) und das hintere (7) Kreuzband im Inneren des Kniegelenks sind auf Gedeih und Verderb vom richtigen Gebrauch abhängig. Das erfordert das nötige Gewusst-wie.
Meniskus: Innen drehen, außen gleiten
Menisken brauchen Verständnis: Wringen Sie zur Veranschaulichung ein Handtuch aus. Mit zunehmendem Wringen faltet sich der Stoff dreidimensional auf. Die Struktur entspricht der Verschraubung im Kniegelenk. Die Falten auf der Innenseite liegen eng aneinander, hier dreht das Kniegelenk während der Beuge- und Streckbewegung. Auf der Außenseite gleitet es. Die beiden mächtigen Gelenkrollen bewegen sich auf einem breiten Knochenplateau. Auf der Innenseite ist eine kugelige Mulde für die Drehung, auf der Außenseite ist der Knochen sattelförmig zum Gleiten. Diese Dreh-Gleit-Bewegung fordert präzise Koordination für verschiedene Bewegungen – wie bei den Zeigern einer Uhr: In der Mitte drehen sie ganz langsam, fast an Ort und Stelle, außen müssen die Zeigerspitzen in derselben Zeit das gesamte Zifferblatt umrunden. Die beiden Menisken sind halbmondförmige „Knorpelschnitze“ am Gelenkrand. Der innere Meniskus ist mit dem Seitenband verwachsen und stabilisiert die Drehung. Der äußere Meniskus ist frei und gleitet vor und zurück.
Kreuzbänder: Kreuz- und Seitenbänder als Dream-Team
Der richtige Dreh im Kniegelenk lässt sich auch an der Anordnung der Kreuzbänder ablesen. Bei gebeugtem Knie wird der Oberschenkel muskulär nach außen, der Unterschenkel nach innen stabilisiert. Die Kreuzbänder wickeln sich umeinander und geben straffend Sicherheit und Rotationsstabilität in der Beugung. Eine Umkehr dieser anatomisch festgelegten Drehrichtungen bedeutet den Verlust dieser Belastungsstabilisierung. Die Seitenbänder wirken vor allem in der Streckung: Beim gestreckten Knie sind die Seitenbänder für maximale Stabilität straff angespannt.
Q-Muskel:
a) Der Quadrizeps ist ein imposanter Kraftmuskel im Oberschenkel (rot) mit insgesamt vier Ursprüngen, den so genannten Muskelköpfen. Er zentriert die Kniescheibe und streckt das Kniegelenk. Zwei Muskeln, ein langer (1) und ein kurzer (2), ziehen gerade. Zwei Muskelköpfe (3, 4) ziehen schräg. b) Die beiden schrägen Muskelstränge des Q-Muskels MVL (M. vastus lateralis) außen (3) und MVM (M. vastus medialis) innen (4) müssen wie Zügel eines Pferdes beidseits gleichziehen, damit es geradeaus geht.
Kniescheibe: Schutzschild braucht Führung
Die Kniescheibe ist ein nahezu dreieckiger Knochen und liegt
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