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Starkes Gift

Starkes Gift

Titel: Starkes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nennt, eine Botschaft erhalten, die angeblich von meinem seligen Mann kam. Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich dabei empfunden habe. Daß der Name des Generals in aller Öffentlichkeit in Verbindung mit diesem verbrecherischen Humbug genannt wurde! Und natürlich war alles von A bis Z erfunden, denn der General wäre der letzte gewesen, der mit solchem Treiben etwas hätte zu tun haben wollen. ›Gemeingefährlichen Quatsch‹ hat er es in seiner direkten militärischen Art immer genannt. Und als ich, seine Witwe, mir dann noch sagen lassen mußte, er sei in Mrs. Craigs Haus gekommen und habe Akkordeon gespielt und gesagt, wir sollten für ihn beten, um ihn aus der Verdammnis zu erlösen, da konnte ich das nur noch als gewollte Beleidigung ansehen. Der General war ein regelmäßiger Kirchgänger und ein erklärter Feind von Gebeten für die Toten und alles Papistische; und daß er an einem wenig erstrebenswerten Ort gewesen wäre, dazu kann ich nur sagen, daß er der beste Mensch war, höchstens ab und zu ein bißchen grob. Und von wegen Akkordeon, da will ich doch hoffen, daß er da, wo er ist, etwas Besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß.«
    »Einfach schändlich, so etwas«, sagte Miss Tweall.
    »Wer ist denn diese Mrs. Craig?« fragte Miss Climpson.
    »Das weiß niemand«, antwortete Mrs. Pegler vielsagend.
    »Angeblich soll sie eine Arztwitwe sein«, sagte Mrs. Liffey.
    »In meinen Augen«, sagte Miss Tweall, »ist sie kein bißchen besser als ihr Ruf.«
    »Eine Frau in ihrem Alter«, sagte Mrs. Pegler, »mit rot gefärbten Haaren und Ohrringen bis auf den Boden –«
    »Und in was für unmöglichen Kleidern sie herumläuft«, sagte Miss Tweall.
    »Und was für merkwürdige Leute sie manchmal bei sich hat«, sagte Mrs. Pegler. »Sie erinnern sich doch wohl noch an diesen schwarzen Mann, Mrs. Liffey, der einen grünen Turban auf dem Kopf hatte und seine Gebete im Vorgarten verrichtete, bis die Polizei eingriff?«
    »Ich möchte nur gern mal wissen«, sagte Miss Tweall, »woher sie ihr Geld bekommt.«
    »Wenn Sie mich fragen, meine Liebe, dann ist diese Frau eine Schwindlerin. Weiß der Himmel, wozu sie die Leute bei diesen spiritistischen Sitzungen überredet.«
    »Aber was hat sie nach Windle geführt?« fragte Miss Climpson. »Ich hätte gedacht, London oder eine andere Großstadt wäre ein besseres Pflaster für sie gewesen, wenn sie so eine ist, wie Sie sagen.«
    »Ich würde mich nicht wundern, wenn sie sich hier nur versteckt hielte«, meinte Miss Tweall düster. »Es kann einem nämlich auch irgendwo das Pflaster zu heiß werden.«
    »Ohne Ihre pauschale Verurteilung ganz zu übernehmen«, sagte Miss Climpson, »muß ich Ihnen zustimmen, daß die psychologische Forschung in den falschen Händen wirklich sehr gefährlich werden kann, und nach allem, was mir Miss Booth erzählt hat, habe ich meine Zweifel, ob Mrs. Craig die geeignete Anleitung für Unerfahrene ist. Ja, ich halte es sogar für meine Pflicht, Miss Booth die Augen zu öffnen, und genau das bin ich bestrebt zu tun. Aber wie Sie wissen, muß man dabei sehr taktvoll vorgehen – sonst fordert man sozusagen nur den Widerspruch des Betreffenden heraus. Der erste Schritt muß sein, Vertrauen zu gewinnen, dann kann man vielleicht Schritt für Schritt auf eine gesündere Einstellung hinwirken.«
    »Sie haben ja so recht«, bestätigte Miss Etheredge ihr eifrig, wobei in ihren blaßblauen Augen fast so etwas wie Leben aufleuchtete. »Ich wäre selbst einmal beinahe unter den Einfluß einer schrecklichen, betrügerischen Person geraten, bis meine liebe Freundin mir einen besseren Weg zeigte.«
    »Kann sein«, sagte Mrs. Pegler, »aber in meinen Augen läßt man von der ganzen Sache am besten die Finger.«
    Unbeirrt von diesem ausgezeichneten Ratschlag hielt Miss Climpson ihre Verabredung ein. Nach einem angeregten Tischrücken erklärte Pongo sich bereit, sich mit ihnen über die Ouijatafel zu unterhalten, obwohl er sich anfangs ziemlich unbeholfen damit anstellte. Er schrieb dies jedoch der Tatsache zu, daß er auf Erden nie schreiben gelernt habe. Gefragt, wer er sei, erklärte er, er sei ein italienischer Akrobat aus der Renaissance, und sein vollständiger Name laute Pongocelli. Er habe ein betrüblich unstetes Leben geführt, sich dann jedoch vor der Verdammnis gerettet, indem er sich heldenhaft geweigert habe, zur Zeit der großen Pest von Florenz ein krankes Kind alleinzulassen. Er habe auch die Pest bekommen und sei daran gestorben,

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