Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
Washington.«
    »George Washington?«
    »Haha!« (Der Tisch begann derart zu bocken, daß das Medium ihn kaum noch halten zu können schien. Miss Booth, die bis dahin die Unterhaltung mitgeschrieben hatte, legte jetzt die Hände wieder auf den Tisch, der sofort seine Possen einstellte und nur noch sanft schaukelte.)
    »Wer ist jetzt da?«
    »Pongo.«
    »Wer ist Pongo?«
    »Euer Kontrollgeist.«
    »Wer hat da eben mit uns gesprochen?«
    »Böser Geist. Ist jetzt weg.«
    »Ist Harry noch da?«
    »Fort.«
    »Möchte sonst noch jemand sprechen?«
    »Helen.«
    »Was für eine Helen?«
    »Weißt du nicht mehr? Maidstone.«
    »Maidstone? Ach, du meinst Ellen Pate?«
    »Ja, Pate.«
    »Kaum zu glauben! Guten Abend, Ellen. Wie schön, von dir zu hören.«
    »Denk an den Krach.«
    »Du meinst den großen Krach im Schlafsaal?«
    »Kate böses Mädchen.«
    »Nein, ich erinnere mich an keine Kate, außer Kate Hurley. Die meinst du doch nicht, oder?«
    »Böse Kate. Licht aus.«
    »Ach, jetzt weiß ich, was du meinst! Den Kuchen, nachdem das Licht aus war.«
    »Stimmt.«
    »Du bist immer noch sehr schlecht in Rechtschreibung, Ellen.«
    »Miss – Miss –«
    »Mississippi? Hast du’s noch immer nicht gelernt?«
    »Komisch.«
    »Sind schon viele aus unserer Klasse da, wo du bist?«
    »Alice und Mabel. Lassen grüßen.«
    »Wie lieb von ihnen. Grüße sie auch.«
    »Alle lieb. Liebe, Blumen, Sonne.«
    »Was meinst –«
    »P«, machte der Tisch ungeduldig.
    »Ist das wieder Pongo?«
    »Ja. Müde.«
    »Möchtest du, daß wir aufhören?«
    »Ja. Ein andermal.«
    »Na schön. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Das Medium lehnte sich mit einem durchaus gerechtfertigten Ausdruck völliger Erschöpfung in den Sessel zurück. Es ist sehr ermüdend, die Buchstaben des Alphabets zu klopfen, und außerdem fürchtete sie, die Seifendose könne verrutschen.
    Miss Booth knipste das Licht an.
    »Oh, war das wunderbar!« sagte sie.
    »Haben Sie die Antworten bekommen, die Sie haben wollten?«
    »Aber ja. Haben Sie sie nicht gehört?«
    »Ich bin nicht immer mitgekommen«, sagte Miss Climpson.
    »Das Zählen ist ein bißchen schwierig, bis man sich daran gewöhnt hat. Sie müssen furchtbar müde sein. Wir hören jetzt auf und machen uns einen Tee. Das nächstemal können wir vielleicht mit der Ouijatafel arbeiten. Damit dauert es nicht annähernd so lange, bis man die Antworten hat.«
    Miss Climpson ließ sich das durch den Kopf gehen. Gewiß wäre es weniger ermüdend, aber sie war nicht sicher, ob sie damit umgehen konnte.
    Miss Booth setzte Wasser auf und sah auf die Uhr.
    »Meine Güte! Es ist schon gleich elf. Wie die Zeit verflogen ist! Jetzt muß ich aber ganz schnell hinauf und nach meinem Schützling sehen. Möchten Sie inzwischen die Fragen und Antworten lesen? Ich glaube nicht, daß ich lange fort bin.«
    Soweit ganz zufriedenstellend, dachte Miss Climpson. Das Vertrauen war hergestellt. In wenigen Tagen würde sie ihren Plan ausführen können. Aber beinahe wäre sie über George gestolpert. Und es war dumm von ihr gewesen, »Helen« zu sagen. Nellie wäre auch gegangen – vor fünfundvierzig Jahren hatte es in jeder Klasse eine Nellie gegeben. Aber schließlich kam es gar nicht darauf an, was man sagte – die andere würde einem in jedem Fall heraushelfen. Mein Gott, wie taten ihr die Arme und Beine weh! Müde fragte sie sich, ob sie wohl jetzt den letzten Bus verpaßt hatte.
    »Ich fürchte, ja«, sagte Miss Booth, als ihr bei ihrer Rückkehr diese Frage gestellt wurde. »Aber wir rufen ein Taxi. Natürlich auf meine Kosten, meine Liebe. Doch, ich bestehe darauf, wo Sie doch so nett waren, hier herauszukommen, nur um mir eine Freude zu machen. Finden Sie nicht, daß diese Kommunikationen einfach wundervoll sind? Harry hat sich noch nie gemeldet – armer Harry! Ich fürchte, ich war sehr unfreundlich zu ihm. Er hat geheiratet, aber Sie sehen, er hat mich nie vergessen. Er wohnte in Coventry, und darüber haben wir immer einen Witz gemacht – auf den hat er angespielt mit dem, was er sagte. Ich frage mich nur, was für eine Alice und Mabel das waren. Wir hatten eine Alice Gibbons und eine Alice Roach – beides so nette Mädchen; Mabel muß Mabel Herridge sein, glaube ich. Sie hat vor -zig Jahren geheiratet und ist nach Indien gegangen. Ihren Frauennamen weiß ich gar nicht, und ich habe seitdem auch nie wieder von ihr gehört, aber sie muß in die andere Welt eingegangen sein. Pongo ist ein neuer Kontrollgeist. Wir müssen ihn mal

Weitere Kostenlose Bücher