Starker als dein Tod
ausweglos erscheinenden Situationen befreien zu können. Mehr als ein Mal hatte er sich und andere retten können und war dabei nur um Haaresbreite dem Tod entronnen. Doch nun hatte er beim besten Willen keine Idee, wie er sie beide aus dieser Bredouille herausbringen sollte. Und der Gedanke, dass er und Emily wirklich sterben und niemand je davon erfahren würde, wog immer schwerer in ihm.
Drei Männer hielten ihre Gewehre auf ihn gerichtet. Marcus Underwood stand neben der Tür. Clay Carpenter befand sich nur ein, zwei Meter von Emily entfernt. Zack konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Ihm fiel absolut nichts sein, was er sagen oder tun könnte, um das, was geschehen würde, aufzuhalten.
Von seinem Platz aus konnte er sehen, dass sie am ganzen Körper zitterte. Er nahm das rasche Heben und Senken ihrer Brust wahr. Er hörte das Keuchen ihrer schnellen Atemzüge. Als sein Blick den ihren traf, las er das Entsetzen in der Tiefe ihrer Augen. Er wollte sie berühren, sie trösten, sie beruhigen, ihr versichern, dass alles gut werden würde. Dass er sie hier herausbringen würde. Wenn er nur wüsste, wie …
„Lassen Sie sie gehen“, hörte er sich selbst sagen. „Nehmen Sie mich. Ich komme freiwillig mit. Ich tue alles, was Sie wollen. Aber lassen Sie sie einfach laufen.“
Carpenter und Underwood sahen sich wissend an, dann ergriff Carpenter das Wort. „Sie ist wunderschön, nicht wahr, Devlin?“
Zack begegnete seinem provozierenden Blick mit Gleichmut. „Lassen Sie sie gehen“, wiederholte er.
Carpenter verzog das Gesicht zu einer Grimasse angemessenen Bedauerns. „Ich bin selber sehr angetan von ihr. Aber sie weiß zu viel.“
Zack hätte dem anderen am liebsten das Herz herausgerissen. Er spürte den Zorn in seinen Adern lodern. Er fühlte, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten in dem Drang, Carpenter direkt hier und jetzt zu erwürgen.
Er setzte sein letztes Mittel ein. „Die Behörde, für die ich arbeite, wird Sie zur Strecke bringen. Sie werden nicht ruhen, bis Ihr perverser Plan ebenso tot und begraben ist wie Sie selbst.“
Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, als die Tür aufging. Zack sah hinüber. Überrascht registrierte er, dass Avery Shaw den Raum betrat. Sein Erstaunen wandelte sich in Verwirrung, sowie er begriff, dass Shaw allein war. Dass er unbewaffnet war. Die Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht. Shaw war nicht als Teil des MIDNIGHT-Teams hier, um einen Haufen Waffendealer hochzunehmen.
„Wie ich sehe, haben Sie alles unter Kontrolle.“ Shaw schaute Zack an.
Es geschah nicht oft, dass Zack die Fassung verlor. Doch jetzt tat er es. Die Erkenntnis, dass sein Freund Avery Shaw der Maulwurf war, traf ihn wie ein Faustschlag. „Du bist der Maulwurf“, stellte er fest.
„Natürlich.“
„Warum, Avery?“
„Sagen wir, ich bin dir was schuldig.“ Shaws Blick wanderte von Zack zu Emily und dann wieder zurück zu Zack. Als Zack nichts sagte, schüttelte Shaw den Kopf. „Komm schon, Devlin, du bist doch nicht auf den Kopf gefallen, oder?“
In Zacks Kopf überschlugen sich die möglichen Erklärungen, aber ihm fiel nicht ein Grund ein, warum Avery Shaw ihn hereinlegen und den Tod einer unschuldigen Zivilistin veranlassen sollte. Es ergab einfach keinen Sinn.
„Ich habe sie geliebt, weißt du“, sagte Shaw.
Die Puzzleteile fügten sich zusammen. Die Wahrheit hämmerte mit tausend Fäusten auf ihn ein. „Alisa Hayes.“
Ein düsterer Ausdruck erschien in Shaws Augen. „Sie und ich waren ein Paar. Dann bist du dazwischengekommen und … hast sie mir weggenommen.“
Zack fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Der Verrat des Freundes schmerzte ihn zutiefst. „Sie ist zu mir gekommen, Avery.“
„Du lügst, du Bastard. Du hast sie verführt. Du … hast mit ihr geschlafen. Und dann hast du es zugelassen, dass sie umgebracht wird, du Mistkerl.“
Die alten Schuldgefühle wallten selbst jetzt in ihm auf, während er sich verteidigte. „Ich wusste nichts davon.“
„Wegen dir mussten sie eine Kugel aus meinem Rückgrat holen“, fuhr Shaw verbittert fort. „Die Ärzte wussten nicht, ob ich je wieder laufen könnte. Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie hart es für mich war, den Außendienst quittieren und nur noch hinter dem Schreibtisch hocken zu müssen? Hast du irgendeine Ahnung, wie schmerzhaft eine Rückgratverletzung sein kann?“ Er sah zu Emily, und ein bösartiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich muss sagen, dies
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