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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zu haben. Der Glaube versetzt Berge, wie wir gelernt haben.«
    »Dann bieten Sie um Himmels willen alles an Glauben auf, was Sie haben«, meinte Wimsey düster, »denn soviel ich sehe, gilt es hier den Himalaja mitsamt Alpen, einem Stückchen Kaukasus und ein paar Zipfeln Rocky Mountains auf einmal zu versetzen.«
    »Sie können sich darauf verlassen, daß ich alles tun werde, was in meinen armseligen Kräften steht«, antwortete Miss Climpson, »und ich werde unsern Vikar bitten, eine besondere Messe zu lesen für einen, der eine schwierige Aufgabe angeht. Wann soll ich aufbrechen?«
    »Sofort«, sagte Wimsey. »Ich denke, Sie fahren am besten als Sie selbst und steigen in einem Hotel ab – nein, in einer Pension; da wird mehr geklatscht. Ich weiß nicht viel über Windle, nur daß dort eine Schuhfabrik ist, außerdem eine schöne Landschaft, aber groß ist es nicht, und ich könnte mir vorstellen, daß dort jeder über Mrs. Wrayburn Bescheid weiß. Sie ist sehr reich und war in jüngeren Jahren berüchtigt. Die Person, an die Sie sich halten müssen, ist die Frau – so eine muß es geben –, die sie pflegt und versorgt und sozusagen immer um sie herum ist. Wenn Sie deren besondere Schwäche herausfinden, treiben Sie einen Keil hinein, so tief es geht. Ach übrigens – es könnte sein, daß sich das Testament gar nicht dort befindet, sondern bei einem Rechtsanwalt namens Urquhart, der seine Praxis hier in der Bedford Row hat. Wenn, dann können Sie nur zu bohren anfangen und soviel Nachteiliges über ihn herausquetschen, wie Sie können – alles, was es gibt. Er ist Mrs. Wrayburns Großneffe und besucht sie hin und wieder.«
    Miss Climpson notierte sich diese Anweisungen.
    »Und nun trolle ich mich und überlasse alles Ihnen«, sagte Wimsey. »Nehmen Sie vom Firmenkonto, was Sie brauchen. Und wenn Sie irgend etwas Besonderes benötigen, schicken Sie mir ein Telegramm.«
     
    Kaum hatte er Miss Climpson verlassen, fühlte Lord Peter Wimsey sich erneut von Weltschmerz und Selbstmitleid gepackt, nur diesmal in Form einer sanften, alles durchdringenden Melancholie. Von seiner eigenen Ohnmacht überzeugt, beschloß er, das wenige Gute noch zu tun, das in seinen Kräften stand, bevor er sich in ein Kloster oder in die Eiswüsten der Antarktis zurückzog. Also fuhr er zielstrebig zum Scotland Yard und ließ sich bei Chefinspektor Parker melden.
    Parker saß in seinem Büro und las einen Bericht, der soeben gekommen war. Er begrüßte Wimsey mit einem Gesicht, das eher betreten als begeistert aussah.
    »Bist du wegen dieses Pulverpäckchens gekommen?«
    »Diesmal nicht«, sagte Wimsey. »Ich glaube sowieso nicht, daß wir davon je etwas hören. Nein, es handelt sich – eher um – äh – eine delikate Angelegenheit. Es geht um meine Schwester.«
    Parker fuhr zusammen und stieß den Bericht beiseite.
    »Um Lady Mary?«
    »Äh – ja. Ich höre, Sie geht manchmal mit dir aus – äh – zum Essen – und so weiter, ja?«
    »Lady Mary hat mich – das eine oder andere Mal – mit ihrer Gesellschaft beehrt«, sagte Parker. »Ich hatte nicht gedacht – ich wußte nicht – das heißt, ich war davon ausgegangen –«
    »Ah, ja – hast du überhaupt jemals was gedacht? Das ist nämlich hier die Frage«, sagte Wimsey ernst. »Sieh mal, Mary ist ein sehr nettes Mädchen, auch wenn ich als ihr Bruder das sage, und –«
    »Ich versichere dir«, sagte Parker, »daß es nicht nötig ist, mir das zu sagen. Glaubst du vielleicht, ich würde ihre Freundlichkeit mißverstehen? Es ist heutzutage durchaus Sitte, daß auch Frauen von höchster Moral gelegentlich ohne weitere Begleitung mit Freunden ausgehen, und Lady Mary hat–«
    »Ich rede nicht von einem Chaperon«, sagte Wimsey.
    »Das würde Mary sich erstens nicht bieten lassen, und zweitens halte ich es auch für Quatsch. Aber als ihr Bruder und so – eigentlich wäre das ja Geralds Aufgabe, aber Mary und er kommen nicht so gut miteinander aus, wie du weißt, und ihm würde sie wahrscheinlich keine Geheimnisse ins Öhrchen flüstern, besonders wo Helen es dann alles brühwarm erfahren würde – was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja – als Marys Bruder, sieh mal, halte ich es sozusagen für meine Pflicht, einzuspringen und da und dort das richtige Wort fallen zu lassen.«
    Parker bohrte nachdenklich die Feder ins Löschpapier.
    »Laß das«, sagte Wimsey, »das hält keine Feder aus. Nimm einen Bleistift.«
    »Ich glaube«, sagte Parker, »ich hätte nicht annehmen

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