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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Crumpet, Mr. Bunter, doch, bitte – die arme Seele so langsam zu Tode zu quälen. Wenn man einem in der Wut eins über den Schädel gibt oder zum Küchenmesser greift, das kann ich ja noch verstehen, aber einen Menschen so schrecklich langsam vergiften, das kann nur ein Teufel in Menschengestalt tun, sage ich.«
    »Teufel ist das richtige Wort, Mrs. Pettican«, gab der Besucher ihr recht.
    »Und so eine Gemeinheit«, sagte Hannah. »Mal ganz abgesehen davon, daß sie den armen Menschen so qualvoll umgebracht hat, können wir alle nur einer gütigen Vorsehung danken, daß der Verdacht nicht auf uns fiel.«
    »Und wie«, bestätigte Mrs. Pettican. »Wissen Sie, als Mr. Urquhart uns gesagt hat, daß sie den armen Mr. Boyes ausgegraben haben und er ganz voll von diesem schrecklichen Arsen war, da hat mich so der Schlag getroffen, daß sich das ganze Zimmer um mich herum gedreht hat wie ein Karussell. ›Sir!‹ sag ich. ›So was in unserem Haus!‹ Das hab ich gesagt, und er hat geantwortet: ›Ich will es wirklich nicht hoffen, Mrs. Pettican.‹«
    Mrs. Pettican war mit der Macbeth-Atmosphäre, die sie der Geschichte gegeben hatte, hochzufrieden und fuhr fort:
    »Jawohl, das hab ich zu ihm gesagt. ›In unserm Haus‹, hab ich gesagt, und ich kann Ihnen versichern, ich hab drei Nächte darauf kein Auge zugetan, vor lauter Polizei und Angst und was weiß ich.«
    »Aber Sie hatten ja nun gar keine Schwierigkeiten, zu beweisen, daß es nicht in diesem Haus passiert war«, half Bunter nach. »Miss Westlock hat doch beim Prozeß so fabelhaft ausgesagt, daß es dem Richter und den Geschworenen gar nicht mehr klarer werden konnte. Der Richter hat Ihnen sogar noch gratuliert, Miss Westlock, und nach meiner Überzeugung hat er viel zu wenig gesagt – so klar und sicher, wie Sie da vor dem ganzen Gericht gesprochen haben!«
    »Na ja, zu den Schüchternen hab ich noch nie gehört«, gestand Hannah, »und dann waren wir ja alles so genau durchgegangen, mit Mr. Urquhart und mit der Polizei, da wußte ich doch schon, was sie mich fragen würden, und war sozusagen bestens vorbereitet.«
    »Ich habe mich wirklich gewundert, wie Sie noch jede kleinste Einzelheit wußten, wo doch alles schon so lange zurücklag«, sagte Bunter voll Bewunderung.
    »Ach ja, sehen Sie, Mr. Bunter, gleich am nächsten Morgen, nachdem Mr. Boyes krank geworden war, ist doch Mr. Urquhart hier zu uns heruntergekommen, und da auf diesem Stuhl hat er gesessen und so freundlich gesagt, als ob Sie es selbst wären: ›Ich fürchte, Mr. Boyes ist sehr krank‹, sagt er. ›Er meint, er muß was gegessen haben, was ihm nicht bekommen ist‹, sagt er, ›und es könnte vielleicht das Hühnchen gewesen sein. Und darum‹, sagt er, ›möchte ich, daß Sie, Mrs. Pettican, mit mir zusammen noch einmal alles durchgehen, was wir gestern abend gegessen haben, dann kommen wir vielleicht darauf, was es gewesen sein kann‹ – ›Also, Sir‹, sag ich, ›ich kann mir nicht vorstellen, daß Mr. Boyes hier etwas Unbekömmliches gegessen hat, denn die Köchin und ich haben genau dasselbe gegessen, von Ihnen mal ganz abgesehen, Sir, und es war alles so gut, daß es gar nicht besser hätte sein können‹, hab ich gesagt.«
    »Und dasselbe hab ich auch gesagt«, fiel die Köchin ein.
    »Es war doch auch ein so einfaches, schlichtes Essen – keine Austern oder Muscheln oder so was, denn das ist ja für manche Leute Gift, das weiß man; nein, nur eine gute, kräftige Suppe, ein bißchen Fisch und ein geschmortes Hühnchen, mit Rüben und Karotten im eigenen Saft gegart, und ein Omelett hinterher – was hätte leichter und besser sein können? Natürlich gibt es Leute, die können Eier in gar keiner Form vertragen, so war’s bei meiner Mutter auch, der brauchte man nur ein Stück Kuchen zu geben, der mit Eiern gemacht war, schon wurde sie krank und kriegte Ausschlag, wie bei Nesselfieber, da konnte man nur staunen. Aber Mr. Boyes liebte Eier über alles, und Omeletts waren sein besonderes Lieblingsgericht.«
    »Ach ja, er hat doch an dem Abend das Omelett sogar selbst zubereitet, nicht?«
    »Hat er«, sagte Hannah, »das weiß ich noch genau, denn Mr. Urquhart hat noch extra gefragt, ob die Eier auch ganz frisch sind, und ich hab ihn daran erinnert, daß er sie selbst am Nachmittag aus dem Laden an der Ecke Lamb’s und Conduit Street mitgebracht hat, wo sie die Eier immer frisch vom Bauern bekommen, und ich hab ihm gesagt, daß eins davon ein bißchen

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