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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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änderte etwas an dem, was dieser Kuss in ihr ausgelöst hatte …
    Widerstrebend sah sie weg, wischte sich den letzten Schnee von ihrem Mantel und der Hose und schaute sich um. Unter anderen Umständen hätte sie die Schönheit der Nacht vielleicht genossen. Der heftige Schneefall wirkte vor der Kulisse der bewaldeten Berge und des nächtlichen Himmels einfach wunderschön. Aber irgendwo mitten im Nirgendwo zu stehen, gemeinsam mit einem flüchtigen Häftling, der sie beinahe umgebracht hätte, erstickte jede aufkommende Freude im Keim.
    „Wir haben Glück gehabt“, sagte er. „Der Hubschrauber musste vermutlich landen wegen des Sturms.“
    „Oh ja, da fühle ich mich ja gleich viel besser“, entgegnete sie schnippisch. „Und wenn wir wirklich Glück haben, sind wir bis Tagesanbruch unter Schnee begraben.“
    Der Blick, den er ihr zuwarf, ließ ihr die Härchen auf den Armen zu Berge stehen. Eine andere Form von Unbehagen breitete sich in ihr aus. Emily wusste nichts über ihn und über das, was er getan hatte. Es musste brutal und grausam gewesen sein, wenn er im
Bitterroot Super Max
gelandet war. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wozu er fähig war. Oder was er ihr antun könnte …
    Entschlossen, diesen Gedanken nicht an sich heranzulassen, streckte sie das Kinn vor und sah Devlin trotzig an. „Und was schlägst du vor, was wir jetzt tun sollen, Einstein?“
    „Zuerst und am allerwichtigsten: Wir bleiben am Leben.“
    Das konnte sich unter den gegebenen Umständen als recht schwierig erweisen. Emily wollte sich damit nicht zufriedengeben.
    Er seufzte und deutete auf das Loch in ihrem Mantelärmel. „Irgendwann muss ich mir deine Schusswunde anschauen.“
    Inmitten des Kugelhagels und während der halsbrecherischen Fahrt mit dem Schneemobil hatte sie den Schmerz in ihrem Arm fast völlig verdrängt. Doch nun meldete er sich zurück. Sie spürte das Stechen und Brennen der Schusswunde und die feuchte Klebrigkeit des Blutes.
    „Warum haust du nicht einfach ab, solange du es noch kannst?“, fragte sie.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er einen Schritt auf sie zu trat. „Weil ich beim Ausbruch aus diesem Höllenloch nicht mein Leben riskiert habe, um dann fortzulaufen.“
    „Du brauchst mich nicht“, sagte sie. „Geh einfach und lass mich hier zurück.“
    „Wenn sie dich hier oder irgendwo anders finden, bist du so gut wie tot.“
    „Sie würden mich nicht …“
    „Und ob sie würden“, unterbrach er sie scharf. „Glaubst du etwa, diese Schussverletzung an deinem Arm war ein Unfall?“
    „Ich gehe davon aus, dass der Scharfschütze vom SORT-Team dich aufhalten wollte. Ich bin ihm in den Weg gekommen.“
    „Falls du vergessen hast, was im Umkleideraum geschehen ist, helfe ich deinem Gedächtnis gerne auf die Sprünge. Drei Männer. Einer von ihnen hatte eine Spritze, auf der dein Name stand. Verdammt, er wollte dir irgendein Wahrheitsserum injizieren. Wer weiß, was als Nächstes auf ihrem Plan stand.“
    Emily wollte alles abstreiten, doch das konnte sie nicht. Sie hatte die Spritze gesehen. Sie hatte die Blicke der Männer gesehen. Und sie hatte gewusst, was sie vorhatten. Aber warum?
    „Sie denken, ich hätte dir bei der Flucht geholfen“, murmelte sie benommen.
    „Sie glauben, dass du etwas weißt, was du nicht wissen solltest.“
    „Und was sollte das sein?“, fragte sie.
    „Zum Beispiel, warum mehrere Insassen des
Bitterroot Super Max
in den letzten sechs Monaten unter mysteriösen Umständen umgekommen sind.“
    Irgendetwas
ging in dem Gefängnis vor. In den letzten sechs Monaten hatte sie persönlich von mindestens zwei Häftlingen gehört, die unerwartet gestorben waren. Das war der Grund, warum sie Fragen gestellt hatte. Das war der Grund, warum sie heute Morgen überhaupt auf die Krankenstation gegangen war.
    Aber dass die Menschen, für die sie seit drei Jahren arbeitete, imstande waren zu töten, war einfach undenkbar. Wieso war Devlin darüber informiert? Offenbar schien mehr hinter Zack Devlin zu stecken, als man auf den ersten Blick vermutete.
    „Woher weißt du, dass Insassen tot sind?“, hakte sie nach.
    „Das weiß ich, weil ich in den letzten vier Monaten beobachtete, wie mehrere Männer systematisch verschwanden. Gesunde Männer, die auf die Krankenstation geschickt wurden. Die meisten kehrten todkrank in ihre Zelle zurück. Einige von ihnen kehrten gar nicht mehr zurück.“
    War Devlin einfach nur ein geschickter Lügner, dessen persönliche Freiheit

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