Starker als dein Tod
liebte sie, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Aufgrund der Umstände hatte er es einfach nicht begriffen, oder vielleicht war er auch einfach nicht mutig genug gewesen, es sich einzugestehen. Und nun starb sie vielleicht …
Der Gedanke, sie zu verlieren, erfüllte ihn mit einem Schmerz, der zehnmal stärker war als jede Schusswunde. Jedes Mal, wenn er die Lider schloss, tauchte ihr Gesicht vor seinen Augen auf. Ihr Lächeln. Wie sie ihn immer anschaute, nachdem er sie geküsst hatte. Wie ihre Augen geschimmert hatten, als er in ihr gewesen war. Emily Monroe war ein anständiger, grundguter und freundlicher Mensch. Die Welt brauchte sie.
Er
brauchte sie. Niemals um alles in der Welt würde er sie sterben lassen.
Am Ende des Ganges musste Zack kurz verschnaufen. Er schwitzte reichlich und sein Gesicht glühte, als ob er Fieber hätte. Er drückte die Hand auf seine schmerzende Seite und spürte die klebrige Nässe von Blut. Er blickte hinunter und sah, dass seine Handfläche feucht und rot war.
„Verdammt“, murmelte er und lehnte sich an einen Pfosten, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Er brauchte Hilfe. Wenn er ohnmächtig oder erwischt wurde, bevor er Emily … Nein, befahl er sich selbst. Er würde es nicht so weit kommen lassen. Er musste rechtzeitig bei ihr sein. Auch wenn es das Letzte war, was er tat, würde er sie sicher hier rausschaffen.
Stimmen drangen durch den Schleier von Schmerz. Zack hielt sich die Seite und trat ein paar Schritte zurück in eine dunkle Nische und lugte den Gang hinunter. Ein Vollzugsbeamter lief in seine Richtung und sprach in ein Funkgerät, während er immer näher kam. Er blickte hinunter auf den Boden und folgte den blutigen Fußspuren auf dem Korridor.
„Zielperson ist definitiv hier entlanggelaufen. Das Blut sieht frisch aus. Anweisungen erbeten. Over.“
„Roger. Die Zielperson ist bewaffnet und gefährlich. Nähern nur mit äußerster Vorsicht. Die Person ist zum Abschuss freigegeben“, ertönte es aus dem Walkie-Talkie.
„Roger und aus.“ Der Officer verstaute das Funkgerät wieder, während er an Zacks Versteck vorbeimarschierte.
Zack wartete, bis der Mann zwei Schritte an ihm vorüber war, um dann aus der Nische zu treten und ihm auf die Schulter zu tippen. Der Officer griff nach seiner Pistole, indessen er herumwirbelte, aber Zack war darauf vorbereitet. Er verpasste ihm einen harten Handwurzelschlag auf die Nase, sodass der Mann zu Boden ging. Schnell wie ein Blitz war Zack über ihm. Mit einem gezielten Schlag auf den Solarplexus setzte er den Mann außer Gefecht. Er nahm die Plastikhandfesseln, band seine Hände zusammen, knebelte ihn zusätzlich und erleichterte ihn um Waffe und Funksprechgerät.
„Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich mir das mal ausleihe, oder?“, fragte er und ließ den Wärter stöhnend auf dem Boden zurück.
Doch die physische Anstrengung forderte ihren Tribut. Schwindel und Übelkeit überkamen ihn, als er die Krankenstation betrat und die schwere Stahltür hinter sich schloss. Der Schreibtisch des diensthabenden Sergeants war leer. Er schlich daran vorbei und hielt vor dem Aufnahmebereich an. Vorsichtig spähte er um die Ecke und entdeckte den Sergeant mit den Agenten, die zusammen mit ihm nach
Bitterroot
geschickt worden waren.
Kendra Michaels trug Rock und Pumps. Mit ihrem rechten Handgelenk hatte man sie per Handschellen an einen in die Wand über der Bank eingelassenen Griff gekettet. Jake Vanderpol befand sich bereits in einer Einzelzelle. Von dort, wo Zack stand, sah er, dass sein Gesicht blutig war, und schloss daraus, dass Jake sich nicht kampflos ergeben hatte.
Zack spürte, wie ihm die Zeit davonlief, und betrat lautlos den Raum. Kendra nahm Augenkontakt mit ihm auf und startete rasch ein Ablenkungsmanöver, um die Aufmerksamkeit des Sergeants auf sich zu ziehen. „Ich muss mal auf die Toilette“, sagte sie.
„Zu schade aber auch“, höhnte der Mann.
„Das ist aber nicht die Art, wie man eine Lady behandelt.“ Zack drückte ihm die Waffenmündung in den Rücken. „Öffnen Sie die Handschellen, oder Sie fangen sich eine Kugel ein.“
Der Sergeant versteifte sich und hob die Arme.
Zack griff nach der Pistole des Mannes und übergab sie Kendra. „Ich schätze, du hast einen besseren Verwendungszweck dafür als er.“
Lächelnd richtete sie die Mündung auf das Herz des Sergeants. „Nehmen Sie mir diese Dinger ab“, befahl sie. „Jetzt.“
Mit zitternden Händen schloss der Sergeant die
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