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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Spur.«
    »Großer Gott!«
    »Kannst du morgen früh gleich herkommen? Vielleicht haben wir es bis dahin schon.«
    »Ich werde springen wie ein Hammel und hüpfen wie der höchste Berg. Wir werden’s euch schon zeigen, mein lieber Herr Chefinspektor Parker!«
    »Hoffentlich«, sagte Parker liebenswürdig und legte auf.
    Wimsey stolzierte ins Zimmer zurück.
    »Miss Price, Ihre Aktien steigen ins Unermeßliche«, sagte er. »Es steht fünfzig gegen eins, daß es Selbstmord war. Ich werde grinsen wie ein Hund und in der ganzen Stadt herumlaufen.«
    »Schade, daß ich nicht mitkann«, sagte Sylvia Marriott, »aber es soll mich freuen, wenn ich unrecht habe.«
    »Und ich bin froh, daß ich recht habe«, sagte Eiluned Price ungerührt.
    »Du hast recht und ich hab recht und überhaupt ist alles recht«, sang Wimsey.
    Marjorie Phelps sah ihn an und sagte nichts. Sie hatte plötzlich ein Gefühl, als ob etwas in ihr durch eine Mangel gedreht worden wäre.

9. Kapitel
    Mit welch niederträchtigen Mitteln Mr. Bunter es geschafft hatte, sich bei der Überbringung des Briefes gleich zum Tee einladen zu lassen, war ihm allein bekannt. Um halb fünf Uhr an demselben Tag, der für Lord Peter so erfreulich endete, saß er in Mr. Urquharts Haus in der Küche und toastete Crumpets. Er hatte es in der Zubereitung dieses Gebäcks zu großer Meisterschaft gebracht, und wenn er mit der Butter ein wenig verschwenderisch umging, so tat das außer Mr. Urquhart niemandem weh. Daß man auf den Mord zu sprechen kam, war nur natürlich. Nichts paßt so schön zu einem knisternden Feuer und gebutterten Crumpets wie ein Regentag draußen und ein angenehm grusliges Gespräch drinnen. Je heftiger der Regen und je grusliger das Thema, desto besser schmeckt es. Im gegebenen Falle waren die Voraussetzungen für einen angenehmen Nachmittag bestens erfüllt.
    »Schrecklich blaß war er, wie er reinkam«, sagte Mrs. Pettican, die Köchin. »Ich hab ihn gesehen, wie sie mich gerufen haben, daß ich die Wärmflaschen raufbringen soll. Drei Stück, eine für die Füße, eine unterm Rücken und die große aus Gummi auf dem Bauch. Ganz weiß war er und hat gebibbert, und wie elend er war, davon machen Sie sich gar keine Vorstellung. Und gestöhnt hat er, daß es einen jammern konnte.«
    »Für mich sah er grün aus, Mrs. Pettican«, sagte Hannah Westlock, »oder grünlich-gelb könnte man vielleicht auch sagen. Ich hab schon gedacht, er kriegt die Gelbsucht – so was wie diese Anfälle, die er im Frühjahr schon mal hatte.«
    »Da hat er ja auch ausgesehen«, pflichtete die Köchin ihr bei, »aber gar nichts gegen dieses letzte Mal. Und die Schmerzen und die Krämpfe in den Beinen, das war schon grausig. Das ist ja auch Schwester Williams gleich aufgefallen – eine nette junge Frau war das, nicht so hochnäsig wie manche andere, die ich beim Namen nennen könnte. ›Mrs. Pettican‹, sagt sie zu mir, und das finde ich ja schon viel wohlerzogener, als wenn sie einen einfach ›Köchin‹ nennen, wie die meisten, als ob sie einem das Gehalt zahlten für das Recht, einen nicht mehr mit Namen zu rufen – ›Mrs. Pettican‹, sagt sie, ›so was wie diese Krämpfe hab ich noch nie gesehen, nur einmal‹, sagt sie, ›da war’s haargenau wie hier, und denken Sie an meine Worte, Mrs. Pettican, diese Krämpfe sind nicht umsonst da‹. Ach ja, und ich hab damals gar nicht begriffen, was sie damit gemeint hat!«
    »Das kommt bei Arsenvergiftung häufig vor – wenigstens sagt das Seine Lordschaft«, antwortete Bunter. »Ein sehr unschönes Symptom. Hatte er so etwas früher schon einmal?«
    »Nicht direkt Krämpfe«, sagte Hannah, »obwohl ich mich noch erinnern kann, wie er im Frühjahr krank war, da hatte er auch so Zuckungen in den Händen und Füßen und ein Gefühl, als wenn lauter Nadeln drinsteckten, soweit ich ihn verstanden habe. Das war so unangenehm für ihn, denn er mußte doch gerade so einen eiligen Artikel fertig schreiben, und wo obendrein noch seine Augen so schlecht waren, da muß das eine richtige Qual für ihn gewesen sein. Der Arme!«
    »Soweit ich dem Gespräch des Anklagevertreters mit Sir James Lubbock entnehmen konnte«, sagte Mr. Bunter, »scheint dieses Nadelkissengefühl in Verbindung mit den schlechten Augen ein Zeichen dafür zu sein, daß er regelmäßig Arsen verabreicht bekam, wenn ich es einmal so ausdrücken darf«.
    »Eine grundschlechte Frau muß das gewesen sein«, sagte Mrs. Pettican, »– nehmen Sie doch noch ein

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