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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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entschlossen habe, unsere Beziehung zu legalisieren, wie die braven Leute sagen.‹ Er hatte manchmal so eine frivole Art, zu reden und zu schreiben, der arme Junge, die seinem guten Herzen gar nicht entsprach. Mein Gott. Ja. ›Harriet ist eine gute Seele, und so habe ich mich durchgerungen, der Wohlanständigkeit Genüge zu tun. Sie verdient es wirklich, und ich hoffe, wenn erst alles seine Ordnung hat, wirst auch Du ihr Deine väterliche Anerkennung nicht versagen. Ich bitte Dich nicht, die Brautmesse zu lesen – wie Du weißt, liegt das Standesamt mehr auf meiner Linie, und obwohl sie, wie ich, im Wohlgeruch der Heiligkeit aufgewachsen ist, glaube ich nicht, daß sie großen Wert auf die › Stimme, die über Eden wehte‹ legt. Ich gebe Dir Bescheid, wenn es soweit ist, damit Du kommen und uns Deinen Segen geben kannst (als Vater, wenn schon nicht als Seelenhirte), falls Du Dich dazu geneigt siehst. ‹ Sie sehen, Lord Peter, er wollte durchaus das Richtige tun, und es hat mich gerührt, daß er mich dabeihaben wollte.«
    »Ganz recht«, sagte Lord Peter und dachte: »Wenn der Schnösel nur noch lebte, ich würde ihm so gern einen Tritt in den Hintern geben.«
    »Nun, und dann kam ein zweiter Brief, in dem er mir mitteilte, daß aus der Heirat nichts wurde. Hier ist er. ›Lieber Vater, es tut mir leid, aber ich muß Deine Glückwünsche mit Dank zurückschicken. Die Hochzeit fällt ins Wasser, die Braut ist durchgebrannt. Ich brauche nicht ins einzelne zu gehen. Harriet hat es geschafft, sich und mich zum Gespött zu machen. Weiter gibt es nichts zu sagen.‹ Später hörte ich dann, daß es ihm gesundheitlich nicht gut ging – aber das wissen Sie ja schon alles.«
    »Hat er für seine Krankheitsanfälle einen Grund vermutet?«
    »Nein, nein – wir sind alle davon ausgegangen, daß es sich um ein Wiederauftreten seiner früheren Magenbeschwerden handelte. Er war nie ein robuster Junge gewesen. Aus Harlech hat er mir in sehr hoffnungsvoller Stimmung geschrieben und gemeint, es ginge ihm viel besser; dabei hat er auch seine geplante Reise nach Barbados erwähnt.«
    »So?«
    »Ja. Ich dachte, das würde ihm sehr guttun und ihn von anderen Dingen ablenken. Er hat es aber als ein noch unbestimmtes Vorhaben geschildert, nicht als ob schon etwas abgemacht gewesen wäre.«
    »Hat er noch einmal etwas über Miss Vane geschrieben?«
    »Er hat mir gegenüber den Namen nie mehr erwähnt, bis er im Sterben lag.«
    »So – und wie haben Sie das verstanden, was er da gesagt hat?«
    »Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Damals hatten wir natürlich alle noch keine Ahnung, daß Gift im Spiel war, und ich dachte, er meinte den Streit, der zu ihrer Trennung führte.«
    »Aha. Nun, Mr. Boyes, wenn wir also annehmen, daß es keine Selbsttötung war –«
    »Das halte ich wirklich nicht für denkbar.«
    »Gibt es sonst irgendeinen Menschen, der ein Interesse an seinem Tod gehabt haben könnte?«
    »Wer sollte das sein?«
    »Keine – andere Frau, zum Beispiel?«
    »Ich habe nie von einer gehört. Und das hätte ich sicher. Er war in solchen Dingen kein Heimlichtuer, Lord Peter. Er war bemerkenswert offen und geradeheraus.«
    »O ja«, kommentierte Wimsey bei sich, »wahrscheinlich hätte er auch noch damit angegeben. Wenn er nur jemandem weh tun konnte, der Lump.« Laut sagte er nur: »Es gäbe noch andere Möglichkeiten. Hat er zum Beispiel ein Testament gemacht?«
    »Das hat er. Nicht daß er viel zu vererben gehabt hätte, der arme Junge. Seine Bücher waren sehr klug geschrieben – er hatte einen scharfen Verstand, Lord Peter – aber viel Geld haben sie ihm nie eingebracht. Ich habe ihn mit kleinen Zuwendungen unterstützt, und zusammen mit dem, was er durch Zeitschriftenartikel verdiente, reichte es ihm gerade zum Leben.«
    »Aber er hat doch sicher jemandem seine Urheberrechte vermacht?«
    »Ja. Er wollte sie mir übertragen, aber ich habe ihm sagen müssen, daß ich dieses Erbe nicht antreten könne. Sie verstehen, ich war mit seinen Ansichten nicht einverstanden und hätte es nicht für rechtens gehalten, Nutzen daraus zu ziehen. Nein, er hat sie seinem Freund, Mr. Vaughan, hinterlassen.«
    »Oh! Darf ich fragen, wann dieses Testament gemacht wurde?«
    »Es ist datiert in der Zeit, als er in Wales war. Ich glaube, daß er zuvor schon ein anderes gemacht hatte, in dem er alles Miss Vane überschrieb.«
    »Das ist ja interessant!« sagte Wimsey. »Davon wird sie wohl gewußt haben.« Er ließ sich eine

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