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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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noch gut dran waren, denn die meisten kehrten gar nicht zurück.“
    Emily konnte kaum verarbeiten, was er da sagte. Niemals im Leben hätte sie sich etwas so Kaltblütiges überhaupt nur vorstellen können. Bei dem Gedanken, dass die Menschen, die sie seit drei Jahren kannte und mit denen sie zusammenarbeitete, zu einer solchen Brutalität fähig sein sollten, drehte sich ihr der Magen um.
    Abrupt stand sie auf, ging auf und ab und lehnt sich schließlich an die steinerne Wand des Kamins. „Wie kannst du das alles überhaupt wissen? Du warst ein Insasse. Du hattest keinen Zugang zu den Krankenakten.“
    Er zögerte einen Moment. „Ich bin nicht der einzige Agent, der undercover in
Bitterroot
ermittelt.“
    „Aber wer ist …“
    „Das ist Verschlusssache.“
    „Wie praktisch.“
    „Zu deiner eigenen Sicherheit. Wenn Underwood denkt, dass du etwas weißt, und du ihm in die Hände fällst, dann, glaub mir, wird er jede ihm mögliche Methode anwenden, um aus dir herauszupressen, was ich dir erzählt habe.“ Er schaute weg und drückte die Lippen fest aufeinander. „Eingeschlossen Folter“, sagte er schließlich.
    Ein eisiger Schauder kroch ihr über den Rücken.
    „Die Insassen bekommen verdammt viel mehr mit, als ihr glaubt“, fuhr er fort. „Sie reden. Und wir sprechen hier von Männern, die ein gewalttätiges Leben führen. Diese Männer kann so leicht nichts erschrecken. Doch ich habe die Gespräche gehört. Und die Schreie. In den Monaten, in denen ich da war, habe ich hartgesottene, brutale Männer gesehen, die sich wie Kinder zusammenkauerten, um sich zu verstecken.“
    „Warum wurde nichts davon berichtet? Ich meine, wir haben einen Häftlingsbetreuer …“
    „Der ebenso gut Teil des Ganzen sein kann. Meinst du wirklich, irgendjemand wird seinen Mund aufmachen, wenn er das Risiko eingeht, zu Tode gefoltert zu werden?“
    Die Vorstellung ließ sie frösteln. „Für wen testet
Lockdown
diese Kampfstoffe?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte er, und sie konnte die Frustration in seiner Stimme hören. „Aber ich vermute, dass es irgendwo in den USA eine Fabrik gibt, die die chemischen Substanzen herstellt. Von dort aus werden sie zum Testen nach
Bitterroot
gebracht. Wenn sich der Kampfstoff als wirksam erweist, gehen sie damit auf den Schwarzmarkt. Weltweit.
Lockdown, Inc
. wird für das Beschaffen von Versuchskaninchen bezahlt, und niemand erfährt etwas von der ganzen Sache.
Bitterroot
ist der perfekte Ort dafür. Abgeschieden. Isoliert. Ohne Bewohner in der Nachbarschaft, die die tägliche An- und Abfahrt von Lastwagen bemerken würden. Ein solches Unternehmen könnte ohne Zwischenfälle ewig so weiterlaufen.“
    „Wer verschifft die Waffen?“
    „Das wissen wir nicht. Doch wie du dir vorstellen kannst, gibt es viele terroristische Vereinigungen und Schurkenstaaten, die alles daransetzen würden, leicht handhabbare chemische Waffen in die Hände zu bekommen.“
    „Was für eine Art von Waffen meinst du?“
    „Wir denken, dass die Substanzen, die im
Bitterroot
getestet werden, eine neue Generation chemischer Kampfstoffe darstellen. Giftgas, das in eine winzige Ampulle passt, aber innerhalb weniger Minuten Hunderte von Menschen töten kann. Wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis die Tests abgeschlossen und dieser Stoff einsatzfähig ist. Doch du weißt, was geschieht, wenn etwas so Tödliches in die falschen Hände gerät.“
    „Wenn einige der Insassen so ermordet werden, was geschieht mit ihren Leichen?“
    „Sie landen im Krematorium.“
    Nur zu gerne wollte Emily glauben, dass Devlin log. Dass er sich eine fantastische Geschichte ausgedacht hatte, um sie zur Kooperation zu bewegen. Aber zu vieles von dem, was er sagte, erklärte das, was ihr schon seit einiger Zeit verdächtig erschienen war.
    Sie musste jetzt nur noch überlegen, was sie deswegen unternehmen würde.

6. KAPITEL
    Zack war noch nie gut im Warten gewesen, und das Warten darauf, dass der Sturm sich legte, bildete keine Ausnahme. Er verfluchte den Schnee, während er in dem großen Raum zum x-ten Mal auf und ab lief. Draußen wütete der Wind und traf die alte Hütte immer wieder mit Böen, die die Wände erschütterten. Ein, zwei Meter entfernt saß Emily auf der Bank. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und starrte ins Feuer.
    Es war ihm schwergefallen, mit anzusehen, wie blass sie geworden war, als er ihr von seinen Entdeckungen bei
Lockdown
erzählt hatte. Doch ihre Reaktion zeigte ihm zwei wichtige Dinge. Zum

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